2019 erschien das 2 Personen Kriegsspiel Undaunted Normandie. Ein Kartendeckbauspiel im Schauplatz des 2 Weltkriegs, dass damals gute Resonanz erhielt. "Spannende Gefechte mit taktischer Färbung treffen hier auf unkomplizierte Regeln, die dennoch etwas Tiefe mitbringen.", schrieb Christian Renkel in seiner Wertung.
Undaunted: North Africa ist der Nachfolger und handelt von der britischen Long Range Desert Group, die in Afrika Erkundungen und Sondereinsätze durchführt. Demgegenüber stehen die Italiener.
Ob Undaunted: North Africa an die Begeisterung von Normandie anknüpfen kann oder im Schauplatz der Kriegsspiele versagt, dass schauen wir uns jetzt mal an.
Die Spieler wählen ein Kriegsszenario aus und bauen dieses nach Bildvorlage und Kartentabelle auf. Jeder Spieler erhält ein infividuelkes Kartendeck und einen Reservebereich mit Soldaten, sowie die vorgegebenen Fahrzeuge. Das Spielziel ist je nach Szenario und Spielerwahl (Italian oder LRDG) unterschiedlich. Meistens geht es darum bestimmte Soldaten zu neutralisieren oder Objekte zu kontrollieren.
Und schon beginnt der Kampf. Die Spieler ziehen die ersten 5 Karten von ihrem Deck und wählen eine davon zur Bestimmung der Initiative aus. Diese ist an der linken oberen Zahl der Karten erkennbar. Die für die Initiative eingesetzten Soldatenkarten müssen anschließend abgeworfen werden und können nicht für die aktiven Spielzüge genutzt werden.
Der Spieler mit der höheren Initiative beginnt die Spielrunde. Er spielt nacheinander alle seine Handkarten aus und führt je eine der möglichen Kartenaktionen durch. Danach folgt der 2 Spieler. Die Runde endet und die nächste Runde beginnt auf die gleiche Weise. Der Spieler, der als erstes sein Ziel erreicht hat, geeinnt.
Um sich auf dem Kriegsfeld fortbewegen zu können, müssen
Spielabschnitte zuerst erkundet werden. Nur Soldaten mit der Aktion "stalk" können unentdeckte Abschnitte betreten. Manche Abschnitte sind für Fahrzeuge nicht passierbar und können nur von Soldaten überquert werden. Aber Achtung für jede Erkundung erhält der Spieler eine "Fog of War" Karte, die sein Kartendeck unbrauchbarer werden lässt.
Kämpfe werden mit 10 seitigen Würfeln bestimmt. Das Resultat berechnet sich aus der höchsten gewürfelten Augenzahl und dem Verteidigungswert. Dieser ist je nach Soldat, Fahrzeug und Abschnitt auf dem sich der Soldat befindet unterschiedlich hoch. Zudem ist der Angriff schwieriger, wenn aus weiterer Entfernung angegriffen wird. Angriffe auf Soldaten, Fahrzeuge und Objekte unterscheiden sich durch verschiedene Aktionen. Angriffe können scheitern, zu einer Unterdrückung führen oder zu einer Eliminierung.
Um das Kartendeck optimieren zu können und verlorene Soldaten durch die Reserve zu ersetzen gibt es verschiedene Unterstützungsaktionen.
Zudem gibt es die Möglichkeit Fahrzeuge zu reparieren und Sitzplätze zu tauschen.
Fazit:
Wer Undaunted Normandie bereits kennt, wird sich schnell in das einfache und übersichtliche Regelwerk einfinden und sich an den neuen Manövern durch den Einsatz von Fahrzeugen erfreuen.
Diese bringen dem Spiel einerseits weitere Aktionsmöglichkeiten durch die Fahrzeugaktionen und schränken gleichzeitig die Flexibilität der Soldaten ein. Mit den Fahrzeugen lassen sich zwar mehrere Soldaten gleichzeitig fortbewegen, aber bestimmte Geländeabschnitte sind für Soldaten nicht passierbar, so dass geschickt zwischen Fahrzeugnutzung und Fußmarsch variiert werden muss. Die Nutzung der Fahrzeugaktionen ist dabei auf die Sitzordnung festgelegt, so dass nicht jeder Soldat im Fahrzeug alle Aktionen nutzen kann. Wer sein Fahrzeug also gut voran bringen möchte, muss entweder sein Deck mit den entsprechenden Soldaten, auf den passenden Sitzplätzen, optimieren oder häufiger die Sitzplätze tauschen. Das Sitzplatz tauschen nimmt jedoch die Möglichkeit für eine Kampfaktion, was wiederum dem Gegner einen Vorteil einbringen kann.
Aus diesem Grund sollte das Kartendeck wohlüberlegt zusammengestellt werden, denn jede zusätzliche Karte im Deck macht das Deck weniger berechenbarer und somit weniger effizient. Andererseits bietet ein schlankes Deck weniger Optionen und setzt die Flexibilität herab. Hinzu kommt, dass in Undaunted: North Africa ein Soldatenplättchen auch nur einen Soldaten darstellt und wenn dieser vom Spielfeld entfernt wird, alle dazugehörigen Kampfkarten aus dem Spiel kommen und auch nicht wieder zurückkommen können.
Diese Mischung aus taktischer Planung auf dem Kriegsfeld und Optimierung des Kartendecks macht den Reiz von Undaunted aus.
Aber nicht nur das eigene Kartendeck sollte im Blick behalten werden, ein wachsamer Kommander hält stets ein Fernglas auf den Gegner und beobachtet welche Karten dieser ausgespielt hat jnd welche er noch im Deck haben könnte. Somit lassen sich die feindlichen Feldzüge einschätzen.
Der Spielverlauf von Undaunted: North Africa spiegelt sich somit mehr im geschickten manövrieren wieder, als im wilden drauf los schießen.
Da die Trefferchance für einen Angriff meist geringer ist als die Möglichkeit den Gegner zu unterdrücken, ist der passivere Angriff oftmals gewinnbringender. Der Soldat oder das Fahrzeug ist somit erstmal keine Gefahr mehr und der Gegner muss eine Aktion zum aktivieren verbrauchen. Darüber hinaus haben nur die wenigsten Szenarien die vollständige Beseitigung des Gegners zum Ziel.
In unseren ersten Spielrunden war die Deckoptimierung gefühlt eine wirre Katastrophe. Das Deck wurde einfach irgendwie optimiert und die Soldaten planlos ins Kriegsgebiet geschickt. Erst während dieser sehr lehrreichen Spielrunden erkannten wir die Möglichkeiten und Zusammenhänge, insbesondere der Fahrzeugoptionen und die taktische Spieltiefe von Undaunted: North Africa. Auch die Spielziele und die Möglichkeiten erschienen uns zunächst einseitig und nicht immer gerecht verteilt. Diese Einstiegsrunden bringen noch nicht das volle Potential und die ganze Spielfreude hervor, weshalb ich jedem Neueinsteiger rate, sich von den ersten Spielpartien nicht entmutigen zu lassen.
Der Spielaufbau und die Spielkarten in Undaunted: North Africa sind schlicht und übersichtlich gehalten. Es gibt wenig Kriegsdetails, keine Miniaturen (sondern nur Pappbilder) oder Kriegsverherrlichungen. Spieler die auf eine detailreiche Darstellung durch Miniaturen und Bilder wert legen, werden Undaunted: North Africa wohl eher als plump und leblos wahrnehmen. Auch die schießfreudigen Spieler, denen es in einem Kampfspiel hauptsächlich um den Kampf an sich, das töten und einen Blutrausch geht, werden hier nicht glücklich werden. Undaunted: North Africa legt hier gezielt den Schwerpunkt auf die strategische Planung eines Kriegsmanövers.
Auffallend sind jedoch die individuellen Soldatenbilder, die sogar mit Namen versehen wurden. Durch diese Personenzentrierung wird ein Bezug zu den Soldat geschaffen und ein Bewusstsein für den ernst des Spiels. Geht es letztlich doch um Menschenleben, die auf dem Spielplan hin und her kommandiert werden und um persönliche Schicksale, wenn die Soldaten fallen. Diese persönliche Ebene schafft Spannung und Emotionen und wird durch die Aufforderung am Spielende die Heroic Contribution zu würdigen, noch verstärkt.
Undaunted: North Africa ist ein taktisches und fesselndes zwei Personen-Kriegsspiel, dass seinem Vorgänger in nichts nach steht und durch die Erweiterung von Kriegsfahrzeugen neue Möglichkeiten und Tiefen mit sich bringt.
Für uns ein gelungenes Spiel, das sicherlich wieder auf den Tisch kommt.
Bei den Golden Geek Awards 2020 wurde Undaunted: North Africa als bestes 2 Spieler Spiel ausgezeichnet und landete bei der Wahl zum besten Wargame auf dem 2 Platz.
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Undaunted: North Africa von Trevor Benjamin und David Thompson
Erschienen bei Osprey Games (deutsch Giant Roc)
Für 2 Spieler in ca. 45 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Giant Roc)
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