Sie kamen auf diesen Planeten und wählten euch aus.
Sie haben euer Volk erhoben und großen Wohlstand versprochen.
Sie gaben euch die Weisheit und die Ressourcen, um eure
Städte in den Himmel zu bauen. Sie lehrten euch die Wege der Kultur, Wissenschaft und
Kriegsführung. Sie versprachen Wissen für jeden, der es lernen wollte.
Komm, Archon, führe deine Bürger zum Sieg, unter den wachsamen Augen der Erbauer, unseren Wohltätern von jenseits des Himmels.
Diese epische Einleitung erwartet euch bei Origins: First Builders von Board & Dice. Der Autor ist niemand geringeres als Adam Kwapinski und diesen Herrn kennt man von Titeln wie Lords of Hellas und Nemesis. Erwartet uns mit Origins ein Spiel gleichen Kalibers? 1-4 Spieler ab 14 Jahren können mitmischen und sollten gut 90-120 Minuten Zeit mitbringen. Gestalterisch umgesetzt wurde es von Zbigniew Umgelter und Aleksander Zawada.
[THEMA & MECHANIK]
In gewisser Weise habe ich die beiden o.g. Spiele ganz bewusst genannt, denn thematisch könnte man meinen, dass Origins sich an diesen Titel ein wenig orientiert. Vor vielen vielen vielen Jahren kamen außerirdische Mutterschiffe auf unseren Planeten und haben den damaligen Völkern das nötige Know-How gebracht, um prächtige Bauten zu gestalten und eine Kultur zu entwickeln. Untereinander kämpfen wir nun aus, welches Volk dieses Know-How am besten einzusetzen vermag.
Im Spiel schicken wir also unsere Bewohner in Form von farbigen Würfeln zu den fünf gelandeten Mutterschiffen, die uns jeweils verschiedene Aktionsmöglichkeiten geben (je Partie kann man diese anders zuordnen). Die Mutterschiffe, dargestellt als recht hübsche, drehbare Plastikringe geben vor welchen Wert der Würfel mindestens haben muss, um diese Aktion nutzen zu dürfen. Ist die Augenzahl zu niedrig kann ich das durch Abgabe von Gold ausgleichen. Zum Ende der Aktion dreht man dann das Mutterschiff eine Stelle weiter, so dass der nächste Spieler einen höheren Wert haben muss. Sollte die Würfelfarbe mit dem Mutterschiff übereinstimmen darf man sogar eine Extra Aktion ausführen. Was gibt es so für Aktionen? Ganz einfach: Rohstoffe einnehmen, hier gibt es Stein, Nahrung und Weisheit. Und Gold. Gold ist der Joker unter den Rohstoffen. Klassiker oder? Mit Hilfe der Aktionen kann ich aber auch meine militärische Macht ausbauen. Dies ist dargestellt mit einem Track rund um eine Arena, auf der ich dann voranschreite. Die Aktion “Angriff” nutzt ebenfalls diesen Track und zwar je nach Position auf diesem, erhalte ich zunächst Boni und dann je 1 Siegpunkt für jeden Mitspieler, welcher hinter mir positioniert ist, sowie jeweils einen Siegpunkt für jede Grenze, die ich überschreiten konnte. Eine weitere Möglichkeit ist es ein Gebäude zu kaufen. Hier gibt es eine Auslage aus der ich mir ein Gebäude-Plättchen aussuchen kann und entsprechend der Position Weisheit abgeben muss und Steine um es endgültig in meine Stadt zu bauen. Jeder Spieler beginnt bereits mit einem Palast- und einem Agora-Plättchen, an welche ich nun weitere Plättchen anlegen kann. Nach dem Bau kann ich häufig noch die spezielle Fähigkeit des jeweiligen Gebäudes verwenden. Alternativ kann ich jedes Plättchen drehen und als Farm bauen, das kostet mich nichts, kann aber evtl aufkommende Lücken schneller schließen.
Gegen Abgabe von einem Stein kann ich aber auch zwei Stellen auf eine der drei Tempelleisten nach oben schreiten, die wiederum mit Sternzeichen-Karten verknüpft sind. Bin ich auf einer Leiste vorangeschritten bekomme ich die jeweilige Karten und darf so lange, den dort genannten Vorteil nutzen. Sobald aber jemand anders sich auf der Leiste bewegt, bekommt dieser die Karte. Und natürlich kann ich mir auch weitere Einwohner-Würfel holen, die evtl. ebenfalls Weisheit kosten. Allerdings muss ich dafür freie Würfelhalter haben. Diese kann ich durch Abgabe von Lebensmitteln erhalten. Und zu guter Letzt kann ich Nahrung abgeben um den Wert eines Einwohners zu erhöhen oder mich auf dem Militärtrack vorzubewegen. Dazu gibt es noch sogenannte Sprecher-Würfel, die sind weiß und somit keinem Ort zugewiesen und ermöglichen eine Extra-Aktion. Und ich kann auch meinen Archon (den Anführer) schicken, welcher keine Einschränkungen in der Verwendung hat. Das alles kann man also schon allein mit den Würfeln bei den Mutterschiffen anstellen, aber das ist noch nicht alles. Ich kann auch einen Bezirk in meiner Stadt abschließen und zwar immer dann, wenn ich vier Gebäudeplättchen in einer 2x2 Anordnung liegen habe und zwischen den Plättchen eine Lücke in Würfelgröße entsteht. In einer offene Auslage gibt es Karten, die für Boni Anordnungen von bestimmten Gebäude-Farben vorgeben, hab ich eine solche eingehalten, erhalte ich entsprechend Siegpunkte. Des Weiteren muss ich einen Bewohner-Würfel nun fest in diese Lücke vom Bezirk platzieren. Als Belohnung kann ich nun gleichfarbige Gebäude angrenzend zum Würfel aktivieren und nutzen.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind die Türme an meinem Palast, die ich ebenfalls durch Gold verändern kann. Am Spielende wird dann die Anzahl der Turmscheiben mit der Augenzahl des jeweiligen Würfel in meinen Bezirken multipliziert. So erweitern wir also unsere Bevölkerung, bauen unsere Stadt aus und stärken unsere militärische Leistung. Das Spiel endet sobald ein Spieler in allen drei Tempelleisten oben angekommen ist, es kein Gold über den Bezirkskarten mehr gibt, nur noch 3 oder weniger Farben an Turmscheiben vorhanden sind oder die Bewohnerwürfel nicht mehr aufgefüllt werden können. Es findet dann noch ein finales Scoring statt und der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Das Material fällt schon recht üppig aus, denn wir finden jede Menge Pappteile, Würfel, Würfelhalter und sogar simple Miniaturen. Die Qualität ist dabei stets guter Durchschnitt, so dass der Preis OVP von rund 60€ auch gehalten werden kann. Gerade Karten und Pappe sind absolut in Ordnung, die Plastikteile dagegen etwas billig. Auch das Design pendelt sich bei mir im Mittelfeld ein, ich hätte mir alles noch ein wenig thematischer vorgestellt. Nichts von dem, wirklich interessanten, Thema ist auf dem Material wirklich wieder zu erkennen. Sei es beim Brett oder auf den Ortsplättchen - alles hat eher mechanischen Nutzen als dass es thematisch unterstützt. Schade, denn gerade das Thema ist wirklich interessant. Die Anleitung ist in Ordnung und gibt keinen Grund zum Meckern.
[FAZIT]
Origins: First Builders verschenkt leider eine Menge an Potential. Das Thema ist interessant und mechanisch funktioniert das Spiel auch recht gut, aber irgendwie hat man es nicht geschafft, beides vollends zu kombinieren. Man hat nie wirklich das Gefühl eine Zivilisation aufzubauen oder ein Volk zu führen. Rein mechanisch gesehen bringt Origins Spaß - das Dice-Placement in Zusammenhang mit den Hürden, die sich je Raumschiff ändern gefällt mir z.B. richtig gut, auch das “puzzlen” der Ortsplättchen und aktivieren dieser ist eine tolle Idee. Weniger gut gefallen mir halt, die wirklich mittlerweile typischen Leisten, die für mich auch keinen thematischen Sinn ergeben. Was genau nun die Sternzeichen damit zu tun haben, hat sich mir nicht so erschlossen. Die Militärleiste hat zwar einen interessanten Kniff, aber auch das fühlt sich nicht wirklich thematisch an. Man kann jetzt sagen, dass sowas ja für Eurogames schon fast typisch sei und das Thema dort doch nie eine wichtige Rolle spielt. Dieser Aussage würde ich im Grunde auch total recht geben, aber gerade bei Origins hat man ja eigentlich viel Wert auf eine schöne Story gelegt und daher find ich es sehr schade, wenn das nicht wirklich rüberkommt. Alles in allem ist Origins ein grundsolides Spiel, gerade Freunde von Dice Placement, Plättchenlegen und Rohstoff-Verwaltung finden hier ein Spiel in dem alles sehr gut kombiniert wurde. Schade, dass halt der letzte Funken nicht vollends überspringen wollte.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 3 von 5 (Grundidee super - aber ich fühl es nicht)
Mechanik: 4 von 5 (die Hauptmechaniken bringen Spaß!)
Material: 3,5 von 5 (grundsolide - gerade in diesem Preissegment)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (die Schachtel gefällt mir optisch sehr gut und macht Lust auf mehr)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (die bunten Würfel, Plättchen und die Ufos sind schon ein Blickfang)
Anleitung: 5 von 5 (alles gut)
Zielgruppe:
Bei Origins handelt es sich um ein gehobenes Kennerspiel, man sollte also Grunderfahrung in Sachen Dice Placement und Rohstoff-Verwaltung mit sich bringen. Der Glücksanteil ist relativ gering, also auch für Experten ein Blick wert.
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Origins: First Builders von Adam Kwapinski
Erschienen bei Board & Dice
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 60-120 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Board & Dice)
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