Der Claim der Trapped-Reihe lautet: „Verwandle jeden Raum in einem Escape-Room“. Diesem Ruf sind wir gefolgt und haben mit den Materialien von Trapped mein Wohnzimmer zu dem Schauplatz eines Kunstraubes umgestaltet, von dem es zu entkommen galt. Alles was es dazu brauchte fand sich in einer festen, jedoch tütenförmigen Pappverpackung. Diese galt es vor Spielbeginn zu leeren und die verschiedenen Karten, Hefte und Gegenstände entsprechend der Anweisungen auf deren Rückseiten im Raum zu verteilen. An Hand dieser Anweisungen lässt sich das Material auch nach Spielende zurücksortieren, so dass es noch von einer weiteren Gruppe gespielt werden kann. Beim Verteilen sollte man das Material aber möglichst noch nicht anschauen. Ansonsten verschafft man sich nämlich einen kleinen Zeitvorteil. Da der Spielerfolg bei Spielen der Trapped-Reihe jedoch an Hand der Relation Hinweise/benötige Spielzeit gemessen wird, sollte man aber besser nicht lunzen. Zumindest, wenn man ehrlich erfolgreich sein will. Bei Trapped - Der Kunstraub wollen wir – nomen est omen – ein Kunstwerk stehlen und uns damit dann von dannen machen. Laut Herstellerangabe können wir dabei 2-6 Spielende sein. Faktisch ließe sich das Spiel aber auch solo spielen und mit einigen Abstrichen auch mit mehr Personen. Trapped-Spiele sind kooperative Spiele und so versuchen wir gemeinsam das Ding durchzuziehen. Einplanen sollte man dafür ein bis zwei Stunden Spielzeit. Umso mehr Personen dabei sind, umso schneller wird man aber auch zum Erfolg kommen. Mehr Augen sehen ja bekanntlich auch mehr.
Rahmenhandlung bei Der Kunstraub ist, dass die Familie Harrington eine Familie von Kunstmäzenen ist, welche jährlich eine große Ausstellung durchführt. Sohn Charles ist mit den Familienaktivitäten nicht einverstanden und hat uns deshalb damit beauftragt eines der Kunstwerke der Familie zu stehlen. Dabei hat er sich mit Informationen sehr bedeckt gehalten – das Ganze soll ja nicht auffliegen. Und so stehen wir nun in einem Raum voller Hinweise und haben keine Idee welches Kunstwerk wir stehlen sollen, wer unser*e geheime*r Helfer*in ist und wie wir wieder aus diesem Raum herauskommen. Diese Dinge gilt es nun im Laufe des Spieles herauszufinden. Symbolisch für unser Eingesperrtsein wird an der Zimmertür vor Spielbeginn auch ein Pappaufhänger mit einem Code-Schloss aufgehangen. Dieses Schloss gilt es zu knacken um dem Escape-Raum zu entkommen. Ansonsten verteilen sich im Raum noch zahlreiche Fotos sowie eine ganze Galerie von möglicherweise zu stehlenden Bildern, ein Stammbaum, ein Raumplan sowie ein Ausstellungsheft. Dazu gibt es auch noch vier Mitarbeiter*Innenausweise, welche sich die Spielenden ans Revers heften. Eine Person auf diesem Ausweisen ist unser*e Komplizin bzw. Komplize. Zusätzlich zu den eigentlichen Spielmaterialien gibt es noch eine kurze Spielanleitung, ein Hinweisheft und eine Schablone. Hinweisheft und Schablone helfen uns weiter, wenn wir irgendwo feststecken. Auf den Rückseiten der Spielmaterialien sind jeweils vier Hinweisnummern verteilt, welche sich mit Hilfe von Hinweisheft uns Schablone entschlüsseln lassen. Die ersten drei Nummern auf jedem Gegenstand führen dabei zu Tipps. Die letzte Nummer auf jedem Gegenstand sagt uns dann aber klar welche Information wir dem Gegenstand hätten entnehmen sollen. Umso mehr Hinweise wir nehmen, umso schlechter schneiden wir natürlich bei der Bewertung unseres Spielergebnisses ab.
Da wir die verschiedenen Spielmaterialien ja wie gefordert in unserem Raum ausgelegt und aufgehangen haben, kommt bei Trapped in der Tat ein Escape-Room-Gefühl auf. Alle wichtigen Informationen sind im Raum verteilt und wollen zusammengeführt werden, so dass wir letztendlich aus der Bildergalerie das richtige Bild auswählen, unsere Helfer*in erkennen und das Türschloss knacken. Es kommt dementsprechend Bewegung auf. Alle Mitspielenden verteilen sich im Raum und rufen sich ihre Erkenntnisse zu. So ganz wie in einem Escape-Room ist es aber trotzdem nicht. Das Spiel beschränkt sich im Grunde auf Logik-Rätsel. In einem richtigen Escape-Room wird ja schon oft mit Mechanik, dem Raum und sich öffnenden Kammern etc. gearbeitet. Das alles kann man imho von einem Gesellschaftsspiel wie Trapped aber auch nicht erwarten. Kunstraub hat eine UVP von 11,99€. Angesichts dessen ist das Spiel gut ausgestattet. Das meiste Material ist natürlich Pappe bzw. Papier. Es finden sich aber auch kleine Gimmicks wie Plastikclips in der Box, so dass sich die Mitarbeiter*Innenrausweise wirklich ans Hemd heften lassen. Auch bei der Auswahl des Bildmaterials und der Gestaltung des Ausstellungsheftes wurde sich meiner Einschätzung nach Mühe gegeben. Dies kommt der Spielatmosphäre zu Gute. HCM Kinzel nennt als Zielgruppe für das Spiel Fortgeschrittene. Dem würde ich widersprechen wollen. Im Vergleich zu wirklichen Escape-Räumen oder auch Konkurrenz-Produkten habe ich den Schwierigkeitsgrad als vergleichsweise leicht empfunden. Mit einer Altersempfehlung ab 8 Jahren ist das Spiel aber wohl auch eher für Familien gedacht. In einer Familienrunde mit Grundschulkindern finde ich den Schwierigkeitsgrad dann auch sehr passend. Die Kinder haben auch eine Chance zum Spielerfolg beizutragen und weiterhin ist die Story auch so gestaltet, dass man keine Sorgen haben muss, dass ein Kind im Grundschulalter dadurch verängstigt werden könnte. Unter diesem Gesichtspunkt passt dann auch der Umfang der mitgelieferten Rätsel. Die jüngeren Spielenden sollen ja über die komplette Spieldauer durchhalten. Wirklich erfahrene Escape-Roomer könnte an dieser Stelle ein wenig enttäuscht sein, dass sie nur so wenig zu tun bekommen. Die Story von Der Kunstraub empfinde ich persönlich als ein wenig arg konstruiert und nicht komplett rund. Warum tragen wir bswp. nochmal die Ausweise der Mitarbeiter*innen von denen eine unser*e Helfer*in ist? Details wie diese fallen während dem Spielen aber nicht wirklich auf. Man ist wirklich im Spielfluss und gut beschäftigt. An anderer Stelle entschädigen dafür auch schöne Details, wie dass jedes Bild der Galerie im Ausstellungsheft ausführlich beschrieben ist. Persönlich gewünscht hätte ich mir jedoch ein etwas opulenteres Ende für das Spiel. Letztendlich werden unsere Bemühungen mit einem Sätzchen im Hinweisheft gewürdigt. Da hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht, wie etwa ein verschlossener Umschlag mit Brief oder ein Video unseres Auftraggebers. So endet das Spiel für mein Gefühl sehr abrupt nach dem Türrätsel. Wir waren uns an der Stelle auch erst gar nicht sicher ob es das nun gewesen ist und wir erfolgreich waren. Das ist meinen Augen ein wenig schade, denn das restliche Spielerlebnis war echt klasse.
Trapped- Kunstraub ist Teil der Trapped-Reihe. Im Orginal ist diese bei SolidRobots erschienen. Autor*in oder Grafiker*in werden weder bei SolidRobots noch bei HCM Kinzel genannt. Die 2020 gestartete Reihe umfasst schon sechs Titel. HCM Kinzel hat aktuell bereits zwei weitere Titel davon lokalisiert: Der Jahrmarkt und Der Kunstraub. Wir hatten Spaß am Kunstraub und ich kann mir gut vorstellen mit meiner 10-jährigen Tochter noch weitere Male das Wohnzimmer umzugestalten und auf dem Jahrmarkt oder in einer Bank aktiv zu werden. Es ist ein kurzweiliges, preisgünstiges Unterfangen, welches sich auf Grund einfacher Regeln auch flott losspielen lässt. Weiterhin kann man das Spiel danach auch gut weitergeben und damit Menschen im Bekanntenkreis beglücken. Die weiteren Titel stehen demnach auf unseren Einkaufsliste.