Erinnert ihr euch noch an meinen Lauf mit Spielen aus der Feder von Wolfgang Warsch?! Quacksalber von Quedlinburg und Tavernen im Tiefen Thal wussten mich zu überzeugen und tun es noch bis heute, so dass diese immer wieder auf den Tisch kommen. Zuletzt hat der gute Herr Warsch sich aber eher an kleine, spaßige Titel getraut oder an Erweiterungen, der vorweg genannten Titel. So haben die Quacksalber schon zwei Erweiterungen bekommen und nun auch die Tavernen im Tiefen Thal mit dem Titel “Zimmer frei!”.
An der Spieleranzahl von 2-4 Spieler ändert sich nix, hebt aber das Alter von 10 auf 12 Jahre. Illustriert wurde wieder von Dennis Lohausen, welcher 2019 mit dem Graf Ludo Award für das Basisspiel ausgezeichnet wurde. Und das Spiel selbst hat es im gleichen Jahr auf den 2. Platz des Deutschen Spielepreises gebracht.
[THEMA & MECHANIK]
Wer mehr über die Grundmechanik erfahren möchte, der sollte sich meine Rezension zum Basisspiel ansehen, welcher ihr hier finden könnt. Hier gehe ich nur auf die Erweiterung ein. Da das Basisspiel schon aus fünf Modulen besteht, hat sich Herr Warsch gedacht, dem bleibe ich treu und spendiere in der Erweiterung einfach vier weitere Module. Anders als beim Basisspiel bauen diese aber nicht aufeinander auf und können in beliebiger Kombination zum Basisspiel hinzugefügt werden. Ich kann schon mal vorweg nehmen, dass die Anleitung hervorragend funktioniert und einem exakt vorgibt, was man bei Zusammenstellung der Module zu beachten hat. Klingt teilweise komplizierter als es ist.
MODUL A - DAS LIED VOM WEIN
Diese Modul bringt uns zum einen einen neuen Bereich für unsere Taverne (den Weinkeller) und zum anderen neue Karten, wie den Quacksalber und den Sommelier. Beides Karten, die in mein Deck kommen, wobei der Quacksalber wie ein Gast über Bier ins Deck kommt und immer zur Auswahl steht.
Der Quacksalber bringt mir bei der Wertung der jeweiligen Runde entweder eine Dublone oder aber ich darf die Einmalaktion eines anderen Gastes wiederholen, dann darf ich den Quacksalber allerdings nicht mehr in mein Deck mischen.
Weinkeller und Sommerlier spielen natürlich zusammen und bringen auch noch Weinmarker mit sich, ähnlich wie die Marker für Bier und Dublonen. Spiele ich einen Sommerlier aus, so darf ich einen Weinmarker auf den Gast, welcher am weitesten rechts sitzt, legen und erfülle somit seine Bestellung ohne passenden Würfel. Pro Runde darf man aber nur maximal zwei Sommerliers verwenden.
Das war es schon. Es zeigt sich also, dass man so mehr Gäste bedienen kann und damit auch schneller mehr Geld verdient!
MODUL B - EIN ZIMMER DARF’S SEIN
Kommen wir zum namensgebenden Modul, hier kommt nun eine neue Ebene zur Taverne mit jeweils vier Gästezimmern. Dazu bekommt jeder Spieler noch eine Pfarrer-Karte und einen Reservierungsmarker.
Die vier Räume stehen für vier Sonderaktionen, die man sich nun erspielen kann. Sobald man in einer Runde einen ersten Adligen spielt, setzt man diesen nicht mehr an einen Tisch, sondern gibt ihm eins der vier Zimmer. Weitere Adlige kommen dann an den Tisch, es sei denn die Zimmer wurden aufgewertet, dann darf ich auch zwei Adlige in die Räume platzieren.
Jedes Zimmer hat auch einen Zahlenwert von zwei bis vier und mit einem passenden Würfel kann ich das Zimmer in dem der Adlige sitzt und somit die passende Sonderaktion aktivieren. Folgende Sonderaktionen gibt es:
für die 2: Tresor- und Bier-Marker um ein Feld nach vorne schieben
für die 3: eine weitere Karte vom Nachziehstapel ziehen und einen Reservierungsmarker hinauflegen. Diese Karte wird normal verwendet und am Ende der Runde kann man entscheiden, ob diese Karte zurück auf den Nachziehstapel kommt oder auf die Ablage.
für die 4: man darf einen Gast austauschen und zwar einen Stammgast der eigenen Farbe mit einem 3er-Gast oder einen zuvor angeworbenen Gast durch einen neuen Gast der max. 2 Bier mehr kostet
für die 5: den Klostermarker ein Feld weiter
Auch die genannte Pfarrer-Karte, welche wie ein normaler Gast gespielt wird, bringt ein Feld auf der Klosterleiste.
Durch dieses Modul kommt also mehr Bewegung in die Gäste und man kommt auf der Klosterleiste schneller voran.
MODUL C - EIN WIRT HAT’S FEIN
Hierbei handelt es sich um ein Modul, welches jedem Spieler eine besondere Fähigkeit gibt. Hier dargestellt durch Kritiker-Plättchen, die in unserer Taverne zugegen sind. So gibt es z.B. die “Spielerin”, die einem erlaubt eine geworfene 3 oder 4, für jedes Aktionsfeld zu verwenden. Oder die Baumeisterin, die alle Aufwertungen um 2 Dublonen günstiger macht oder bei Verwendung der Karten, diese nicht aus dem Deck gehen sondern wieder auf die Ablage kommen. Da kommen viele interessante Dinge zusammen. Insgesamt gibt es 8 solcher Kritikerplättchen, manche davon aber nur spielbar, wenn man bestimmte Module aus dem Basisspiel oder der Erweiterung verwendet!
MODUL D - DAS DORF, ES IST MEIN!
Auch hier eine klassische Erweiterungsmöglichkeit und zwar Auftrags-Plättchen. Hierbei werden zufällig drei Aufträge von der Bürgermeisterin ausgelegt und passend dazu drei Belohnungen. Sobald ein Spieler alle drei Aufträge erfüllt hat, darf er sich die Bürgermeisterin-Karte ins Deck legen. Diese erlaubt beim Ausspielen eine Aufwertung ohne Kosten zu bezahlen, allerdings dann auch ohne Adligen fürs Deck.
Das waren die vier Module, die uns Tavernen im Tiefen Thal noch abwechslungsreicher machen.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Das Material passt sich dem Basisspiel an, hier gibt es nichts zu beanstanden. Die Qualität geht absolut in Ordnung. Auch die Optik entspricht dem Vorbild und passt sich haargenau an. Ob das wirklich Graf Ludo Preis verdächtig ist, sei mal dahingestellt. Insgesamt gefällt mir die Optik, auch mit der Erweiterung.
Wie schon erwähnt ist die Anleitung sehr gut. Gemessen am Inhalt sehr ausführlich, aber somit wird auch alles geklärt. Super.
[FAZIT]
Braucht man diese Erweiterung? JEIN! Zimmer frei bringt kein Modul hinein, was sooo gut und unersetzlich ist, dass es zum Must-Have wird. Das Basisspiel, gerade mit allen Modulen, ist bereits ein hervorragendes Spiel, daher braucht es eigentlich nicht noch mehr. Aber Spieler, die mittlerweile 50+ Partien auf den Buckel haben, werden sich hier über die Möglichkeiten sehr freuen. Gerade auch diese “klassischen” Erweiterungen wie Aufträge und Fähigkeiten bringen auf Dauer eine gewisse Abwechslung hinein, sowie die Zimmer eine neue taktische Komponente. Auch die Probleme, dass man zum Teil ganz miese Runden hat, wird ein wenig ausgeglichen, durch die Weinmarker oder die Sonderaktionen.
Die Erweiterung "Zimmer frei!" funktioniert sehr gut und macht nichts verkehrt aus meiner Sicht. Aber wenn man ohne sie spielt, fehlt einem nichts. So bleibt mir nur zu sagen, dass Fans von diesem Spiel auf jeden Fall einen Blick riskieren sollten, Einsteiger müssen aber nicht gleich All-In gehen.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 5 von 5 (ich mag das Thema und finde es hier sehr gelungen umgesetzt)
Mechanik: 5 von 5 (auch mit Erweiterung ein tolles Spiel)
Material: 4 von 5 (alles in Ordnung)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (beide Spielcover übereinander ergibt ein Gesamtbild - cool, leider aber nicht im Regal)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (ich mag die Präsenz auf dem Tisch und lädt ein es sich genauer anzusehen)
Anleitung: 5 von 5 (alles tippi top)
Zielgruppe:
Wenn man bei Tavernen im Tiefen Thal ALLES hinein nimmt sind wir eindeutig im Kennerbereich, denn dann gibt es einiges zu beachten. Zum Experten gibt es auch weiterhin einen zu hohen Glücksanteil. Kinder und Familien können in der Basis-Variante starten und sich Schritt für Schritt entwickeln.
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Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)