Der Weltraum liegt vor uns in all seiner Unendlichkeit. Die Sterne funkeln silbern in der Ferne, da taucht plötzlich eine schwarze Schachtel vor uns auf mit silbern funkelnden Schriftzügen. Space Race steht drauf, aus dem Hause Ninja Print, „Grab your cards and build your Ship!“, aye aye, Captain, ach nee, Raumschiff, beam me up und so.
Nach dem Öffnen der doch recht edel wirkenden sehr stabilen Packung geht es edel wirkend weiter, denn es Erwartet uns ein silbriges Inlay mit einigen Spielkarten in klein und groß und einem Pappmarker (der leider so fest im Inlay sitzt, dass schnell Robin-Hood-Adventskalendereffekte eintreten). Die Karten verfügen natürlich ebenfalls alle über eine silbrige Rückseite und lassen sich in Raumschiff Bug und Heck, Weltraum-, Gefahr- und Schadenskarten unterteilen. Nachdem sich alle am Tisch ein Raumschiffvorder- und –hinterteil geschnappt haben, bekommen alle noch je 6 Weltraumkarten und der Marker wird geschnippst. Dann geht es los: Alle schauen sich ihre Karten an, wählen eine aus, bauen diese gleichzeitig in ihrem Schiff an und geben die Karten dann in Pfeilrichtung des Markers weiter. Das Ganze geht reihum weiter, bis es keine Karten mehr gibt. Ziel dieses Draftings: Das tollste Raumschiff zu haben, natürlich. Und damit die die meisten Punkte einzuheimsen. Und auf die Gefahren gewappnet zu sein.
Punkte generiert man, indem man entweder Raumschiffteile sinnvoll innerhalb und außerhalb des Raumschiffs verbaut. Da heißt es dann jedes Roboterteil bringt 2 Punkte, aber wenn man einen Roboter komplett hat, dann gibt es drei Punkte extra oder Jeder Kristall bringt 1 Punkt, aber pro vier Kristallen gibt es 9 Extrapunkte oder aber Karten einer bestimmten Farbe bringen Extrapunkte, wenn diese am Spielende oben aufliegen. Die Draftingphase besteht also im Kern darin, sinnvolle Sets zu sammeln bzw. in Runde eins den Grundstein für sinnvolle Sets zu legen. Insgesamt gibt es drei Draftingrunden, so dass insgesamt 18 Karten verteilt werden können. Doch wäre das deutlich zu seicht, wenn das schon alles wäre. Innerhalb der Weltraumkarten gibt es auch Crewmitglieder, die man zwingend sammeln sollte, auch wenn sie keine Punkte bringen. Warum, dazu kommen wir gleich. Außerdem kann man Karten auch verdeckt hinter sein Raumschiff legen. Diese gelten als Kraftstoff, der ebenfalls keine Punkte bringt, aber gebraucht werden könnte. Auch hierzu gleich mehr.
Am Ende einer jeden Draftingrunde wird dann eine Gefahrenkarte aufgedeckt und stellt die Spielenden vor eine Kampf oder Flucht-„Herausforderung“. Nun schnappen sich alle bei einem Kampf ihre Crewmitglieder oder bei einer Flucht ihren Kraftstoff, wählen geheim aus, wie viel sie davon bieten möchten und offenbaren dann gleichzeitig ihr Gebot. Wer diesen Bietwettstreit gewinnt, bekommt eine Belohnung, alle anderen in Reihenfolge ihrer Anstrengungen eine immer schlimmer werdende Strafe. Diese besteht meist darin, dass man am Spielende Minuspunkte in Form von Schadenskarten bekommt. Letztere werden verdeckt gezogen und liegen zwischen 1 und 3 Minuspunkten, die man nur loswird, wenn man einen Bietwettstreit gewinnt (denn das ist manchmal die Belohnung, sofern es nicht heißt, dass man als Belohnung zumindest keine Strafe bekommt).
Nach drei Runden ist der Spuk, äh, die Space Odyssee zu Ende und alle zählen ihre Punkte zusammen. Dabei bekommen diejenigen, die noch die meisten Crewmitglieder bzw. Kraftstoffe haben, nochmal Extrapunkte. Manchmal kann es also Sinn machen, doch einen Schaden zu riskieren, wenn dafür am Ende die Belohnung winkt. Was ich dem Spiel zugutehalten kann, sind die einfachen Regeln und die Möglichkeit, es als schnelles Spiel für zwischendurch auch mit absoluten Nichtspielern spielen zu können. Denn die Regeln sind sehr schnell erklärt und die spielerischen Möglichkeiten sehr begrenzt. Drafting zur Set-Collection mit einem Bietwettstreit klingt eigentlich nach einer netten Mischung, ist aber spielerisch dann leider doch erstaunlich „flach“. Nicht schlecht, nur für Vielspieler mit zu wenig Substanz. Nicht- und Gelegenheitsspieler, die noch nie was von 7 Wonders gehört haben, mögen hier durchaus einige spaßige Runden verbringen. Sie werden sich aber über das Inlay ärgern, denn auch die Karten leiden irgendwann darunter, dass sie eingeklemmt werden. Tolle Optik, tolle Verpackung, aber dann leider doch etwas unpraktisch. Ich habe mich ehrlich gesagt ein wenig davon blenden lassen, und kein blendendes Kartenspiel gefunden, sondern allenfalls ein mäßig spaßiges und kaum spannendes Spiel für zwischendurch gefunden.
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Space Race von Kristofer Lilja & Danial Rashidi
Erschienen bei Ninja Print
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 25 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Ninja Print)