Ich bin bekennender Fan der Kurzgeschichten von HP Lovecraft und dessen Universum. Und ja die Brettspiel-Welt hat mich erst dazu gebracht, die Werke selbst zu lesen und darüber bin ich sehr froh. Ich liebe diesen subtilen Horror, welcher mehr mit Angst und Vorstellungskraft spielt, als mit Blut und Gemetzel. Nun also ein weiteres Spiel, bei welchem man die Lovecraft-Welt draufgesetzt hat. Mit Don’t Wake Up Cthulhu erwartet uns aber ein kurzes Kartenspiel in der Manier von Exploding Kittens und ob das funktioniert, wollen wir uns mal genauer ansehen.
Das Spiel stammt von Francesco Barborini und Massimiliana Grotti und wurde illustriert von Andrea “Criki” Parisi. Es können 3-6 Spieler aber 14 Jahren mitspielen und eine Partie dauert zwischen 5 und 20 Minuten. In Deutschland wird es über Blackout Spiele vertrieben.
[THEMA & MECHANIK]
Das Thema ist, wie soll ich sagen, ein wenig speziell. Jeder Spieler vertritt einen Kult, welche schon lange daran arbeiten den großen Alten “Cthulhu” wieder auf die Erde zu bringen. Die Zeichen verdichten sich und bald scheint es soweit zu sein und da fällt uns auf, dass es vielleicht doch nicht so eine grandiose Idee ist, dieses Wesen wieder auf die geliebte Erde zu bringen. Also Rolle rückwärts und mit allen Mitteln verhindern, dass Cthulhu erscheint und wenn, dann soll doch bitte jemand anderes daran Schuld sein!
Jeder Spieler erhält fünf Karten, danach werden, je nach Spieleranzahl, eine gewisse Anzahl an Cthulhu-Karten zu den restlichen Karten gemischt und verdeckt in die Mitte gelegt. Bin ich an der Reihe kann ich nun so viele Karten ausspielen wie ich will und deren Aktionen nutzen. Die Aktionen beschäftigen sich u.a. damit, dass man andere zwingt Karten zu ziehen, man von anderen Mitspielern Karten wegnimmt oder sich die obersten Karten ansehen darf, um diese in eine eigene Reihenfolge zurückzulegen. Thematisch sind das noch weitere Lovecraft-Wesen oder Kultisten. Karten mit dem “älteren Zeichen” dürfen immer, auch im Zug des Mitspielers, gespielt werden und blockieren z.B. andere Karten.
Möchte ich keine Karten mehr spielen, kündige ich das Ende meines Zugs an und muss dann eine Karte vom Nachziehstapel ziehen. Ziehe ich dabei Cthulhu persönlich, hab ich das Spiel verloren, es sei denn ich habe Karten auf der Hand die mir erlauben Cthulhu weiterzureichen oder zurück in den Nachziehstapel zu mischen. Kann jemand keine solche Karten spielen, erwacht Cthulhu und das Spiel endet sofort und dieser Spieler ist Schuld und hat verloren.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Das komplette Material besteht nur aus Karten. Leider, wie schon bei Dirty Minds, nur von mittlerer Qualität, so dass die Karten relativ schnell runtergespielt sind, wenn man keine Sleeves verwendet.
Das Design hingegen gefällt mir richtig gut und passt hervorragend zum Thema. Da gibt es von meiner Seite aus keine Beanstandungen.
Die Anleitung hingegen ist ein Witz. Hier wurde versucht alles auf drei Kartenseiten zu drucken und ehrlich gesagt, geht das nicht wirklich auf. Ja das Spielprinzip ist simpel, aber schon komplexer als drei Karten. Gerade die Verwendung der Karten mit dem älteren Zeichen und generell manchen Standardkarten hätte eine kleine Erläuterung gut getan. Die Erfahrung lässt auf manches schließen, aber falls ein Neuling an dieses Spiel gerät, wird er mit mancher offenen Frage konfrontiert. Generell bin ich auch kein Fan, wenn die Anleitung so verarbeitet wird, dann lieber ein kleinen Beipackzettel.
[FAZIT]
Don’t Wake Up Cthulhu haut mich leider nur bedingt vom Hocker. Thema und gestalterische Umsetzung find ich sehr gut, aber der Spielverlauf selbst ist eher nur so mittel. Die Kartenaktionen wiederholen sich recht stark und das endet teilweise auch darin, dass keiner was spielt und lieber eine Karte zieht und das Risiko eingeht, weil man ja “Rettungskarten” auf der Hand hat. Andererseits ist das Spiel so schnell gespielt, dass man schon 1-2 Partien zum Warmwerden spielen kann, denn klar bringt es Spaß, den Gegenspieler so zu drangsalieren, dass er quasi gezwungen wurde Cthulhu zu ziehen.
Insgesamt bleibt ein durchschnittlicher Eindruck. Das Spiel tut keinem Weh, bleibt aber auch nicht so in Erinnerung, dass ich beim nächsten Spieleabend es wieder vorschlagen würde. So bleibt für mich maximal eine Empfehlung für Lovecraft-Fans, die nebst den Story-Kloppern, auch mal ein schnelles, spaßiges Kartenspiel haben wollen.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 4 von 5 (die Mechanik verträgt fast jedes Thema, aber ich mag Lovecraft und Cthulhu)
Mechanik: 3 von 5 (einfach und simpel, auf Dauer etwas öde)
Material: 3 von 5 (leider nur mittelmäßig)
Regal-Präsenz: 4 von 5 (die Schachtel ist schick und lädt ein, es sich genauer anzusehen)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (die Gestaltung der Karten gefällt)
Anleitung: 2 von 5 (eine detaillierte Anleitung wäre mir lieber)
Zielgruppe:
Vom Anspruch her können auch Kinder (die Lesen können) und Familienspieler dieses Spiel spielen und Ihren Spaß haben. Allerdings muss man natürlich auf das Thema achten, welches abschrecken kann. Kinder könnten Angst vor den Monstern bekommen und mancher Familienspieler wird wohl generell wenig mit der Lovecraftschen Thematik anfangen können. Kenner- und Expertenspieler werden über diese Art von Kartenspiel nur müde lächeln.
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Don´t wake up Cthulhu von Francesco Barbarin und Massimilliano Grotti
Erschienen bei Blackout Games
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 15 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Blackout Games)