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03.01.2022

Collexion


Spätestens seit dem Start der ersten Staffel von Stranger Things bzw. allerspätestens seit dem Weeknd Hit Blinding Lights sind die 80er Jahre allgegenwärtig. Und so verwundert es wenig, dass nun ein Spiel auf meinem Tisch liegt, dass optisch und haptisch eben genau so wirkt, als hätte es jemand mit der Zeitmaschine aus den 80er Jahren in unsere Zeit geschickt. Bill und Ted lassen grüßen…


Viel Neon drinnen und draußen und ganz viele Plastikteile. Schaut man dann auf den Autor, wird einem aber schnell bewusst, dass das Spiel nicht aus den 80ern kommt, sondern durchaus aktuell ist. Antoine Bauza hat schließlich unter anderem mit Hanabi und 7 Wonders (Duell) schon einige Preise in den letzten Jahren abgeräumt. Wer sich nun fragt, ob sich Collexion vom Anspruch her eher an Hanabi oder eher an 7 Wonders orientiert, dem kann ich schon mal verraten, dass es eher ersteres ist. Aber es rangiert durchaus zwischen diesen beiden (drei) genannten Spielen, aber eben mit deutlicher Tendenz zum seichteren.


Beim Öffnen der Packung erkennt man bereits, dass die Packung auch das Spielbrett ist. Dort ist ein „Inlay“ bestehend aus einer Art „Schüssel“ mit vier farbigen Ecken, in denen noch jeweils eine kreisrunde Vertiefung ist. In der Schüssel liegen 80 Plastikteile in vier verschiedenen Farben und mit vier verschiedenen Formen und ein paar Marker. Die Marker nimmt man raus und gibt davon jedem Spieler drei Aktionsmarker. Außerdem bestückt man jede kreisrunde Vertiefung in den Ecken mit Siegpunkten: unten 4, dann 3, dann 2. Packung schließen, einmal kräftig schütteln, Packung öffnen und los geht es:


Im Kern spielen wir nun erstmal Mikado. Heißt: wer an der Reihe ist, nimmt sich ein Plättchen aus der Schüssel, das dort völlig frei und unbedeckt von anderen Teilen liegt (ok, Mikado geht ein wenig anders, trotzdem war diese Assoziation bei mir sofort da). Hat man dieses ergattert, darf man den Zug beenden oder weitere Teile nehmen. Diese weiteren Teile müssen aber entweder die gleiche Form oder die gleiche Farbe haben, wie das erste Teil. Insgesamt darf man bis zu 4 Teile nehmen. Diese legt man dann in den eigenen Pool und schaut, ob man werten muss(!). Hat man nämlich von einer Farbe alle vier Formen oder eine Form in allen vier Farben, gibt es Punkte. Im ersten Fall den obersten Punktemarker aus der jeweiligen Ecke, im zweiten Fall den obersten Punktemarker aus einer beliebigen Ecke.


Im Kern war das auch schon alles. Zur Auflockerung kann man noch die besagten Aktionsmarker nutzen. Davon hat jeder drei verschiedene, die je einmal pro Spiel genutzt werden können: Ein Teil aus der „Schüssel“ entfernen, jemandem ein Teil aus seinem Pool klauen oder ein eigenes Teil mit dem einer Mitspielerin tauschen. Ungenutzte Aktionen bringen am Ende je einen Extrapunkt.

Das Spiel endet, wenn alle Punktemarker aus den Ecken verteilt wurden oder alle Teile aus der Schüssel weg sind. Nicht gewertete Teile im eigenen Pool bringen am Ende je einen Minuspunkt. Neben dieser klassischen Variante bringt das Spiel noch Regeln für eine Team- und eine Expertenvariante mit, die aber nicht viel am Gesamteindruck ändern.


Was ist aber nun der Gesamteindruck, fragt ihr Euch? Zuerst mal haben wir hier aufgrund der Plastikteile ein doch recht „lärmendes“ Spiel und ich gebe es offen zu, meine Erwartungen waren recht gering. Abstraktes Set-Collecting in Retro-Optik kann man mögen, mich hat es auf den ersten Blick nicht angesprochen. Doch ist das Spiel kein einfacher Mikado-Klon, wie ich dachte, sondern durchaus ein klein-wenig taktisch. Man sollte nämlich jederzeit den Überblick behalten, welches Teil man denn braucht und welches man notfalls nehmen kann, um trotzdem zu Ziel zu kommen. In der Regel möchte man nämlich nur selten eine Farbwertung (da man dann ja an die Ecke gebunden ist), sondern lieber eine Formwertung (da man dann ja die Ecke wählen kann). Da aber die Wertung immer erfolgen muss, wenn man nach dem Ziehen ein (oder mehrere) Set(s) voll hat und gleichzeitig ungenutzte Teile am Ende Minuspunkte geben, ist dies manchmal gar nicht so einfach. Aber das war es dann auch schon mit dem „taktischen Tiefgang“. Und wenn wir ehrlich sind: 4 Formen in 4 Farben und man darf bis zu 4 Mal ziehen: Die Sets sind sehr sehr schnell gesammelt, so dass sich das Taktieren auch schon auf das Sehen der Möglichkeiten beschränkt.


Für wen ist Collexion also durchaus einen Blick wert? Die Expertenspieler? Definitiv nicht. Die Vielspieler auf der Suche nach einem Absacker? Ich glaube, da gibt es sehr vieles, was besser zu dieser Gruppe passt. Kinder, die gemeinsam im Kinderzimmer was spielen wollen? Ja, dafür ist das Material ausreichend stabil und die Regeln schnell erklärt. Hier muss niemand lesen können und die Punktewertung ist sehr eingängig. Familienspielerunden allen Alters, die nach Catan, 7 Wonders oder einer epischen Monopolyrunde noch was Schnelles suchen und keine Lust auf Uno oder Mikado haben? Das ist meiner Meinung nach die Hauptzielgruppe. Und außerdem dürfte es gut geeignet sein, um absolute Nichtspieler doch mal für 15 Minuten zu beschäftigen.
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Collexion von Antoine Bauza
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)
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