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24.12.2021

Zona


1986 geschah das, was nicht geschehen sollte. In einem Kernkraftwerk in der heutigen Ukraine fand eine Kettenreaktion statt und verseuchte die komplette Umgebung mit radioaktiver Strahlung. In einem Umkreis von 30 Kilometern wurde alles und jeder evakuiert und wer nicht gegangen ist fiel der Strahlung zum Opfer. Das Gebäude selbst wurde in Beton gegossen, auch Sarkophag genannt. Der Bereich drumherum wurde zu der “Zona”. Tschernobyl ist bis heute das Synonym für atomare Unglücke und “strahlt” eine Faszination für Kreative aus, sei es in Büchern, Videospielen oder eben jetzt in Brettspielen.

In dem Titel Zona von Corax Games (ursprünglich Rebel) können 1-4 Spieler ab 18 Jahren sich auf ein gefährliches Abenteuer begeben um auch die letzten Geheimnisse rund um Tschernobyl zu erkunden. Eine Partie kann gut und gerne 2-3 Stunden dauern und auf die Spieler warten Mutanten, Strahlung und Mitstreiter. Autoren sind Maciej Drewing und Krzsztof Glosnicki. Illustriert wurde es von einer Gruppe bestehend aus Wojciech Bajir, Katarzyna Fiebiger und Tomek Zarucki.


[THEMA & MECHANIK]

Thematisch habe ich euch eigentlich schon mit meiner Einleitung abgeholt. Wir befinden uns in der Sperrzone rund um den Reaktor (im Sarkophag) von Tschernobyl und versuchen Geheimnisse um dieses aufzudecken, um somit an reichlich Rubel zukommen. Allen ist klar, der Weg führt in den Reaktor, doch dieser wird kein leichter sein.

Ziel des Spiels ist es daher tatsächlich einfach nur zum Sarkophag zu kommen und dort die Ereigniskarte komplett zu meistern, allerdings dürfen wir dies erst tun, wenn wir von zwei verschiedenen “geheimen Orten” Geheimnisse entdeckt haben. 

Jeder Spieler übernimmt dabei die Rolle eines eher doch gewöhnungsbedürftigen Zeitgenossen, die jeweils eine Spezialfähigkeit besitzen und unterschiedliche Stärken in vier Kategorien aufweisen, wie z.B. Kraft oder Wahrnehmung. Jeder Spieler startet dabei in einer vorgegebenen Region. Die Karte selbst unterteilt sich in diese Regionen, wobei darin auch noch zwischen roten, gelben und grünen Bereichen unterschieden wird. Sowie Bunkern und den bereits erwähnten geheimen Orten, die sich alle am Rand befinden.


Bin ich an der Reihe, kann ich mit meiner Figur grundsätzlich zwei Aktionen durchführen, die sind recht schnell erklärt: bewegen (1 Feld) oder die Aktion der Region durchführen. Jede Region bietet hier unterschiedliche. Es gibt noch 1-2 weitere Aktionen, wie z.B. eine Begegnung hervorrufen oder eben einen geheimen Ort entdecken. Um diese Orte zu entdecken, muss man aber die zufällig verteilten Bedingungen erfüllen.

Ich möchte hier gar nicht zu sehr ins Detail gehen, denn mechanisch ist das alles recht klar. Wir bewegen uns und führen Aktionen aus, um uns auf die Bedingungen der geheimen Orte vorzubereiten. Da geht es dann um die körperliche Verfassung, die Erschöpfung, Gegenstände die man findet, Kadaver von Mutanten, die man getötet hat oder den Ruf den man in dieser fraglichen Gesellschaft genießt. Dank der Ortsaktionen kann ich genau auf diese Dinge Einfluss nehmen. 

Haben die Spieler Ihre Aktionen durchgeführt kommt es zur Ereignisphase. Für die jeweiligen, farblichen Regionen gibt es passende Ereigniskarten. Für jeden Spieler wird eine passende gezogen und vorgelesen, woraus sich dann überwiegend Würfelproben auf bestimmte Eigenschaften ergeben. Dank Ausrüstung und Waffen kann ich auf diese Proben Einfluss nehmen oder mich vor Schäden aller Art schützen. 


Zum Abschluss einer Runde gibt es dann die sogenannten Gerüchtekarten, diese geben uns häufig gewisse Beschränkungen oder aufkommende Gegner aller Art für die folgende Runde und üben auch noch Einfluss auf eine Strahlungsleiste aus. Sobald diese komplett gefüllt ist, findet eine Strahlenwelle statt, die uns je nach Position in dem Gelände Schaden bringt und weitere Wesen und Phänomene, die es zu überwinden gilt.

Generell könnte man zum Teil auch kooperativ vorgehen, aber am Ende bleibt es ein Wettrennen und nur ein Spieler kann gewinnen und zwar der erste Spieler, der den Sarkophag mit zwei Geheimnissen erreicht und die Ereigniskarten mit allen seinen Proben übersteht. Die Geheimnisse erhält man übrigens ebenfalls über Ereigniskarten und Proben darin, allerdings nur in den geheimen Orten. 


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Material ist hervorragend, wir finden hier wirklich ausgezeichnete Miniaturen und Papp-Materialien von sehr guter Qualität. Dazu kommen Karten und Custom Würfel von ebenfalls guter Qualität und das ganze verpackt in einem durchdachten Inlay. Einziger Wermutstropfen sind die Schadensmarker, welche als wirklich winzige Dreieck-Plättchen daher kommen, die man auf einer vorgegebenen Leiste platzieren soll. Das ist zum Teil schon sehr friemelig. 

Das Design gefällt mir ebenfalls hervorragend, alles ist in einem sehr düsteren, dystopischen Gewand verpackt und hilft thematisch dabei in den Bann gezogen zu werden. Leider führt diese Darstellung dann aber auch zur Einstufung von “18 Jahren”, da manche Zeichnungen schon sehr düster daherkommen. Auch die Mutantenplättchen sollte man kleinen Kindern eher vorenthalten. Für mich bleibt aber ein sehr stimmiger Gesamteindruck, auch die Symbolik ist gut verständlich.


Die Anleitung empfinde ich ebenfalls als gelungen. Struktur und Inhalt geben alles vor, wie man es benötigt. Da kann ich nichts bemängeln.

[FAZIT]

Ich musste beim Spielen immer an Eldritch Horror denken und ihr könnt euch sicherlich denken wieso. Das Prinzip der Ereigniskarten für Orte ist schon deutlich übernommen, sowie auch die passenden Proben dazu. Das fühlt sich alles gleich sehr vertraut an. Nun kann diese Gleichstellung mit Eldritch Horror Fluch und Segen zugleich sein. Wir alle wissen, wie sehr man bei Eldritch Horror stecken bleiben kann, wenn die Proben einfach nicht gelingen wollen. Diesem Problem kann man hier auch begegnen, aber in Zona gibt es mehr Möglichkeiten dagegen anzugehen. Stelle ich fest ich komme an dieser Stelle nicht weiter, kann ich mich recht einfach einer anderen Sache widmen. Ja, das geht in Eldritch Horror auch, aber dort wird man zumindest gefühlt härter bestraft.


Zona erfindet das Abenteuer-Spiel sicherlich nicht neu, doch es weiß gut zu unterhalten, gerade wenn man mal doch ein anderes Thema haben möchte, als immer nur das Lovecraft-Universum. Die Partien verlaufen spannend, zum Teil auch ordentlich konfrontativ und das Spiel ist herausfordernd, aber immer so, dass man das Gefühl hat “hey, das kann ich schaffen!”. Macht euch aber klar, dass mechanisch gesehen nicht viel passiert und viel vom Würfelglück abhängt.

Kritik soll es aber auch ein wenig geben und zwar hapert es ein wenig an einer fehlenden Grundstory. Mir hätte hier eine Rahmengeschichte für alle Spieler gefallen, die vorweg erzählt wird und woran sich die Ereignisse orientieren. So wirken die Ereignisse alle ziemlich wahllos und konfus. Dieses Problem hat man z.B. bei Eldritch Horror besser gelöst, dadurch dass man einen Großen Alten verwendet und passende Karten hinzufügt. So konfus kann das Spiel dann leider auch enden, wenn man es endlich geschafft hat und die letzte Ereigniskarte samt folgendem Abschlusstext liest und sich dann fragt “das war es jetzt?!”.


Hier hätte man auf jeden Fall mehr herausholen können um noch coolere Geschichten am Tisch zu erzählen, die einem in Erinnerung bleiben. Schade! Zona bleibt daher ein Spiel, welches man 2-3mal auf den Tisch bringen wird, dabei neue Charaktere probiert, aber dann auch alles gesehen hat und immer recht ähnliche Abläufe finden wird. Schauen wir uns kurz Nemesis (z.T. ja auch von rebel) an: hier kreiert man trotz gleicher Abläufe immer wieder eine neue Geschichte am Tisch mit seinen Mitspielern, welche man sich dann immer wieder erzählen kann. Das fehlt hier. Zona bietet 2-3mal Spaß und dann hat das Spiel erstmal ausgedient. 

Zona ist daher ein Spiel mit thematisch großem Potential, was durch 1-2 Stellschrauben grandios hätte sein können, so aber an erzählerische Tiefe vermissen lässt und nur bedingt Wiederspielreiz ausstrahlt. 


[FAKTEN-CHECK]

Thema: 4 von 5 (spannendes Thema, leider nicht bis zum Ende ausgereizt)

Mechanik: 4 von 5 (bekannte Mechanismen, die gut funktionieren, aber den letzten Kick vermissen lassen)

Material: 5 von 5 (hervorragend)

Regal-Präsenz: 3,5 von 5 (man findet im Spiel bessere Motive als das Cover)

Tisch-Präsenz: 4,5 von 5 (sieht toll auf dem Tisch aus!)

Anleitung: 5 von 5 (sehr gut)


Zielgruppe:

Zona ist eine Kennerspiel für erwachsenes Publikum, sicherlich können auch weniger geübte Spieler, welche das Thema spannend finden, einsteigen, werden sich aber einem geübten Vielspieler geschlagen geben müssen, da diese schneller herausfinden wird, worauf das ganze mechanisch hinauslaufen soll. Ganz klar fallen Kinder raus und auch für Experten findet sich zum viel Glück bei den Proben wieder.


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Mona von Maciej Drewing und Kryzstof Glosnicky
Erschienen bei Corax
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 150 Minuten ab 18 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Corax)
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