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10.12.2021

Whirling Witchcraft


Bibi Blocksberg, Sabrina, Hermine Granger, Ursula, Glinda, Piper oder doch Buffy? Welche ist eure allerliebste Lieblingshexe? Als bekennender Harry-Potter-Fan tendiere ich persönlich schwer zu Hermine. Obwohl ich seit meiner ersten Partie Whirling Witchcraft auch dem Hexentyp „Whirlwind“ oder „Daredevil“ nicht abgeneigt bin. Denn erstere sind deutlich flexibler beim Brauen ihrer Zaubertränke, während letztere die arkanen Künste perfektioniert haben. Doch bevor ich euch an dieser Stelle gedanklich abhänge, sollte ich vielleicht doch kurz erklären, worum es in Whirling Witchcraft überhaupt geht… 

Im Grunde sind wir hier alle Hexen, die mit mächtigen magischen Zutaten Zaubertränke brauen, um die Hexenwerkstatt des Erzfeinds in Anbetracht zu vieler Zutaten zum Explodieren zu bringen, indem wir ihm bzw. ihr die erbrauten Zutaten in der Hoffnung um die Ohren schießen, dass er bzw. sie keinen Platz mehr für sie auf der eigenen workbench hat, da wir überschüssige Zutaten dann als Punkte gutgeschrieben bekommen. Allerdings sind wir natürlich auch jemandes Erzfeind und sollten schleunigst dafür sorgen, die Zutaten loszuwerden, die der- oder diejenige uns in Kürze ebenfalls um die Ohren hauen wird. Hierbei werden wir eine kleine Engine aufbauen, die Runde für Runde stärker und stärker wird, sodass es am Ende gezwungenermaßen zu „Explosionen“ kommen muss. Wer hält länger durch? Das wird sich zeigen. Doch nun zum Material. Hex hex!


Material

Schlicht, schick und qualitativ ausreichend. Das fasst es, glaube ich, ganz gut zusammen. Das Highlight sind sicherlich die aus Pappe selbst – ganz leicht – zusammenzubauenden Kessel, die später mit den produzierten Zutaten im Uhrzeigersinn weitergereicht werden. Die Playerboards bzw. workbenches fallen designtechnisch weder besonders positiv noch negativ auf, bestehen aber aus solider Pappe, sodass es auch hier keine Abzüge gibt. Letztlich gibt es noch einige Hexencharakterkarten sowie ne ganze Menge Zutatenkarten sowie Holzwürfel in verschiedenen Farben, die die verschiedenen Zutaten repräsentieren. Ach ja, und es gibt noch Übersichtskarten sowie Pappmarker für die arkanen Effekte. Alles in allem also solide und für ein Spiel wie Whirling Witchcraft allemal ausreichend. Kommen wir zum Ablauf. Hex, hex!


Ablauf

Wie eingangs bereits erwähnt, sind wir allesamt Hexen, die versuchen, den Erzfeind, d.h. den rechten Sitznachbarn, mit erbrauten Zutaten so zu bombardieren, dass dieser sie auf der eigenen workbench nicht mehr unterbringen kann. Hierfür suchen wir uns zunächst eine Hexe mit einer bestimmten Spezialfähigkeit aus. Danach startet die erste Runde, und eine Runde verläuft immer über zwei Phasen, die Study Phase und die Brewing Phase, die für alle Spieler jeweils gleichzeitig ablaufen.

In der Study Phase suchen wir uns von unseren vier Handrezeptkarten eine aus, die wir zunächst verdeckt ausspielen. Im Anschluss decken alle die ausgespielte Karte gleichzeitig auf und rücken auf ihrer Arcana-Leiste je nach Symbolen auf der ausgespielten Karte Schritte voran. Es gibt drei verschiedene Arcana-Symbole (Buch, Kessel und Rabe), die verschiedene Effekte auslösen, immer wenn man mit ihnen auf einer geraden Zahl auf der Leiste voranschreitet (bis maximal 6). Spielt man also eine Karte mit einem Raben und einem Kessel-Symbol, rückt man mit Rabe und Kessel jeweils ein Feld auf der Arcana-Leiste voran. Der Buch-Effekt erlaubt es uns, eine Zutat später gratis aus dem allgemeinen Vorrat und nicht unserer workbench zu bezahlen, der Rabe lässt uns zwei Zutaten von unserer eigenen workbench entfernen, und der Kessel ermöglicht es, dem Erzfeind eine beliebige Extrazutat in den Kessel zu legen.


Nach der Study Phase kommt die Brewing Phase, in der man nun die ausgespielte Rezeptkarte mit Zutaten aus der eigenen workbench bespickt (also quasi die Kosten der Karte bezahlt), um wiederum andere Zutaten zu produzieren, die man vom allgemeinen Vorrat gleich in den eigenen Kessel legt. Der Kessel wird anschließend an den rechten Nachbarn aka Erzfeind weitergereicht, der nun alle Zutaten auf seiner eigenen workbench platzieren muss, wobei hier insgesamt nur Platz für 3 schwarze Schattenherzen, 4 weiße Alraunen, 9 rote Pilze, 9 blaue Spinnen und 9 grüne Kröten ist. Alle überschüssigen Zutaten, die mein Erzfeind nicht in der entsprechenden Zutatenleiste der eigenen workbench unterbringen kann, wandern gleich auf meinen Hexenkreis, wo sie jeweils als ein Siegpunkt zählen. Wer zuerst fünf Siegpunkte errungen hat, gewinnt. Allerdings reicht mir mein linker Nachbar natürlich auch einen Kessel voller Zutaten, die es für mich zu platzieren gilt. Hoffentlich habe ich zu dem Zeitpunkt beim Bezahlen der Rezeptkosten bereits Platz für diese Zutaten geschaffen! Am Ende der Runde werden dann noch die restlichen drei Handkarten an den linken Nachbarn, also demjenigen, der mir ständig die Zutaten herübersendet, weitergegeben, und es wird auf vier Handkarten nachgezogen.


Nun beginnt eine neue Runde mit demselben Ablauf, wobei die bereits ausgespielten Rezeptkarten liegen bleiben und zusätzlich zur neu ausgespielten Rezeptkarte in dieser Runde wieder produzieren können – sofern ich die Zutatenkosten zahlen kann. Und so liegen Runde für Runde mehr und mehr Rezeptkarten vor mir aus, die bei richtiger Anwendung schnell für einen prallgefüllten Kessel für meinen Erzfeind führen. Und nun zum Fazit. Hex hex!

Fazit

Hmmm… hatte ich nicht eigentlich gesagt, Hermine Granger wäre meine Lieblingshexe? Und nun verwende ich in dieser Rezension am Ende der einzelnen Kapitel ständig ein lahmes Bibi Blocksberg Jargon… Doch ich sollte mich nicht allzu lang mit linguistischen Feinheiten aufhalten, denn mein linker Nachbar schläft nicht, und schon bald werde ich wieder mit neuen unterzubringenden Zutaten bombardiert… Uff… Gar nicht so unstressig…


Aber auf jeden Fall sehr lustig! Whirling Witches ist ein Spiel, das zumindest mir nie langweilig wird, da alles parallel abläuft und es immer was zu tun gibt. Und das ist auch schon eine der größten Stärken des Spiels. Es gibt im Grunde keine Downtime, außer ein Mitspieler kann sich einmal nicht entscheiden, welche Rezeptkarte er oder sie ausspielen will. Und da wären wir auch schon bei der nächsten Stärke. Denn obwohl das Spielprinzip unheimlich simpel ist und man angesichts des Regelumfangs meinen könnte, hier ein reines Familienspiel vorgelegt zu bekommen, ist beim Ausspielen einer Rezeptkarte doch einiges zu berücksichtigen: welche Zutaten kann ich gerade bezahlen? Von welchen Zutaten bekomme ich dank des linken Mitspielers vermutlich bald wieder Nachschub? Mit welchen Zutaten bringe ich meinen rechten Mitspieler bzw. Erzfeind in Bredouille? Welche Zutaten kann er wiederum gebrauchen, um seine eigenen Rezepte zu aktivieren? Hat die Rezeptkarte arkane Symbole? Bringen mir in dieser Runde arkane Effekte überhaupt was? Und welche Karten, die mir später vermutlich selbst um die Ohren fliegen werden, gebe ich meinem linken Nachbar weiter? Ihr merkt, hier steckt mehr drin, als es zunächst den Anschein macht, und dennoch hält sich das Grübeln angesichts der überschaubaren Komplexität der Zutatenkarten in Grenzen – also genau die richtige Mischung, wenn ihr mich fragt.


Es stellt sich mir nur die Frage, für wen diese Mischung gedacht ist. Familie? Kenner? Grübler? Strategen? Fieslinge? Auf der Schachtel steht 14+, also kein Familienspiel? Ab 14 kling für mich jedoch ein wenig überzogen. Dennoch gebe ich den Designers Recht, dass wir es hier nicht mit einem Familienspiel zu tun haben, das man mit seinen sieben- und neunjährigen Kindern spielt – wobei hier natürlich wie immer die Ausnahme die Regel bestätigen mag. Also doch Kenner? Sicher nicht als abendfüllendes Programm, aber doch gut und gerne als kurzer und leicht fieser Absacker nach einer Partie Broomservice oder Quacksalber, die beide länger dauern und zumindest laut der Spiel des Jahres Jury als Kennerspiele einzuordnen sind… 


Whirling Witchcraft ist nicht das Spiel, zu dem ich greife, wenn ich Spieleneulinge von Brettspielen überzeugen möchte und auch nicht das Spiel, auf das ich schon Tage vorm Spieleabend hinfiebere. Nichtsdestotrotz hat es für mich erstmal einen Platz im Spieleschrank als fortgeschrittenes Familienspiel oder leichteres Kennerspiel sicher, denn mir macht es großen Spaß, meinem Erzfeind das Leben schwer zu machen, während ich als Erzfeind eines anderen Spielers dessen Angriffe auf mich abzuwehren versuche. Ob zu zweit, dritt, viert oder fünft; durch die Mechanik lässt sich das Spiel im Grunde problemlos in allen Konstellationen spielen, und wer auf interaktives Enginebuilding steht und dem Hexenthema gegenüber nicht abgeneigt ist, sollte vielleicht mal einen Blick auf Whirling Witchcraft werfen. Hex, h… Ich meine Wingardium Leviosa… Möge die Macht mir euch sein! Ach, sucht euch doch eure eigene Film, Serien- oder Buchreferenz als Schlussformel aus. Marcus out!
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Whirling Witchcraft von Erik Andersson Sunden
Erschienen bei AEG
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 20 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier AEG)