Seit tausenden von Jahren fasziniert die Geschichte bzw der Mythos von Atlantis die Menschheit. Bis heute rätseln die Menschen, ob es Atlantis wirklich gab und falls ja, wo lag es und warum findet man keine Überreste davon. Natürlich findet sich dieses Thema auch im Brettspielbereich wieder und unsere Freunde von Skellig Verlag haben nun die zweite Edition von Atlantis Rising ins Deutsche gebracht. Elf Greek Games hat sich generell um die zweite Edition bemüht und optisch einen Kracher produziert, aber kein Wunder wenn man Vincent Dutrait als Illustrator gewinnen konnte. Der Autor vom ursprünglichen Spiel ist Galen Ciscell und wurde bei der zweiten Version von Brent Dickman unterstützt. Ob das Spiel für 1-7 Spieler ab 10 Jahren Spaß bringt, wollen wir uns jetzt mal genauer ansehen.
[THEMA & MECHANIK]
Atlantis ist dem Untergang geweiht und es heißt nun die Bewohner zu retten. Dafür müssen wir ein kosmisches Tor bauen, welches einen gehörigen Energie-Hunger aufweist. Gemeinsam schicken wir unsere Arbeiter in verschiedene Gebiete der Insel um Ressourcen zu sammeln und rechtzeitig das Tor fertigzustellen, bevor die Insel komplett untergeht.
Jedem Spieler steht dafür ein Archon (so eine Art Anführer) mit einer speziellen Fähigkeit zur Verfügung sowie Anhänger, welche nun in der ersten Phase auf den verschiedenen Halbinsel-Teilen von Atlantis eingesetzt werden müssen. Dies kann mehr oder weniger zeitgleich passieren.
Es gibt hier unbewohnte Halbinseln mit Bergen, Hügeln und Wäldern, in denen wir wiederum Ressourcen sammeln können wie Erz, Gold und Kristall. Die bewohnten Inselteile geben uns andere Aktionsmöglichkeiten. So kann ich in einer Stadt neue Anhänger anwerben, wichtig hierbei ist aber, dass man immer mindestens zwei Anhänger einsetzen muss, sei es einer allein oder zwei Spieler, die sich zusammentun. In der Bibliothek (die bedeutendste der Welt laut Mythologie) bekommen wir Bibliothekskarten, die wir zukünftig für gewisse Vorteile nutzen können. Und in den Schmieden können wir gesammeltes Erz in Atlantium bearbeiten lassen.
Für jede Halbinsel gilt, je weiter weg der Ort von der Inselmitte liegt, desto leichter bekommen wir die Ressourcen bzw. Aktionen, denn es reicht nicht einfach aus, die Worker dort zu platzieren. Dazu aber gleich in der dritten Phase, denn nach der ersten Phase, in der wir die Arbeiter eingesetzt haben, kommt zunächst die Schicksalsphase in der die passenden Karten gezogen werden, die meistens dazu führen, dass Inselteile im Meer versinken. Konnte ich meine Anhänger davor nicht schützen, gehen sie zwar nicht verloren, aber ich kann nicht mehr probieren die Aktion auszuführen. Ich kann mich im Laufe des Spiels aber dagegen mit magischen Schutzschilden wehren.
Haben wir das hinter uns gebracht, wird nun für jeden Anhänger bzw. Archonten die passende Aktion probiert. Wir müssen nämlich zunächst zwei Würfel werfen und mit diesen mindestens den Wert erreichen, welcher auf dem Ort dargestellt ist. Nur dann bekomme ich die jeweilige Ressource oder Aktion. Mit Hilfe von arkaner Energie kann ich meine Würfelwerte noch verbessern, falls benötigt. Für arkane Energie gibt es ebenfalls ein Einsatzfeld, wo diese bekomme.
Leider sind die Götter nicht so glücklich mit unseren Versuchen die Menschen zu retten und werden immer zorniger, das führt dazu dass zwischen den Runden immer mehr Landteile untergehen. Auch neue Anhänger anzuwerben wird dadurch schwerer.
Mit Hilfer der Ressourcen will man ausliegende Dimensionsportal-Module erfüllen und zwar 9 Stück in einer Partie. Erfüllte Module geben uns einmalige Boni oder weitere Einsatzfelder für unsere Anhänger. Sobald die 9 Module komplett erfüllt sind, darf ich den finalen Energiekern angehen, der MUSS aber von ALLEN Spieler zusammen erfüllt werden. Jeder muss seinen Beitrag (min. 1 Ressource) dazu leisten. Gelingt uns das bevor alle 37 Inselteile versunken sind, konnten wir die Atlanter retten und haben das Spiel gewonnen.
Kleine Anmerkung: das Spiel ist merklich für eine Spieleranzahl ab 4 Spieler ausgelegt, alles darunter erfährt Anpassungen, die vorgenommen werden müssen. Diese funktionieren soweit aber gut und sollen daher kein Hindernis darstellen.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Über die Ausstattung kann man nicht wirklich meckern. Für den Preis von rund 50€ erhalten wir alles in guter Qualität. Hübsche Steine, Meeple und besonders schick ein Hologramm-Meeple für Spiele mit weniger als 4 Spielern. Auch die Insel mit den verschiedenen Teilen lässt sich gut aufbauen und während des Spiels umdrehen.
Beim Design muss ich nur einen Namen sagen: Vincent Dutrait. Wenn dieser Mann Hand anlegt, dann ist sehr sicher, dass mir das Design auch gefällt. Ich mag diesen künstlerischen Ansatz sehr. Auch die Ikonografie klappt gut, auch wenn diese zum Teil bei den Inselteilen schwer zu erkennen ist.
Die Anleitung ist ebenfalls gelungen und lässt soweit keine Fragen offen. Sehr gut.
[FAZIT]
Atlantis Rising besticht zunächst durch seine tolle Präsenz auf dem Tisch, denn es sieht einfach toll aus und bringt dazu auch noch einladendes Material mit sich. Mechanisch finden wir hier ein recht klassisches Worker Placement in dem wir kooperativ vorgehen. Und das ist ganz schön herausfordernd. Blitzschnell geht ein Teil nach dem anderen unter und wir haben immer weniger gute Chancen an die nötigen Rohstoffe zu kommen, zumal dazu auch noch Würfelglück gehört. Aber so muss das für ein kooperatives Spiel auch sein, denn meiner Meinung nach gibt es nichts schlimmeres, als ein Co-op-Spiel was man beim ersten Spiel gleich gewinnt. Es gibt auch verschiedene Schwierigkeitsstufen und mehrere Dimensionsportal-Module für Abwechslung.
Ich habe an Atlantis Rising eigentlich nichts auszusetzen, denn das was es sein möchte, bietet es auch. Wenn man Worker Placement und Rohstoff-Management etwas abgewinnen kann, dann sollte Atlantis Rising ebenso gefallen. Möchte man Neulinge in dieses Genre einführen, hat man hier zumindest kooperativ die Chance, auch wenn man evtl. etwas frustresistent sein muss. Das ist dann auch der einzig, kleine Kritikpunkt: die Glückslastigkeit! Wenn es schlecht läuft und die Würfel so fallen wie sie fallen, kann es sein, dass man in manchen Runden NICHTS bekommt, es sei denn, man hat ein paar Hilfsmittel parat. Bekanntermaßen stört mich sowas nicht, aber ich möchte es natürlich erwähnt haben.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass Atlantis Rising ein schönes Spiel ist und mir bisher stets Freude gebracht hat.
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 4 von 5 (das Thema wurde so gut wie möglich umgesetzt, gerade natürlich die “sinkenden” Inselteile.
Mechanik: 4 von 5 (gut funktionierende Kombi aus Worker-Placemement und Rohstoff-Management im kooperativen Gewand)
Material: 5 von 5 (tolles Material)
Regal-Präsenz: 5 von 5 (hübsche Schachtel, würde ich sofort aus dem Regal nehmen und schauen was es ist)
Tisch-Präsenz: 4 von 5 (tolle Tisch-Präsent, evtl. etwas wuselig)
Anleitung: 5 von 5 (gute Anleitung)
Zielgruppe:
Als Kern-Zielgruppe sehe ich hier die gehobenen Familienspieler bzw. Einsteiger in den Kennerspiel-Bereich. Die Fähigkeiten sowie die Module fordern schon ein wenig Gehirnschmalz, die richtige Strategie zu finden, dennoch ist alles so verständlich dass auch geübte Familienspieler klar kommen sollten. Mit etwas Unterstützung können auch Kinder ab ca. 9-10 Jahre mitspielen. Die Experten werden durch die Würfel natürlich abgeschreckt und sollte evtl. lieber Probespielen.
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Atlantis Rising von Galen Ciscell und Brent Dickman
Erschienen bei Skellig
Für 1 bis 7 Spieler in ca. 60 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig)
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