Wie vermutlich jeder weißt, lässt sich, wenn man das wirklich möchte, allein mit Hilfe von Spielen von Uwe Rosenberg jemand vom Nichtspieler zum Kennerspieler „ausbilden“. Da fängt man dann einfach mal mit einem Bohnanza oder Patchwork an und arbeitet sich durch seine Ludographie hindurch. Was nun mit Armonia um die Ecke kommt, wirkt dann auf den ersten Blick stark nach Kinderspiel, darin steckt jedoch….
…in erster Linie mal eine Handvoll Würfel, ein kompaktes Spielbrett samt einigen Tiles und ein Raster, in dem man Würfel unterbringen kann. Das Spielbrett, auf dem sechs Bahnen gedruckt sind, kommt in die Mitte des Tisches und an jede Bahn werden jeweils zwei verdeckte Tiles gelegt. An jede Bahn legt nun jeder am Tisch je eine seiner Holzscheiben („Klangscheiben“). Dann wird in Kniffel-Manier gewürfelt und man darf das Ergebnis nutzen: Jede Bahn steht für eine Zahl. Habe ich ein Viererpasch dieser Zahl erwürfelt, darf meine Klangscheibe ans Ende dieser Bahn. War es nur ein Pärchen oder ein dreier, dann komme ich nur den halben Weg weit und muss später das Pendant dazu erwürfeln (also wenn ich erst ein Pärchen hatte, brauche ich später einen Dreier und andersrum). Schaffe ich es ans Ende einer Bahn, darf ich das erste Tile aufdecken und dieses bringt die Aufgabe mit sich, dass ich meine Würfel in einem bestimmten Muster anordnen muss. Dafür dient dann das Raster: Gleiche Zahlen kommen übereinander und benachbarte Zahlen nebeneinander. Eine vertikale Linie aus 5 Würfeln bedeutet also 5 gleiche Zahlen, eine horizontale Linie aus 5 Würfeln bedeutet, 5 benachbarte Zahlen. Schaffe ich diese Aufgabe, kommt meine Klangscheibe auf dieses Tile und das nächste Tile (also die nächste Aufgabe) wird aufgedeckt. Wer als erste vier Klangscheiben auf dem 2. Tile einer Bahn hat gewinnt.
Dank der insgesamt 7 Würfel lässt sich oftmals aber nicht nur ein Weg beschreiten. Da kann es schon mal vorkommen, dass ich in der einen Bahn ein Tile erfülle und auch in der anderen und vielleicht dann auch noch vier 2er habe, womit ich bei der 2er-Bahn überhaupt erst zu den Tiles komme. Das ist dann für Kinder doch ein wenig zu viel des Guten und hierdurch klärt sich dann auch ganz schnell die verlagsseitige Einstufung des Spiels ab 8 Jahren. Gekauft.
Das Problem ist nur, dass Armonia 8jährigen zwar durchaus Spaß machen kann und sicherlich auch eine ganz nette und optisch wirklich was her machende Alternative zu Kniffel ist. Letztlich ist es aber eben auch genau das, wenn man ehrlich ist: eine Kniffel-Alternative und nicht mehr oder vielleicht besser: Kniffel das Rennspiel. Das Ganze spielt sich nämlich auch komplett solitär, andere Menschen braucht man hier eigentlich gar nicht. Und so kommt es dann schnell, dass Vielspieler durchaus gelangweilt oder gar genervt sind (denn es gibt keinerlei Möglichkeit, Würfel zu manipulieren). Auch gibt es keine „Chance“ oder ähnliches und auch keine Belohnung dafür, dass man besonders viel Glück hat (wo Kniffel dann die Extrapunkte für besonders viele Punkte im oberen Abschnitt hat). Hier geht es nur darum, möglichst schnell ans Ende der Bahnen zu kommen, wobei sich mit fortschreitendem Spiel natürlich auch die Fehlwürfe häufen können.
Was bleibt ist ein Spiel, dass man kleinen Kids nicht empfehlen kann, weil die Spielmechanik schlicht zu „unübersichtlich“ für sie ist, bei dem sich Familien vielleicht gut unterhalten (aber vielleicht auch – je nach persönlichem Spielgeschmack und –erfahrung schwer gelangweilt) fühlen und von dem reine Erwachsenenrunden ruhigen Gewissens die Finger lassen können. Oder anders: ein Spiel, dass sich vorrangig an Nicht-Spieler richtet.
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Armonia von Uwe Rosenberg
Erschienen bei Skellig Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games)
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