Halloween ist noch ein wenig hin, aber beim Spielen von Caretos kann mir sofort dieser Tag in den Sinn. Warum das so ist, werdet ihr gleich in meiner Rezension feststellen, da will ich jetzt nicht zu viel vorwegnehmen. Auf jeden Fall besticht Caretos durch ein spannendes Thema sowie ungewöhnlicher Optik, ob es allerdings auch Spaß bringt, das wollen wir uns nun näher ansehen.
Ursprünglich stammt der Titel vom portugiesischen Verlag “Mebo” und wird bei uns über den Heidelbär Verlag vertrieben. Es ist für 2-4 Spieler ab 8 Jahren und eine Partie geht ca. 45 Minuten. Autor ist Paulo Pereira und Illustrator Matteo Piana.
[THEMA & MECHANIK]
In Caretos übernehmen wir als Spieler jeweils die Rolle von zwei sagenumwobenen Monstern, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, soviele Menschen wie möglich zu fangen. Da dabei gibt es nicht nur Konkurrenz durch andere Monster der Mitspieler, sondern auch die sogenannten “Caretos”, Dorfbewohner von Dämonen besessen, die mit Stöcken und Rasseln durchs Dorf jagen und ebenfalls Menschen jagen oder aber Monster gefangen nehmen!
Wir haben also ein Spielbrett mit Orten aus dem Dorf, sowie Wege, welche diese verbinden. An den Orten befinden sich die Dorfbewohner in Gruppen am Lagerfeuer und suchen Schutz vor all den Gefahren. Gesteuert wird das ganze nun über Karten, die anhand von Symbolen vorgeben, welche Aktion durchgeführt werden kann.
Für jedes Monster gibt es eine Übersichtskarte auf denen erklärt wird, welches Symbol für welche Aktion steht. Fast immer handelt es sich dabei um Bewegungsaktionen, die wir durchführen können. Läuft ein Monster in eine Menschengruppe flüchten diese alle einzeln jeweils einen Weg entlang, falls sie dabei in ein Monster oder Caretos laufen, werden sie von denen gefangen. Läuft ein Monster in einen einzelnen Meeple kann er ihn gleich gefangen nehmen. Da man zwei Monster steuert, kann man natürlich schauen, dass man die Gruppe in die Fänge des Partner-Monsters jagt.
Manche Aktionen geben vor, dass man die Caretos bewegen soll, der Spieler entscheidet dabei selbst, wohin die Gruppe sich bewegt und kann somit gegnerische Monster einfangen, die zunächst in einen Kessel kommen. Durch Abgaben von Lagerfeuer-Plättchen, die man durch auflösen von Menschengruppen erhält, kann ich dann mein Monster wieder befreien. Treffen zwei oder mehr Meeple wieder an einem Ort zusammen, zünden sie ein neues Lagerfeuer an. Andere Aktionen erlauben es auch die Meeple zu bewegen oder von einem Ort zum anderen zu springen.
Das Hauptziel ist natürlich so viele Menschen wie möglich einzufangen, dazu kommen noch Aufgabenkarten, die einen Sonderpunkte während des Spiels geben für z.B. bestimmte Farben der Meeple oder für das Erschrecken an bestimmten Orten geben. Oder es sind Siegpunktbedingungen für das Spielende überwiegend auch hier für das Sammeln von bestimmten Meeple-Farben.
Das Spiel endet, wie soll es anders sein, wenn es keine Menschen (Meeple) mehr zu jagen gibt oder der Nachziehstapel der Aktionskarten verbraucht ist. Nun werden alle Punkte zusammengezählt und der Spieler mit den meisten Punkten ist der beste Menschenjäger.
[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]
Über das Material lässt sich eigentlich nichts schlechtes sagen, was bei Spielen von Mebo nicht immer der Fall war. Alles ist von ordentlicher bis guter Qualität und sehr schön gefallen mir die Plastik-Standees für die Monster und Caretos. Ein weiterer Beweis, dass es nicht immer nötig ist, teure Plastik-Miniaturen zu verwenden. Die Standees sehen toll aus und heben die Immersivität immens. Einzig allein an der Kartenqualität kann man noch schrauben, aber das ist in dem Preissegment standard.
Das Design ist, wie soll ich sagen, interessant. Die Aufmachung der Monster und Caretos erinnert mich stark an “Gorillaz” (kennt die noch jemand?), das mag vielen gefallen, meinen Geschmack trifft es nicht so. Auch das Spielbrett versprüht jetzt nicht gerade Coolness, sondern eher Zweckmäßigkeit. Ganz schlimm allerdings find ich die Aktionskarten, die einfach nur das Symbol und eine Farbe haben. Das war’s. Da hätte man sich schon mehr einfallen lassen können.
Die Anleitung ist gut und lässt keine Frage offen, da aber auch das Spiel recht simpel ist, war das auch nicht schwer.
[FAZIT]
Caretos ist ein gut funktionierendes Familienspiel mit interessantem Thema und spaßigen “Take that”-Elementen, was aber an 2-3 Ecken noch ein wenig hakt. So hat man z.B. versucht, dass die Monster unterschiedliche Aktionen können, aber im Endeffekt spielt sich doch alles sehr ähnlich und gleich, so dass man nicht zwingend das Bedürfnis spürt die andere Monster zu probieren.
Für ein 100%iges Familienspiel, finde ich es dann, gerade im Spiel mit Kindern zwischen 8 und 10, schon ein wenig schwierig den Ablauf und die Möglichkeiten zu verinnerlichen, denn es ist schon von Vorteil, wenn ich vorher in der Lage bin abzuzählen, wohin welcher Meeple flüchten wird und mit wieviel Schritten ich mein Monster an bestimmte Ort bringen kann, gerade wenn er auch in der Lage ist von einem Ort zu einem anderen Ort zu springen. Das bringt auf jeden Fall dem gehobenen Familien- oder dem Anfänger-Kennerspieler mehr Freude, als einem 8jährigen Kind, welches hier eher gefrustet wird, wenn das alles nicht so klappt.
Alles in allem ist Caretos aber dennoch ein gutes Spiel, was Spaß springt, ich aber nicht jeden Tag auf den Tisch bringen würde. Eine schnelle Partie, kann man aber immer mal anbringen, keine Frage!
[FAKTEN-CHECK]
Thema: 4 von 5 (gute thematisch Umsetzung für ein recht mechanisches Spiel, nur die Karten ziehen es nach unten)
Mechanik: 4 von 5 (Aktionskarten mit Laufspiel, das funktioniert gut, da ohne Würfel auch besser planbar)
Material: 4 von 5 (vor allem die Plastik-Standees wissen zu Gefallen)
Regal-Präsenz: 3 von 5 (die Schachtel find ich wenig einladend, auch die Rückseite, würde es mich tendenziell wieder wegpacken lassen)
Tisch-Präsenz: 3 von 5 (das Spielbrett und die Karten sind eher abschreckend, aber das Gesamtbild sieht dann doch ganz interessant aus)
Anleitung: 5 von 5 (gute Anleitung)
Zielgruppe:
Kinder: 3 von 5 (bedingt empfehlenswert, da schon einiges abverlangt wird, wenn man so spielen will, wie man sollte)
Familie: 4 von 5 (sicherlich die Hauptzielgruppe, durch hohen Planungsanteil, würde ich es aber schon im gehobenen Bereich sehen)
Kenner: 2 von 5 (auch Kennerspieler können mal ein Blick riskieren)
Experte: 0 von 5 (für Experte wird das reine Bewegen von Standees zu wenig sein)
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Caretos von Paulo Pereira
Erschienen bei Heidelbär Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Heidelbär Games)