Neues Jahr – altes Dilemma: Wie berichtet man über ein Spiel – oder wie hier noch viel schwieriger: eine Erweiterung zu einem Spiel – über das man nicht viel berichten kann, weil man sonst zu viel spoilert – und – da es sich um eine Erweiterung handelt, bei der wirklich alle Mechaniken mit dem Basisspiel identisch sind – ohne die geneigten Leser zu langweilen, weil man einfach 1:1 die Texte aus der Rezension für das Basisspiel kopiert? Schwierig.
Klar, ich könnte nun etwas zum Thema Western erzählen, von einer kleinen Stadt mitten in der Wüste, wo außer Sand und Staub nur einige wenige düstere Gestalten umherreiten. Oder könnte eine kurze Abhandlung zum Thema Italowestern schreiben und ein wenig auf die guten alten Bud Spencer und Terence Hill Filme eingehen. Aber irgendwie würde das weder dem Spiel, noch der Erweiterung noch Euch Lesern wirklich gerecht.
Also, was tun? Vielleicht mal etwas ganz allgemeines: Zurück nach Tombstone verfügt über die gleichen Regeln und Mechaniken, wie bereits die im Basisspiel mitgelieferten Abenteuer „Familienportrait“ und „Der Herr des Labyrinths“ – leider auch mit den gleichen Problemen und Kritikpunkte was das Thema der App angeht. Viel schlimmer: die App hat einen Bug, der das Vorankommen im Spiel wirklich erschwert. Das ist doppelt schade, denn erstens wurde seit Veröffentlichung und trotz zahlreicher Kritiken nichts wirklich Umfassendes an der App gemacht und dann kommt noch eine nächste Erweiterung auf den Markt, die es im Prinzip noch etwas schlechter macht. Hm. Und ja, Fehler gab es vorher auch schon, aber da konnte man sich behelfen. Das geht jetzt zwar auch noch, aber macht das ganze unnötig kompliziert.
Immerhin gibt es nun aber eine Tutorial für das Spiel und – wie ich nun herausgefunden habe – auch die entsprechenden Karten auf der Homepage von Schmidt Spiele zum Selbstausdrucken (für alle, die das Basisspiel ohne Tutorial gekauft hatten und dieses schmerzlich vermissten). Das Problem auch hier: Das Tutorial erklärt eigentlich nicht das Spiel, sondern ist selbst ein „Kurzspiel“ mit Mystery House, das genauso funktioniert, wie die eigentlichen Spiele, aber mit einer verkürzten Spielzeit von maximal 10 Minuten daherkommt. Das „Schiefgucken“ bspw. wird einem auch hier nicht beigebracht. Schade.
Auch was die Rätsel und die „Story“ angeht bleibt Zurück nach Tombstone der Tradition des Basisspiels treu. Fans des Basisspiels kommen also erneut auf ihre Kosten. Optisch ist das Ganze zudem wiedermal wirklich hübsch aufbereitet, die Musik passt wieder sehr gut und erzeugt die notwendige Stimmung (eines Italowesterns und die zugrunde liegende Idee ist eben im Kern noch immer wirklich gut.
Wenn da das Wörtchen wenn nicht wär, aber vielleicht schaffen es Spiele- und App-Entwickler doch noch, hier die Probleme endlich anzugehen. Denn wie gesagt, eigentlich ist Mystery House und die neue Erweiterung Zurück nach Tombstone im Kern ein wirklich gutes Spiel. Es hapert nur wiedermal an der Technik, die den Spielspaß deutlich trübt. Und das hat nicht mit der Optik der App zu tun. Bei „Das Pendel der Toten“ ist die Optik der Homepage(!) zum Spiel mehr als spartanisch. Sie tut aber, was sie soll. Immer. Und hilft wirklich. Immer. Und genau diesen Bogen muss Mystery House samt Zurück nach Tombstone noch spannen, um ein gutes Spiel sein zu können und Spaß zu machen.
Und vielleicht muss ich nun doch nochmal aus der Rezension des Basisspiels kopieren:
Was bleibt also? Ein wirklich stimmungsvolles Spiel mit tollen Komponenten (und einer mega Optik!) aber nicht wirklich ausgereifter Technik und einer dann doch leicht verfehlten Zielgruppe. Dabei ist die Grundidee samt dem gesamt Setting wirklich erstklassig und zeigt, wie viel Potential in dem Spiel steckt. Es könnte mit etwas Tuning bei der App und einer richtig guten Story ein echt gutes Spiel werden. Im aktuellen Stadium ist es aber leider so, als wenn Lionel Messi in die Kreisliga wechseln würde…jede Menge verschenktes Potential…
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Mystery House - Zurück nach Tombstone von Antonio Tinto
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten ab 14 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)
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