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10.09.2021

In der Halle des Bergkönigs


Es freut mich immer wieder wenn deutsche Verlage sich daran setzen und beliebte Kickstarter-Spiele ins Deutsche bringen. Ja, die deutsche Sprache ist ein netter Nebeneffekt, aber vielmehr freut es mich, dass dadurch die Verfügbarkeit erhöht wird und so noch mehr Spieler die Chance haben, diese Spiele zu spielen. Heute geht es auch um so einen Titel und zwar In the Hall of the Mountain King oder wie es Skellig übersetzt hat In der Halle des Bergkönigs. Ein spannendes Plättchenlegespiel mit innovativem Rohstoff-Mechanismus. So zumindest auf dem Papier. 

Das Spiel stammt ursprünglich von Burnt Island Games und war recht erfolgreich bei Kickstarter. Autoren sind Jay Cormier und Graeme Jahns. In Szene gesetzt wurde es von Josh Cappel und Kwanchai Moriya. 2-5 Trolle äh Spieler dürfen sich daran versuchen, sollten ca. 12 Jahre alt sein und etwa 90 Minuten Zeit mitbringen. 


[THEMA & MECHANIK]

Wie in der Einleitung angedeutet sind wir Trolle und möchten unser altes Königreich, welches verschüttet unter einem Berg liegt, wieder errichten und zu altem Glanz führen. Dabei treten wir allerdings nicht zusammen an, sondern jeder startet für sich an einer Ecke des Bergs und will dabei der erfolgreichste “Bau-Troll” werden in dem er sich die meiste Ehre erkämpft. 

Im Kern ist das Spiel ein Plättchenlegespiel, in dem wir tetris-ähnliche Plättchen auf ein Spielbrett legen. Das Brett steht für den Berg und stellt einen Querschnitt dar: von der Außenschicht bis zum heißen Lava-Kern. Die Plättchen hingegen sind in Stein und Schutt gehauene Gänge. Dabei kann ich hilfreiche Ressourcen wie Stein, Eisen und Herzsteine finden. Aber auch Loren, Hämmer, Runen und Münzen. Wozu braucht man das ganze Zeug?


Ganz einfach. Um überhaupt Gänge bauen zu können muss man Ressourcen, genauer “Mineralien”, abgeben. Je nach Größe des Plättchens muss ich die entsprechende Anzahl an Mineralien abgeben, wobei die Art des Minerals vom Spieler gewählt wird. Je hochwertiger das Mineral desto mehr Ehre kann man allerdings für den Bau eines Tunnels generieren. Ein Beispiel: ein Tunnel aus drei Feldern bezahlt mit 3 Steinen bringt mir 3 Ehrenpunkte, das gleiche mit Herzsteinen bringt es schon auf 5. Deutlicher wird der Unterschied je größer das Plättchen. 

Minerale sind also immens wichtig und dafür recht knapp im Berg verteilt, daher muss man sich immer wieder neue Trolle rekrutieren, die einem helfen. Zu Beginn einer Partie werden die Start-Trolle gedraftet und jeder Spieler erhält dadurch eine Startausstattung an Mineralien und Gegenständen. Im Laufe des Spiels kann ich dann weitere dazu holen, hier gibt es drei verschiedene Stärken. Den neuen Troll leg ich dann über die Reihe der Start-Trolle und so versetzt, dass der neue Troll zwischen zwei unteren Trollen liegt. Dadurch werden diese Trolle alle aktiviert und bringen neue Ressource mit sich. Im Lauf des Spiels kann es so zu mächtigen Ketten kommen.


Wähle ich Trolle aus Level 2 oder 3 bringen diese auch noch Sockel mit sich, die ich in meinen Gängen verbauen kann und mit freigelegten Statuen bestücken darf. Je nach Lage der Sockel bringt das unterschiedlich Ehre und dies geht auch nur auf Plättchen mit einem Loch! Die freigelegten Statuen muss ich dann noch mit Hilfe von Loren auf die Sockel bringen und - Achtung - es gibt drei Arten von Statuen/Sockel: Feuer, Eis und Mond! Da soll natürlich alles zusammenpassen. 

Dann habe ich ja schon Hämmer erwähnt, die benötigt man um besonders starke Bereiche des Bergs freizukloppen und zu guter Letzt gibt es die Runensteine. Mit den Runen kann ich mächtige Zauber aktivieren. Davon liegen immer drei aus und jeder Zauber kann dreimal aktiviert werden, bevor er durch einen neuen Zauber ersetzt wird. Die Zauber sind wirklich sehr hilfreich und wollen wohldosiert verwendet werden. 


Ihr merkt schon aus dem “einfachen” Plättchenlegespiel wird hier schnell ein Kennerspiel mit Tendenz zum Experten, denn es gibt noch weitere Dinge zu erzählen. So ist es z.B. nicht erlaubt seinen Gang mit den Gängen der Mitspieler zu verbinden und dadurch kann man seinen Mitspielern ganz schnell Wege verbauen, gerade in einer 4 oder 5 Spieler Partie! Dann kann ich meinem Gang mit Werkstätten verbinden, die mir zusätzliche Aktionsmöglichkeiten wie z.B. das Tauschen von Ressourcen ermöglicht und last but not least, kann ich auf großen Flächen, die ich geschaffen habe, “Große Hallen” errichten, die noch mal besonders viel Ehre bringen, vorallem wenn sie mit Socke und Statue bestückt wurden!

Puh… das Spielende wird eingeleitet wenn zwei Spieler ihren zehnten Troll in der Pyramide liegen haben (bei 2-Spieler reicht der erste Spieler), dann wird die Runde noch zu Ende gespielt und jeder Spieler hat nochmal zwei Züge. Abschließend werden alle Ehrenpunkte zusammengezählt und der Spieler mit den meisten gewinnt. 


Dem Spiel liegt auch noch eine Team-Variante, eine kleine Kampagnen-Erweiterung (Verfluchter Berg) und die Champions-Erweiterung bei. Das würde allerdings hier den Rahmen sprengen, soll aber nicht unerwähnt bleiben.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Die Ausstattung ist wirklich üppig und von hochwertiger Qualität. Eine Menge Pappteile, Holz-Meeple und Karten liegen bei und geben keinen Grund zur Beanstandung. Hier stimmt auf jeden Fall das Preis-Leistung -Verhältnis.

Das Design ist grundlegend ansprechend, gerade die Troll-Karten gefallen mir gut. Den Spielplan mitsamt der Tunnelplättchen find ich etwas wuselig und unübersichtlich, zumal es auf den ersten Blick an alte 2D-Pixel-Grafik erinnert. Schlussendlich ist das aber nur eine Sache der Gewöhnung und bessert sich im Laufe des Spiels, wobei ich sagen muss gerade zu viert oder zu fünft kann man schon mal schnell Dinge übersehen. Da erscheint mir das Spielbrett auch ein wenig klein. 


Die Anleitung bietet inhaltlich alles was man wissen muss, ist aber auf den ersten Blick genauso unübersichtlich wie das Spielbrett, was vor allem auch der recht kleinen Schrift geschuldet ist. Ansonsten gibt es aber gute Beispiele und Fragen bleiben keine offen.

[FAZIT]

In der Halle des Bergkönigs hat mich etwas kalt erwischt. Nach lesen der Anleitung und dem doch recht aufwendigen Aufbau dachte ich nicht, dass ich so lange an meinen Zügen grübeln würde. Die Regeln lesen sich straight und vom Prinzip hab ich nicht so viele Möglichkeiten, da gerade der Rohstoff-Haushalt immer eher gering ist, aber dennoch sitzt man schnell vor seinem Tableau und dem Spielbrett und überlegt fieberhaft was man nun tun kann. 

Mir bringt sowas Spaß, aber ich möchte zumindest darauf hinweisen, dass es gerade bei höherer Spielerzahl auch zu einer gewissen Downtime kommen kann und die kleinen Rädchen im Hirn ordentlich am Arbeiten sind. 


Davon ab fühlt sich aber alles stimmig an. Das Plättchenlegen und die Ausschüttung von Ressourcen durch Spielen von neuen Trollen fühlt sich sehr befriedigend an und man möchte daraufhin alles machen, nur um zwei Züge später festzustellen, dass alles wieder verbraucht wurde oder man Dinge hat, die man aktuell einfach nicht benötigt. 

Es ist viel los, wie ihr schon anhand meiner Beschreibung entnehmen könnt, aber genau das macht In der Halle des Bergkönigs zu einem wirklich tollen Plättchelegespiel, die sonst eher Familienspieler ansprechen. Auch die kleinen Ergänzungen sind super Beigaben, die den langfristigen Spielspaß hochhalten, das ist sehr löblich und bringt das Spiel dadurch häufiger auf den Tisch. 

Für mich auf jeden Fall ein Keeper, auch wenn ich dabei deutlich mehr grübel als bei anderen Titeln!

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 4 von 5 (das Thema ist im Rahmen des Möglichen gut umgesetzt)

Mechanik: 5 von 5 (Plättchenlegen auf Experten-Niveau gefällt mir gut)

Material: 5 von 5 (tolles Material)

Regal-Präsenz:4 von 5 (mich spricht die Schachtel an)

Tisch-Präsenz: 3 von 5 (das ist dann eher abschreckend - viel los auf dem Tisch, gerade grafisch)

Anleitung: 4 von 5 (Abzug für etwas fehlende Übersichtlichkeit)


Zielgruppe:

Kinder: 0 von 5 (für Kinder wird zu viel abverlangt)

Familie: 1 von 5 (auch Familienspieler werden hier überfordert sein)

Kenner: 4 von 5 (die Kern-Zielgruppe, aber auch eher im gehobenen Bereich)

Experte: 4 von 5 (Expertenspieler sollten auch hier ihre Freude habe, ich kenne sonst kein Plättchenlege-Spiel, das nur ansatzweise in diese Richtung geht)




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In der Halle des Bergkönigs von Jay Cormier und Graeme Jahns
Erschienen bei Skellig Games
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 75 Minuten ab 12 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig Games)
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