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19.08.2021

Mercado de Lisboa


Vital Lacerda ist ja so etwas wie der Rolls-Royce der Brettspieldesigner. Auf das Konto des Portugiesen gehen Spiele wie Vinhos, Lisboa, On Mars, Escape Plan oder aber auch Kanban EV. Was haben alle gemeinsam, außer, dass sie sogenannte „Schwergewichte“ im Bereich der Euro-Spiele sind? Richtig, sie werden von Eagle-Gryphon-Games (EEG) rausgebracht und in deutsch bei Skellig Games lokalisiert. EEG steht dabei für Produktionen mit aufgepimptem Material, schicker Grafik und hohen Preisen.

Mir liegt nun ein Exemplar von Mercado de Lisboa vor, welches Vital Lacerda in Ko-Designerschaft mit Julian Pombo entwickelt hat und angelehnt an den Marktmechanismus aus dem „großen Bruder“ Lisboa sein soll. Da ich Lisboa selbst noch nicht gespielt habe (dies aber unbedingt nachholen will), fehlt mir dieser Vergleich nun leider. Daher bin ich unvoreingenommen an das Spiel herangegangen.

In Mercado de Lisboa befinden wir uns auf dem Markt von Lissabon (wer hätte das gedacht) und versuchen bestmöglich durch das Aufstellen von Ständen und Restaurants Kunden anzulocken und diese um ihre wohlverdienten Euros zu erleichtern. Die Regeln in Mercado de Lisboa sind dabei verblüffend simpel. Bin ich an der Reihe, habe ich die Auswahl aus exakt 4 möglichen Aktionen. ich baue einen neuen Marktstand, ich eröffne ein Ladenlokal, ich locke Kundschaft an oder ich nehme mir eine Münze (de facto ein „passen“).


Soweit so simpel. Die Crux an der Sache ist jedoch zu erkennen, in welcher Situation ich Kundschaft anlocken sollte und wie lukrativ das ist. Ein kleines Rechenbeispiel aus der Praxis. Ein Blumenstand erwirtschaftet pro angelocktem Kunden 1,00 Euro. Habe ich neben dem Blumenladen noch ein Teegeschäft platziert (oder einer der Mitspieler), dann generiert der Blumenladen schon 2,00 EUR. Denn wie wir alle wissen: Blumen und Tee. Das passt zusammen. Können die Kunden dann auch noch ein kühles Bier im benachbarten Lokal trinken, lassen sie nochmal einen Euro springen. 

Mein Ziel ist es in Mercado de Lisboa also meine Stände in unmittelbarer Nachbarschaft zu passenden Lokalen zu platzieren und dabei bestenfalls noch von den Aktionen der Mitspieler zu profitieren. Kunden, welche den Markt besuchen und angelockt werden, durchlaufen nämlich auch immer genau eine Spalte im rasterförmigen Markt, betreten diesen beispielsweise links unten und laufen schnurstracks durch nach rechts unten. Dabei lassen sie Geld an allen Ständen nach dem eben erläuterten Prinzip liegen. Soviel zum Thema.

Das Ganze bedeutet aber auch, dass jedes Anlocken der Kunden und jedes Platzieren von Restaurants auch die Mitspieler betrifft. Das führt im Prinzip dazu, dass in Mercado de Lisboa relativ schnell, relativ viel gerechnet werden muss. In etwa nach dem Prinzip: Locke ich Kunden A und B hier her, dann erhalte ich 1, 2, 3, 4, 5 Euros und Spieler C erhält 1, 2, 3 Euros und Spieler X erhält 1, 2, 3, nein quatsch 2 Euros. Was bekomme ich nochmal?? Was ich damit sagen will ist, dass Mercado de Lisboa ein abstraktes Rechenpuzzle ist. Zumindest mir hat dies ab einer gewissen Zeit keine Freude bereitet. Ganz im Gegenteil: Es war teilweise anstrengend. Und versteht mich nicht falsch. Ich mag es durchaus in Brettspielen diverse Szenarien mal durchzurechnen, wenn ich dann ein belohnendes Element im Spiel habe. In Mercado de Lisboa hatte ich dieses Belohnungsgefühl leider nicht. Es ist ein permanentes Abwägen und durchrechnen. Bauchspieler beispielsweise haben hier nicht annähernd eine Chance auf den Sieg.

Bleibt eine letzte offene Frage. Ist es sein Geld wert? Zum Zeitpunkt dieser Rezension bekommt Ihr Mercado de Lisboa für rund 35,00 Euro im Laden. Dafür erhaltet Ihr ein sehr hochwertig produziertes Spiel mit einem tollen Inlay, tollen Holzmeeplen und einer schicken Grafik. Das Puzzle kann unter Umständen Fans von rein abstrakten Spielen gefallen, ist aber dafür einfach viel zu teuer. Mir fehlt in Mercado de Lisboa der Wow-Faktor. So bleibt es für mich ein Puzzle ohne große Belohnungen und Emotionen. Schade.
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Mercado de Lisboa von Julian Pombo und Vital Lacerda
Erschienen bei Skellig Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Skellig)