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20.08.2021

Im Schatten von Macau


Monaco, Las Vegas und Atlantic City - was fällt euch als erstes zu diesen Städten ein? Genau… das liebe Glücksspiel. Aber da gibt es noch eine berüchtigte Stadt, allerdings weit, weit im Osten: Macau! Und wir begeben uns genau dorthin, um noch genauer zu sein: wir begeben uns in den Schatten von Macau. So der Titel des Spiels von Ankama, ins Deutsch gebracht von der BoardgameBox. Das Spiel stammt aus der Feder von Charles Chevallier und toll illustriert wurde es von Jonathan Aucomte. 2-4 Spieler dürfen mitspielen, sollten 10 Jahre oder älter sein und eine Partie dauert im Schnitt 30 Minuten. Und ob wir die Reise nach Macau bereuen und lieber nach Las Vegas gegangen wären, schauen wir uns jetzt genauer an.


[THEMA & MECHANIK]

Wir sind jeder der Kopf einer Triade und wollen unsere Macht in diesem Sündenpfuhl des Fernen Ostens ausbauen. Dafür schicken wir unsere Leute raus, sammeln Ressourcen und eröffnen so viele Gewerbe wie möglich. 

Wie genau tun wir das? Jeder Spieler beginnt mit einer Witwe, die eine Joker-Ressource mit sich bringt. Wozu wir diese brauchen, schauen wir uns gleich an. Denn sind wir an der Reihe haben wir drei Optionen, wobei die erste Möglichkeit quasi vorgegeben ist. 

Wir können nämlich verschiedene Informanten kontaktieren. Vier liegen davon offen aus und einen darf man auswählen und in die eigene Auslage (mit der blauen Informanten-Seite) legen. Jeder Informant bringt eine Ressource mit sich (Alkohol, Waffen, Geld, etc).


In einer folgenden Runde kann ich diesen Informanten zum Mitglied rekrutieren. Dafür muss ich die benötigten Ressourcen in meiner Auslage liegen haben. Verwende ich die Ressourcen eines Informanten, kommt dieser aus dem Spiel. Den Informanten, den ich nun rekrutiert habe, drehe ich auf die rote Seite. Fortan kann ich dessen Ressource verwenden, ohne dass diese aus dem Spiel kommt und die Mitglieder geben mit entweder einen einmaligen oder dauerhaften Vorteil. Die Mörderin zum Beispiel führt dazu, dass jeder Spieler einen Informanten aus seiner Auslage entfernen muss. Am Spielende bringt jedes Mitglied natürlich noch Geld in die Kasse.

Kommen wir nochmal zur Witwe! Wir dürfen nie mehr als 5 (blaue) Informanten in unserer Auslage haben. Verwende ich die Witwe und ihre Joker-Ressource, verstirbt diese und wir legen eine entsprechende Karte auf sie. Dadurch bleibt sie in der Auslage und verstopft einen der 5 Slots. Im Laufe des Spiels ist es möglich weitere Witwen zu kontaktieren.


Als dritte und letzte Option kann ich Gewerbe aufmachen. Hiervon werden der Spieleranzahl entsprechend Karten ausgelegt, die vorgeben, was ich erfüllt haben muss, um diese zu eröffnen. Kann ich das, darf ich mir als Aktion diese Gewerbekarte nehmen und als erfüllt auslegen. Auch hier ein kleines Beispiel: einen Nachtclub kann ich eröffnen, wenn ich 6 verschiedene Charaktere in meiner Auslage (als Informant oder Mitglied) liegen habe. Am Spielende bringt mir das 5 Münzen. 

Das Spiel endet sobald ein Spieler 7 Mitglieder rekrutiert hat oder sämtliche, verfügbaren Gewerbe eröffnet wurden. Die Runde wird dann noch zu Ende gespielt und der Spieler mit dem meisten Geld durch Mitglieder und Gewerbe gewinnt das Spiel. 


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Material an sich ist wirklich hochklassig und in gewisser Weise besonders, denn die Karten haben eine spezielle, sehr schmale Form. Im ersten Moment etwas ungewohnt, aber macht sich sehr gut und weiß zu gefallen. Weniger gefällt mir hingegen, dass die Box relativ viel mit Luft gefüllt wurde. Die Box hätte LOCKER um die Hälfte kleiner gemacht werden können und wieder einmal meint ein Verlag, dass mein Platz im Regal unendlich ist. Was haben manche Verlage gegen die typische Karten-Spiel-Box? Ich weiß es und zwar kann man mit dieser Größe halt keinen Preis von EUR 20,00 plus aufrufen. Gut, ich muss sagen, die Gewerbekarten sind keine Karten, sondern aus Pappe, aber das ist auch nur Kosmetik und hätte auch als Karte funktioniert. Ich bin auf jeden Fall enttäuscht, wenn ich diese schon recht kleine Box aufmache und diese dann noch nichtmal zur Hälfte gefüllt ist.


Das Design gefällt mir gut und passt sehr gut zum Thema. Düstere Figuren in einem erwachsenen Grafik-Stil. Die Symbole der Ressource find ich zwar nicht so schön und zerstören ein wenig das Gesamtbild, aber es lässt sich immerhin alles gut erkennen. 

Auch die Regel ist gut geschrieben und strukturiert. Da kann man nichts meckern. 

[FAZIT]

Schatten von Macau ist in mancher Hinsicht halt ein kleiner Blender. Preis und Boxgröße lassen ein wenig mehr Spiel erwarten, als es am Ende ist, denn im Herzen ist es ein Kartenspiel bei dem wir Ressourcen-Management betreiben. Die Optik ist außergewöhnlich und sticht hervor, hätte alles aber auch in normaler Kartenform funktioniert. 
Das Spiel selbst bringt Spaß mit einem gesunden Grad an Interaktion zwischen den Spielern, taktisches Vorgehen, wann ich welchen Charakter rekrutiere oder kontaktiere und Glücksmomenten, wann welche Charaktere zum Vorschein kommen. 


Das Thema zerstört leider ein wenig die Zielgruppe dieser Spielmechanik, denn eigentlich ist es ein sehr gelungenes Familienspiel. Aber Familien werden wohl weniger mit Witwen (die sterben), Mördern und Nachtclubs spielen wollen. Und das Zielpublikum was erreicht werden möchte, wird das Spiel zu unthematisch und simpel finden. 
Hier hätte jedes beliebige Thema verwendet werden können, aber mit der Triaden-Thematik muss entweder noch mehr Interaktion rein, um es so auf die spaßige Seite zu ziehen oder es muss deutlich taktisch komplexer daherkommen, damit man wirklich das Gefühl hat, hier eine Triade zu organisieren. In der jetzigen Form verkommt das Spiel zum simplen Symbol vergleichen: was habe ich und was brauche ich noch?! Und welche Aktion von welchem Charakter hilft mir?

Schade, denn die Mechanik selbst bringt Spaß und ist sonst ein gelungener Absacker, den man gut runterspielen kann. Auf der Ebene macht es kaum etwas falsch und kann einige Abende unterhalten. Es scheitert lediglich an der selbst gesteckten Erwartungshaltung.


[FAKTEN-CHECK]

Thema: 2 von 5 (das Thema kommt zu wenig durch und ist viel zu austauschbar, desweiteren verschreckt es die eigentliche Zielgruppe)

Mechanik: 4 von 5 (die Mechanik kann überzeugen, gerade als Auftakt oder als Absacker)

Material: 4 von 5 (Abzüge gibt es nur für die Schachtelgröße im Verhältnis zum Inhalt)

Regal-Präsenz: 4 von 5 (schickes Cover, welches einlädt sich die Rückseite anzusehen)

Tisch-Präsenz: 4 von 5 (interessante Kartenform und das recht schöne Design sind Hingucker)

Anleitung: 5 von 5 (alles in Ordnung)

Zielgruppe:

Kinder: 1 von 5 (thematisch nichts für Kinder, auch die Mechanik ist noch ein wenig zu kompliziert)

Familie: 3 von 5 (die Mechanik spricht für ein Familienspiel, das aufgesetzte Thema wird Oma und Tante eher davon abhalten)

Kenner: 3 von 5 (hier genau andersrum, das Thema lädt ein, mal einen Blick zu riskieren, enttäuscht dann doch eher bei der abstrakten Umsetzung)

Experte: 1 von 5 (Zufälle und Glück spielen eine recht große Rolle bei der Kartenauswahl, so dass es problematisch sein kann, seine Strategie zu verfolgen)


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Im Schatten von Macao von Charles Chevallier
Erschienen bei BoardgameBox
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 30 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Strohmann Games)