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12.07.2021

Tawantinsuyu


Teotihuacan, Tekhenu und Tawantinsuyu ist nicht etwa ein Zungenbrecher aus Südamerika, sondern die drei Spiele von Dávid Turczi die allesamt 2020 erschienen sind und thematisch in den Hochkulturen verschiedener antiker Völker angesiedelt sind. Tawantinsuyu: The Inca Empire spielt, wie der Name bereits verrät, während der Herrschaft der Inka. Die Inka waren laut Überlieferungen gläubige Menschen, die Naturgötter anbeteten. Der wohl berühmteste war der Sonnengott Inti und in diesem Spiel gilt es das Wort Intis zu verbreiten, seinen Einfluss auszuweiten und der würdige Nachfolger des Hohepriesters zu werden.


Tawantinsuyu ist ein Spiel für bis zu vier Personen und bringt einen Twist in die bekannte Workerplacement Mechanik. Zunächst wird das Spielfeld, das von Feldern und Symbolen nur so überquillt ausgebreitet. In der Mitte befindet sich ein Tempel auf der Spitze eines Berges. Diesen gilt es hinabzusteigen und auf dem Weg wertvolle Ressourcen zu sammeln. Dazu stellen sich die Spieler eine Hohepriesterfigur ihrer Wahl in den Tempel. Dann ziehen sich die Spieler zufällige Arbeiter aus einem Beutel bis jeder zwei hat. Aus selbigem Beutel wird dann eine Reihe Arbeiter im Dorf gebildet, die es später zu rekrutieren gilt. 


Es gibt fünf verschiedenfarbige Arbeitertypen, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Der erste Twist in Tawantinsuyu ist die Regel, dass alle gespielt Arbeiter nicht wie üblich zurück in den Vorrat kommen, sondern bis zum Spielende auf dem Feld verbleiben. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, denn jeder Arbeiter hat eine eigene Funktion und so erlaubt es euch der rote, einen bereits gespielten Arbeiter wieder aufzunehmen. Grüne Arbeiter haben immer mindestens zwei Aktionen usw. Um Arbeiter auszuspielen, werden Karten benötigt, dessen Symbole sich auf dem Spielbrett wiederfinden. Ein solches Symbol ist zu drei Aktionen benachbart aus denen ihr, je nach Umstand, mehrere wählen könnt. Diese Aktionen kann man im Prinzip auf das Sammeln von Ressourcen wie Kartoffeln oder Mais und das Errichten von Gebäuden oder Gottesstatuen für individuelle Boni herunterbrechen werden. Rund um dieses Hauptgeschehen gibt es weitere Möglichkeiten, um sich Siegpunkte zu sichern. So könnt ihr beispielsweise Gebiete erobern, einen Teppich weben, der euch neben den Siegpunkten auch Ressourcen gibt, oder große Gottesstatuen erbauen die euch unter bestimmten Bedingungen belohnen.


Tawantinsuyu ist ein recht komplexes Spiel, da es nicht nur durch die Vielfalt der Aktionen, sondern auch durch das effiziente Ausspielen der Arbeiter jeden Zug bedeutend macht. Die erst beste Idee, einen blauen Arbeiter auf ein blaues Feld zu stellen, um eine Zusatzaktion zu erhalten, muss nicht gleich die Beste sein, denn was passiert im nächsten Zug und im Übernächsten und wie können meine Gegner von dem ausgespielten Arbeiter profitieren?! Außerdem laufen parallel zum Hauptgeschehen viele weitere Rennen um Gebiete und Belohnungen, die man sich nur ungern entgehen lassen möchte. 

So überflutet Tawantinsuyu die Spieler mit einer ungeheuren Entscheidungsvielfalt, die auch mit der Spieldauer nicht weniger wird. Ob dies ein negativer Kritikpunkt ist, kann jeder gerne für sich entscheiden. Für mich hat sich Tawantinsuyu dadurch leider sehr gezogen, denn die Downtime und Analysis Paralysis haben die erste Spielpartie fast unerträglich gemacht. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Unübersichtlichkeit des Spielbretts. Es gibt einfach zu viele Felder mit zu vielen Symbolen und wenn sie dann auch noch von bunten Arbeitern und Treppen belegt sind, sieht alles nach einem abstrakten Kunstwerk aus, das einem Kopfschmerzen bereitet. 


Leider konnte ich auch keine thematische Bindung zum Geschehen aufbauen, die mich vielleicht hätte mehr motivieren und mitfiebern lassen können. Die Arbeiter gehören nicht mir, was an sich zwar ein schöner Twist ist, gleichzeitig reduziert diese Tatsache das Spiel aber auch auf ein mathematisches Analysieren, ohne Bezug zu meinen „Boten“ oder „Priestern“. Die Arbeiter sind einfach bunte Spielsteine und die Tatsache, dass ich diese auch noch den Göttern opfern kann, um Siegpunkte zu erhalten, ließ mich leider jegliches gute Laune-Feeling vergessen. Versteht mich bitte nicht falsch, Tawantinsuyu ist bei kein schlechtes Spiel. Die Ideen und Möglichkeiten haben viel Potential. Leider hat das Spiel aber keinen Charakter, keine Seele und die Mathematik dahinter schreit einem förmlich ins Gesicht. Weniger Aktionen zu Gunsten des Themas hätten dem Spiel definitiv gutgetan. So aber ist Tawantinsuyu für mich eine weitere Box, die im Regal verstaubt und das, obwohl ich Worker Placement Spiele liebe. Sehr, sehr schade.
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Tawantinsuyu: The Inca Empire von David Turczi
Erschienen bei Board&Dice
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 120 Minuten ab 14 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Board&Dice)