Ich bin bekennender Anstoß-Fan. Bzw. ich korrigiere: Ich bin bekennender Fußball-Manager-Fan. Umso tragischer war es für mich lange Zeit, dass es keinen solchen Manager auf Brettspielbasis gab. Und dann kam Superclub. Superclub überzeugte vom ersten Blick an. Geiles minimalistisches Design, tolles Material und eine gut funktionierende Werbekampagne auf Social Media. Was bleibt zurück? Ernüchterung!
Wie bereits in der Einleitung berichtet: Marketing können die Jungs um Superclub Tolles Design, edle Komponenten und die Fans genau da zu packen, was ihnen wichtig ist: Das Versprechen eines echten Fußball-Managers. Ich meine so richtig. Mit Spielertransfers, Stadionausbau, Entwicklung von Talenten, Scouting, Gegneranalyse, unterschiedlicher Spielformationen. Superclub stellte sich als wahres Premiumprodukt dar - mit Premiumpreisen so ganz nebenbei.
Die Ernüchterung kam dann aber beim Spiel selbst, denn Superclub präsentierte sich schon bald als Spiel, was seine Zielgruppe sucht. Preislich haben wir es hier mit einem Liebhaberstück zu tun. An der Stelle möchte ich aber darauf hingewiesen haben, dass die mitgelieferten Komponenten zwar optisch schick aussehen, aber keinesfalls den heftigen Preis von rund 60,00€ plus Versand rechtfertigen. Dünne Pappe, schlechte Kartenqualität und eine Box, welche bereits beim intensiven Anschauen in die Brüche geht. Okay, Kleinstverlag, kleine Stückzahl, hohe Produktionskosten. Dennoch. Etwas für den Fußballfan, der sonst nix mit Brettspielen am Hut hat, ist Superclub zu teuer.
Ein Vielspieler - bzw. brechen wir es noch mehr herunter - ein normaler Brettspieler, wird mit Superclub jedoch spielerisch keinen Spaß haben. Superclub greift nämlich auf völlig antiquierte Mechanismen zurück: Simple Würfelwürfe. Diese entscheiden über die Entwicklung von Talenten, Verletzungen, aber auch über Spielergebnisse. Das Problem dabei ist nur, dass ich diese Würfe nur minimal beeinflussen kann. In der Anleitung selbst spricht Superclub von taktischer Finesse, indem einem einzigen Würfel, noch ein zweiter Würfel hinzugefügt wurde. Wow! Hier merkt man ganz deutlich: Superclub ist kein Werk von Brettspielern, sondern von Fußballfans, die ein Brettspiel basteln wollten.
Über die lückenhafte - wenn auch amüsant geschriebene - Anleitung möchte ich garkein Wort verlieren, vielmehr aber über den „Selling-Point“ von Superclub Das wirbt offensiv mit einer jeweiligen Mappe der Spieler, in welcher wir im geheimen unsere Formation und Taktik vor einem Match planen können. Das war zugegebenermaßen auch ein Hauptargument für meinen Kauf. Gezielt den Gegenüber auscoachen. Das klingt spannend. Leider entwickelt sich eine Partie Superclub schlussendlich zu einem Rechenspiel. Hierbei muss man nämlich alle Spieler einer Formation (Angriff, Mittelfeld oder Verteidigung) stärketechnisch zusammenzählen und addiert das Ergebnis von 2 W6-Würfeln. Ehrlich. Okay, es gibt noch minimale Boni, wenn man sein Mannschaftskollegen bestmöglich positioniert hat, aber schlussendlich wird das Spiel über den Würfelwurf entschieden. Ob jetzt ein Team vor dem Wurf 14 zu 12 führt, oder 14 zu 10, ist fast schon egal, wenn ich eine 3 und mein Gegenüber eine 12 würfelt. Hier behindern die zwei Würfel sogar das Spiel, denn minimale Vorteile durch Taktik werden durch die viel zu große Reichweite von 2 bis 12 nahezu negiert.
Noch erschwerend kommt hinzu, dass in Superclub nicht nur unterlegene Teams bestraft werden, indem die Gewinner noch mehr Geld erwirtschaften und somit noch mehr in ihre Entwicklung stecken können, sondern auch fehlende Mitspieler durch Bots ersetzt werden, die rein zufällig per Würfelwurf gegen Dich antreten. Der Haupt „Selling-Point“ der Taktikmappe kommt hier garnicht zum tragen. Wenn überhaupt wäre Superclub also nur in voller Besetzung mit 4 bzw. 6 Teams empfehlenswert, da man hier ggf. sich auf die unterschiedlichen taktischen Manöver der Gegner einstellen müsste und flexibel sein sollte. Das Problem hierbei ist jedoch, dass dazu Superclub einfach viel zu lange dauert. Bei einer 4 Spieler Partie kann man locker 3 Stunden einplanen. Viel zu lange für eine wilde Würfelei.
Schade. Superclub ist leider ein Blender. Dabei hatte es gerade bei mir als eingefleischten Fußballfan beste Chancen zu brillieren. Aber wenn es selbst das nicht schafft, dann frage ich mich ernsthaft nach der Zielgruppe. Finger weg!
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Superclub
Erschienen bei Eigenverlag
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 180 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Eigenverlag)