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09.07.2021

Detective Charlie


Kooperative Rätsel- und Detektivspiele sind bereits seit einigen Jahren eine sehr erfolgreiche Sparte des Brettspielgeschäfts. Die Exit-Reihe der Brands verkauft sich im Bereich von Millionen Exemplaren aber auch andere Vertreter des Genres wie Unlock! oder Adventure Games gehen erfolgreich bereits in die x-te Fortsetzung. 
Naheliegend also auch im Kinderspielbereich Spiele für begeisterte Rätselfreunde und Spürnasen herauszubringen. Gerade Kosmos hat da auch schon einiges im Angebot. Asmodee hat zudem noch ein Unlock! für Kinder angekündigt. HABA ist mit seiner Key-Spiele-Serie ebenfalls schon im Detektivgeschäft für Nachwuchsinvestigatoren unterwegs.

Der französische Kinderspieleverlag Loki hat sich mit dem vorliegenden Detective Charlie nun auch in den Sektor gewagt und lässt 1-5 Spieler ab 7 Jahren kooperativ Detektivfälle lösen. Derer Fälle sechs sind in der Schachtel enthalten. Mit ihnen bringt man jeweils etwa 20-25 Minuten zu.


Die Handschrift des Verlages merkt man dem Spiel deutlich an. Mit Theo Riviere wurde weiterhin ein erfahrener Spieledesigner des Kaedama Design Teams beauftragt. Spielmaterial und graphische Gestaltung des Spieles sind vorbildlich wie eh und je bei Loki. Verantwortlich hierfür zeichnet sich Piper Thibodeau, welche mit der Gestaltung des Spiels einen fulminanten Einstieg im Brettspielbereich gibt.

Öffnet man die Spielbox, so kommt einem zuvorderst die Schachtelunterseite mit einem gut durchdachten und wertigen Inlay vor Augen. Die Schachtelunterseite ist an den Seiten liebevoll als Polizeistation gestaltet. In das Inlay sind wiederum acht Schlitze eingelassen, in welche man die acht Verdächtigenkarten steckt. Dies ist Teil des Aufbaus vor jeder Partie. 

Denn vor jedem Spiel gilt es einen Klarsichthülle zu öffnen. Darin enthalten sind jeweils 8 Verdächtigenkarten, eine Fallkarte, 8 Zeugenkarten sowie 2-3 Beweiskarten.
Dieses Material wird bei jedem Fall ausgetauscht. In jedem Spiel mit von der Partie sind die Polizeistation, eine verstellbare Pappuhr, ein Würfel sowie die namensgebenden Figur Detective Charlie.


Diese hat nämlich in allen sechs Fällen des Spiels Ungereimtheiten in Rätselstadt auf die Spur zu gehen. Dabei will die Detektivin Charlie Holmes den Fall am liebsten bereits um 5 Uhr gelöst haben um pünktlich zur Teestunde fertig zu sein. Gelingt dies, so werden die Mühen mit 5 Punkten belohnt. Auf einer Skala im Regelheft werden weitere Punktwertungen für spätere Uhrzeiten aufgelistet. Bei Bezichtigung einen Unschuldigen erreicht man folgerichtig 0 Punkte.

Doch zurück zum Aufbau: Die acht Verdächtigen des jeweiligen Falles werden im Schachtelunterteil eingeklemmt sowie die Zeugenkarten kreisförmig auf der Spielfläche ausgelegt. Unter einige Zeugenkarten werden zudem noch Beweiskarten drapiert. Detektivin Charlie Holmes startet vor Zeugenkarte 1. Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass die Uhr auf 12 Uhr zurückgestellt wird. Es bleiben also fünf Stunden um den Fall zu lösen.


Dies gelingt indem die Spieler die Zeugen ablaufen und sich deren Aussagen anhören. Am Zug würfelt man dafür den Würfel und bestimmt wohin man laufen will. Eine 1 oder 2 ermöglicht das Vorrücken von Charlie um die exakte Zahl im oder gegen den Uhrzeigersinn. Eine gewürfelte Uhr lässt den Zeiger um eine Stunde weiterrücken und das Würfelfeld mit Uhr und Fragezeichen ermöglicht eine beliebige Bewegung bei gleichzeitigem Fortschreiten der Zeit um eine Stunde. 
Die erreichte Zeugenkarte darf man sodann umdrehen und ihren Text den Mitspielern vorlesen. Eventuell darf man auch gleich noch eine unter der Zeugenkarte liegende Beweiskarte anschauen. Teilweise sind dafür dann aber zuvor noch Vorbedingungen zu erfüllen. 

Mit den durch die Befragung erhalten Informationen lassen sich mögliche Verdächtige ausschließen. Eventuell bedarf es aber auch noch weitergehender Informationen von anderen Zeugen oder Beweiskarten. Diese gilt es gut im Gedächtnis zu behalten denn Zeugenkarten werden nach dem Vorlesen wieder verdeckt abgelegt.
Gelingt es uns einen Verdächtigen auszuschließen, so wird dessen Karte in der Polizeistation einfach umgedreht. Umso mehr Informationen wir sammeln, umso mehr Verdächtige können wir also ausschließen und landen zuletzt, wenn wir alles richtig gemacht haben, bei einem verbleibenden Täter, welchen wir dann benennen.


Dabei helfen uns Charakteristika der jeweiligen Verdächtigen, welche auf den Zeugenkarten abgedruckt sind. Dies können bspw. Fußabdruck, letzte Mahlzeit oder Größe sein. Im Ausschlussverfahren versucht man also bei Detective Charlie zur richtigen Lösung zu kommen und dabei möglichst wenig Zeit zu verbrauchen. Der Spielerfolg wird letztendlich entsprechend der verbrauchten Zeit bewertet.

An dieser Stelle sehe ich bei Detective Charlie leider ein Designproblem. Es liegt nämlich so gut wie überhaupt nicht in der eigenen Hand ob man alle nötigen Informationen bis 5 Uhr beisammenhat. Zwei der sechs Würfelseiten zeigen nunmal einfach Uhren. Werden diese gewürfelt, so rückt die Zeit voran. Mit Können hat das wenig zu tun. Weiterhin ist man bei gewürfelten Zahlen auch oftmals nur in der Lage zu Zeugenkarten zu kommen, bei denen man schon gewesen ist. Umgehen lässt sich dies nur durch Vorrücken der Uhr um eine weitere Stunde. Dafür dürfte man dann stattdessen ein dem Zielfeld benachbartes Feld wählen.
Bei allen sechs Fällen habe ich zudem keine Hinweise erkennen können, welche ein gezielteres Ansteuern von Zeugenkarte möglich gemacht hätten. Einzig wenn man für eine Beweiskarte eine Voraussetzung braucht, weiß man wohin man nach Erfüllung der Vorrausetzung zurückkehren soll. Um einen Fall zu lösen gilt es in der Regel also alle Karten abzulaufen. In allen Fällen ist uns nur ein roter Hering aufgefallen. Also eine Karte, welche zur Falllösung nicht relevant war.


Die zu erinnernden Informationen sind zudem sehr übersichtlich. Wahrscheinlich ist es noch die größere Herausforderung im Blick zu behalten, welche Zeugen man bereits besucht hat. 
Die Karten sind zwar alle auf Vor- und Rückseite individuell und ansprechend gestaltet, die im Kreis ausliegende Seite bietet jedoch keine Rückschlüsse darauf an, was sich inhaltlich auf der Kartenrückseite wiederfindet. Dementsprechend entstehen leicht Unsicherheiten bezüglich der bereits besuchten Orte.

Ich persönlich empfinde Detective Charlie somit eher als ein Erlebnis, als ein Spiel auf dessen Ausgang man wirklich Einfluss hat.

Als solches funktioniert das Ganze aber auch gut. Charaktere und Handlung sind sehr kindgerecht. Alle Fälle nehmen einen wohlgefälligen, guten Ausgang. Meiner Einschätzung nach wurde hier viel Mühe in die Ausarbeitung der jeweiligen Stories und der Figuren gesteckt. Und auch graphisch wurde viel Arbeit investiert. So gibt es zwar wiederkehrende Figuren, für welche auch das gleiche Bild, erneut genutzt wurde, doch ist trotzdem jede Karte des Spiels individuell gestaltet.

Nichtsdestotrotz spielt sich Detective Charlie eher so, als ob man eine gute Geschichte liest. 


Dies bringt uns auch dahin, dass das Spiel nur in Runden spielbar ist, bei dem ein Mitspieler mindestens auf Zweitklässlerniveau lesen kann. Realistisch läuft es wahrscheinlich aber eher darauf hinaus, dass das Spiel als Familienspiel gespielt wird und dabei die Erwachsenen vorlesen. Für ältere Grundschüler sind die Geschichten meiner Meinung nach nämlich schon wieder ein wenig zu kindlich. Zumindest ging es meiner Tochter (9 Jahre) so. Mit dieser habe ich auch alle sechs Fälle an einem längeren Nachmittag gelöst. Wir hatten Freude daran, waren aber im Vergleich zu anderen Rätselherausforderungen eher wenig gefordert.

Vergleichbar mit gelösten Exit-Spielen ist Detective Charlie für uns damit auch ausgespielt. Das Spielmaterial verbraucht sich zwar nicht aber man weiß ja nun schließlich um die Lösung der Fälle.

Für etwa 24€ bekommt man mit Detective Charlie etwa 2,5 Stunden Unterhaltung verteilt auf sechs Partien. Obwohl das Material exquisit ist, ist das meines Ermessens vergleichsweise teuer für wenig Spielzeit. Folglich wäre ein Weitergeben des Spieles also angesagt. Es wäre auch schade, wenn das schöne Spielmaterial nach so kurzer Zeit schon nicht mehr genutzt würde.

Durch die übersichtlichen Regeln kann ich Detective Charlie aber sehr für Orte wie schulische Betreuungen oder Horte empfehlen. Vielleicht ein Platz an den man es gut spenden kann, nachdem es als Familienspiel ausgedient hat. Hier können sich dann viele verschiedene Nachwuchsdetektive erneut an der Lösung der Fälle probieren.

Detective Charlie würde ich entsprechend des voran geschriebenen eher Familien mit jüngeren Grundschulkindern oder älteren Kindergartenkindern an Herz legen, welche das Spiel als Familienspiel und Einstieg ins kooperative Rätselspielgenre spielen wollen. Allzu erfahrene Nachwuchsdetektive sollten dabei dann nicht mitwirken. Sie könnten ein wenig unterfordert sein.


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Detective Charlie von Theo Riviere
Erschienen bei Loki
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 25 Minuten ab 7 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Loki)