http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; Catan - BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen <BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen></BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen> ~ BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

01.07.2021

Catan


Huch? Was machen die BoardgameMonkeys denn jetzt? Gibt es wieder irgendeine neue, schicke, tolle, superduper Edition von den guten alten Siedlern (oder für die Spätsemester Catan)? Nö, gibt es nicht. Warum wir dann etwas zu diesem Oldie schreiben, den eh jeder kennt der sich auch nur im Ansatz für Brettspiele interessiert? Ein Spiel, das mittlerweile bekannter sein dürfte, als…ühm… Halma, Mühle, Schach…? Ganz einfach: Weil das Spiel es verdient, dass man drüber spricht (und es zu unserem Retro-Podcast passt. Und weil ich aktuell bei unseren Kids erkennen darf, WIE zeitlos das Spiel ist. Und warum Die Siedler zu Recht als Klassiker gelten, der immer wieder gerne eine Renaissance erlebt – insbesondere dann, wenn es darum geht, Neueinsteiger ans Thema „richtige“ Brettspiele heranzuführen. Genauso ist es nun eben auch bei uns daheim. 

Und darum kommt hier nun keine klassische Rezension, keine Auflistung von Spielregeln, die eh jedem bekannt sein dürften und kein Fazit…sondern schlicht eine Geschichte zum Spiel…nennt es eine Hommage, wenn ihr wollt. Mal ganz abseits des bekannten Rasters. 


Als das Originalspiel 1995 erschien war ich grade in der Pubertät – ja…ich weiß…ich zähle nicht grade zu den jungen Semestern unserer Affenrunde - und konnte mit Brettspielen ehrlich gesagt nicht wirklich viel anfangen. Außer den „alten Klassikern“ wie Monopoly, Mad, Mensch ärgere Dich nicht und vielleicht noch ein paar anderen (mir fallen so schräge Sachen wie das Guinness Spiel der Rekorde ein), war die Brettspielwelt auch bei weitem nicht so reichhaltig, wie sie es heute ist. Oder kurz: Ich konnte damals nicht von mir behaupten, ein Vielspieler zu sein.

Ein paar Jährchen später legte ein Kumpel von mir aber erstmals Die Siedler auf den Tisch (damals noch mit richtigen Holzfiguren und nicht mit Plastikteilen, aber das ist eine andere Geschichte) und wir spielten in der Regel wöchentlich in großer Runde Die Siedler, teilweise auch mehrere Runden hintereinander. Manchmal wurde das Siedeln von umfassenden Risiko-Schlachten abgelöst, fällt mir grade so ein, aber auch das lassen wir jetzt mal. Wie ihr seht…wir hatten halt nichts anderes (und irgendwie war das auch nicht schlimm, spart Euch also ruhig die Runde Mitleid.

Wenn ich jetzt aber mal die rund 20 Jahre zurückblicke, waren es wohl schon eben jene Siedler, die den Startschuss für mein tiefergehendes Interesse an Brettspielen gegeben haben. Wenngleich auch damals noch nicht in dem Maße, wie das heute der Fall ist. Im Laufe der Zeit kamen dann natürlich irgendwann die Seefahrer dazu (die ich zugegebener Maßen nie so den Bringer fand) und Städte & Ritter. Gerade Letztere fand ich so richtig, richtig gut.

Wie das aber so mit Spielen ist, die man ständig spielt (und dann auch noch meistens verliert, wie ich zugeben muss…außer bei Städte & Ritter, da war mir der Sieg doch ab und an vergönnt), hatte ich nach einiger Zeit von den Siedlern doch ganz schön die Nase voll. Ich konnte das Spiel einfach nicht mehr sehen und war immer ganz froh, wenn mal nicht vorgeschlagen wurde, dass man doch mal wieder eine Runde damit spielen könnte. Und wenn es doch mal auf den Tisch kam, spielte ich höchstens zähneknirschend mit. Und das zog sich dann auch: Über Jahre hinweg war das Spiel für mich verbrannt. Das fiel mir auch nicht schwer, denn schnell gab ja tolle Alternativen wie Tikal (über das ich auch mal eine Hommage schreiben könnte, da es jetzt wieder „neu“ in meine Sammlung gekommen ist…sofern das denn jemand lesen möchte) und viele viele viele andere.


Tatsächlich sind Die Siedler dann für mich auch komplett in der Versenkung verschwunden. Vielleicht hab ich das Teil noch ein bis zwei Mal gesehen und das war’s. Und ich habe es ehrlich gesagt überhaupt nicht vermisst. Bis dann vor ungefähr einem Jahr bei uns daheim die Idee aufkam, dass wir unserem Großen (damals 10 Jahre alt) doch mal Catan schenken könnten. Brettspiele mochte er im Kern recht gerne und aus den Kinder und Familienspielen für Jüngere war er einfach rausgewachsen. Da war das nur konsequent. Und als ich dann nach guten 20 Jahren also wieder ein Siedler in den Händen hielt, dachte ich zunächst mal „puh…da ist es wieder, dann mach ich mich mal ans Verlieren“. Recht schnell wurde mir dann aber sehr deutlich bewusst, warum Siedler/Catan bis heute ein unfassbar tolles Gateway-Spiel für ernsthafte Brettspiel-Einsteiger ist: Die Regeln sind schnell erklärt, trotzdem müssen sich alle am Tisch eine Taktik zurechtlegen und laufend anpassen und….ich gebe es zu…es macht trotz allem immer noch Spaß und hat nichts von seinem alten Reiz verloren. Erwartungsgemäß verlor ich nach nur wenigen Spielen recht schnell gegen unseren Großen. Ich habe für dieses Spiel einfach kein Talent… Leider verlor aber unser Großer nun recht bald das Interesse an Catan und auch an Brettspielen insgesamt. Mal schauen, wie lange das anhält.

Ein Glück hatte aber unsere Kleine mitbekommen, was wir da so spielen und wollte mit ihren damals grade mal 5 Jahren mitspielen. „Hm…warum nicht?“ dachten wir uns, erklärten ihr die Regeln, halfen ihr in den ersten Partien dabei, Entscheidungen zu treffen und halfen natürlich ein wenig dabei, dass sie auch mal gewinnt. Und heute, kurz vor der Einschulung, spielt sie Catan wie eine Große. Und hat so richtig viel Spaß dabei, Siedlungen zu bauen, Schafe zu sammeln, den Dieb zu versetzen, etc. Und genau diese Spielfreude unserer Kleinen ist das, was Catan für mich wieder zu dem gemacht hat, was es mal war: Ein Meilenstein der Brettspielgeschichte. Nur diesmal eben innerhalb unserer Familie. Die Altersempfehlung ab 10 Jahren haben wir nun ein für alle Mal ad acta gelegt.

Und so kam es natürlich dazu, dass wir uns auch die Städte & Ritter zugelegt haben und ich endlich(!!!) wieder ein Catan gewinnen durfte, hehe. Aufgrund des doch recht ordentlichen Zuwachses an Komplexität, spielen wir diese Erweiterung aktuell (noch) ohne die Kleine, aber das ist ja zum Glück nur eine Frage der Zeit. Die Metropolen und Stadtmauern und Ritter hat sie aber natürlich schon sehr schnell entdeckt und es war recht schwer, ihr zu sagen, warum das ganze aktuell noch nicht so wirklich ein Spiel bzw. eine Erweiterung für sie ist. Schließlich kann sie doch Catan ganz toll und hat auch schon die eine oder andere Partie (auf die eine oder andere Weise) gewonnen!


Was tut man dann also als gute Eltern, um den Kleinen das neugewonnene Hobby nicht zu vermiesen? Richtig! Man kauft einfach eine andere Erweiterung, die aber der Altersempfehlung des Hauptspiels entspricht. Und so kam es dazu, dass ich wirklich zum allerersten Mal „Händler & Barbaren“ in Händen hielt. Zunächst war ich etwas überrascht, dass in der Box nicht eine große, sondern mehrere kleine Erweiterungen verpackt sind. Sowas kannte ich in der „guten alten Zeit“ eigentlich hauptsächlich von Queen Games (Alhambra, Escape) und fand es eigentlich immer echt schick, dass man sich jederzeit und schnell für oder gegen eine Minierweiterung entscheiden kann. Also ran ans Werk und stückchenweise die kleineren und größeren Neuerungen eingebaut und ausprobiert. Und obwohl sich viele der kleinen Erweiterungen nur um Details kümmern (neue Rohstoffart „Fische“, der Hafenmeister, Karten statt Würfel), hat sich das Spielgefühl der guten alten Siedler doch dermaßen zum Positiven gewendet, dass Catan bei uns mittlerweile gar nicht mehr ohne die kleineren Teile der Händler & Barbaren denkbar ist. Noch mehr: Das Spiel macht deutlich mehr Spaß als früher und kommt jetzt so wirklich regelmäßig auf den Tisch und (noch) haben wir alle – außer unserem Großen – nicht die Nase voll vom Siedeln auf Catan. Schließlich bringen auch die etwas größeren Veränderungen (Flüsse, Karawanen, Barbarenüberfall oder Burgrestaurierung) ein völlig verändertes Spielefühl mit sich und wurden in eine kleine, schicke Kampagne mit steigendem Anspruch verpackt. Ich gebe es offen und ehrlich zu: Sowas hätte ich den Siedlern nicht zugetraut!

Was bleibt also? Ich denke, wir werden in naher Zukunft die Entdecker & Piraten testen, denn auch diese kennen wir bislang nicht. Allerdings sind diese auch erst empfohlen ab 12 Jahren, so dass es wieder eine Elternrunde werden dürfte. Und vielleicht, ganz vielleicht…thematisch würde es passen…bekommen die Seefahrer dann auch noch eine zweite Chance. Und das ist das eigentlich Schöne an Catan: Dadurch, dass es ein absoluter Dauerbrenner ist, kommt man heute noch – nach über 20 Jahren – völlig problemlos an neue und/oder gebrauchte Ausgaben sowie Erweiterungen. Das Ganze ist also nichts für Sammler, die durchs Sammeln reich werden wollen, aber so ist zumindest gesichert, dass Catan auch für nachfolgende Generationen DAS Einstiegsspiel zum Abkoppeln von Monopoly und Mensch ärgere Dich nicht überhaupt wird bzw. bleibt. Früher hätte ich gesagt „Siedler? Joa…wer’s braucht, ist schon nett, aber hat einen Bart bis zum Mond“. Heute sehe ich vor allem an unserer Kleinen, welches Potenzial wirklich in Catan steckt…auch wenn ich es weiterhin lieber „Siedler“ nenne und dadurch nicht selten verwirrte Blicke ernte.

________________________________________________________________________________



Catan von Klaus Teuber
Erschienen bei Kosmos
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 60 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Kosmos)