Miau alle zusammen! Oder wie man es auf Englisch sagt Meow. Arabische Katzen machen im Übrigen Miaaaw und japanische Nyah! Doch egal, wie die Katzen in eurer Stadt oder eurem Land machen, ihr könnt eure Katzenvideos nun getrost archivieren und euch stattdessen Calico kaufen, das neue Plättchenlegespiel (auf deutsch) von Ravensburger, in dem wir uns Quilts mit verschiedenen Farben und Mustern zusammennähen, um auf diese Weise möglichst viele der kuschelverliebten, putzigen Vierbeiner anzulocken, die dem Komfort des von uns mühsam und liebevoll kreierten Quilts nicht widerstehen können. Uff, das war ein langer Satz! Das Spiel selbst ist jedoch schnell erklärt, und bevor wir uns den Regeln von Calico sowie dem anschließenden Fazit widmen, werfen wir zunächst wie immer einen kurzen Blick aufs Material des ursprünglichen Kickstarters von Flatout Games.
Material
Oh ja! Genauso muss ein Spiel aussehen, und genauso muss sich ein Spiel auch anfühlen! Schon beim Bereitlegen der Playerboards geht einem das Herz auf, denn diese bestehen aus zwei dicken Pappschichten und bieten somit eine Vertiefung fürs spätere Platzieren der Pllättchen. Und auch die insgesamt 108 sechseckigen Stoffplättchen in jeweils 6 verschiedenen Farben und Mustern sowie die 24 Aufgabenplättchen, aber auch die 5 doppelseitigen Katzen-Tableaus, die 74 Katzenmarker, die 6 Musterplättchen und die 52 „Knöpfe“ in 7 verschiedenen Variationen sind allesamt aus dicker, stabiler Pappe und fühlen sich einfach hochwertig an. Hinzu kommen dann sogar noch ein hochwertiger Stoffbeutel sowie ein Wertungsblock. Was soll man dazu noch sagen? Na gut, Vielleicht noch ein, zwei Worte zum Design? Calico ist sehr farbenfroh und alles in allem wirklich hübsch. Und da jeder Farbe auch ein bestimmtes Knopfsymbol zugeordnet ist, das auf jedes Plättchen mit aufgedruckt wurde, können auch farbenblinde Spieler problemlos mitspielen. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass die Produktion von vorne bis hinten hervorragend gelungen ist. Und auch an der Anleitung lässt sich meiner Meinung nach nichts aussetzen.
Der einzige Nachteil an einer so hochwertigen Produktion ist wohl der Kaufpreis, der für ein Plättchenlegespiel dieses Formats – unabhängig davon, ob es sich spieltechnisch lohnt oder nicht – vergleichsweise hoch ist. Doch für ein gutes Spiel mit tollem Material legt man doch gerne auch mal den ein oder anderen Euro mehr auf den Tisch, oder? Ob Calico seinen Preis wert ist oder nicht, erfahrt ihr jedenfalls später im Fazit. Kommen wir nun also zum Spielablauf.
Ablauf
Das Spiel ist schnell erklärt. Jeder Spieler startet mit einem leeren Playerboard bzw. Quilt, auf dem zu Beginn lediglich drei Auftragsplättchen platziert werden. Zudem erhält jeder Spieler zwei zufällige Start-Stoffplättchen, und drei weitere Stoffplättchen werden als offene Auslage bereitgelegt. Dann beginnt der Startspieler damit, eines seiner zwei Plättchen auf eine beliebige Position seines Quilts zu legen, eines der drei ausliegenden Plättchen nachzuziehen und dafür ein neues Plättchen aufzudecken. Und so geht es reihum so lange weiter, bis alle Spieler ihr gesamtes Quilt mit insgesamt 22 Stoffplättchen fertiggenäht haben. Dann wird geschaut, wer die meisten Katzen angelockt, die meisten Knöpfe angenäht und die Aufträge am erfolgreichsten erfüllt hat.
Doch wie kommt man an Katzen und Knöpfe, und von welcher Art Auftrag reden wir hier? Wie bereits beim Material erwähnt, hat jedes Stoffplättchen immer genau eine von 6 Farben und eines von 6 Mustern. Punkte bekommt man vor allem dadurch, dass man gleiche Farben und Muster zusammenlegt. Denn sobald man drei aneinandergrenzende gleichfarbige Stoffplättchen (unabhängig vom jeweiligen Muster) platziert hat, darf man sich den entsprechenden Knopf auf eines dieser Plättchen legen. Möchte man einen weiteren Knopf derselben Farbe, müsste man wieder eine neue Fläche aus drei gleichfarbigen Stoffplättchen formen. Doch sinnvoller ist es, sich jeden der 6 Knöpfe genau ein Mal zu sichern, da man dann den sogenannten Regenbogenknopf quasi gratis dazu erhält. Jeder Knopf ist am Spielende drei Punkte wert.
Doch auch das Zusammenlegen gleicher Muster kann Punkte bringen, und hier kommen die Katzen ins Spiel. Zu Beginn werden drei zufällige Katzen nach bestimmten Kriterien für die Partie ausgewählt, und jeder dieser Katzen werden zufällig zwei der insgesamt sechs Muster zugeordnet. Die Katzen legen sich später also nur auf Flächen, die allesamt aus dem einen oder dem anderen Muster bestehen (allerdings nie gemischt). Doch wie diese Stofffläche aussehen muss, gibt die jeweilige Katze vor. Entweder verlangen die Katzen eine gewisse Form, beispielsweise vier in einer Art „Schlange“ nebeneinander platzierte Stoffplättchen, oder eine gewisse Anzahl an Plättchen, bei denen die finale Form egal ist. Erfüllt man die Vorgaben einer Katze, darf man sich das entsprechende Katzenplättchen nehmen und es ebenfalls auf seine zusammengenähte Musterfläche legen. Natürlich kann man auch hier, wie schon bei den Knöpfen gesagt wurde, dasselbe Katzenplättchen mehrfach erhalten, wenn man weitere unabhängige Stoffflächen aus den richtigen Stoffmustern zusammennäht. Die Punkte, die man für ein Katzenplättchen bekommt, hängen von der Schwierigkeit der Vorgaben ab und reichen von drei bis elf Punkten, wobei man beispielsweise für den elf Punkte bringenden Wuschel eine Gruppe aus insgesamt sieben entsprechenden Stoffmustern bilden muss.
Zum Glück sind am Rand des Quilts bereits diverse Stoffplättchen vorgedruckt, die man für seine Farb- und Mustergruppen hinzuzählen darf. Bei der Auswahl und dem Platzieren der Plättchen ist es also sinnvoll die bereits vorgedruckten Stoffplättchen zu nutzen.
Zuletzt gibt es noch Punkte für das Erfüllen der Auftragsplättchen. Diese verlangen je nach Auftrag, dass bestimmte Plättchen drumherum platziert werden, beispielsweise sechs verschiedene Farben und/oder Muster, oder drei Mal die eine Farbe/das eine Muster und drei Mal eine andere Farbe/ein anderes Muster. Und dadurch, dass es sechst verschiedene Farben sowie sechs verschiedene Muster gibt, lassen sich die Aufgaben entweder lediglich durch die Farben oder die Muster erfüllen, wofür es je nach Auftrag zwischen 5 und 10 Punkte gibt, oder man erfüllt den Auftrag sogar doppelt, indem man dem Auftrag sowohl in Bezug auf die Farben als auch die Muster nachkommt. Dafür bekommt man dann nochmals 3 bis 6 Extrapunkte.
Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt. Zudem schlägt die Anleitung noch Extraherausforderungen mit leicht erschwerten Regeln vor sowie Szenarien, für die bestimmte Sets an Aufträgen und Katzen etc. vorgeschlagen werden.
Fazit
Ich muss gestehen – und bitte steinigt mich nicht dafür –, dass ich Katzenvideos nicht viel abgewinnen kann, und überhaupt kann ich mit Katzen nicht wirklich etwas anfangen… Drum war meine Erwartungshaltung in etwa so: Na super, noch ein puzzlelastiges Plättchenlegespiel, und dann auch noch mit Katzen… Aber hin und wieder – und das kennt ihr sicher auch –, hat man im Grunde überhaupt keinen Bock auf ein Spiel, versucht es bei den heimischen Spieletreffs möglichst lang zu umgehen, doch am Ende wird man es dann schließlich mit seinen Kumpels und Kumpelinnen spielen müssen. Aber plötzlich merkt man nach den ersten Minuten, dass das Spiel vielleicht gar nicht sooooo übel ist, eigentlich ganz nett, im Grunde ziemlich nice, wenn nicht sogar richtig gut, ehrlichgesagt verdammt genial… Und ganz genau so ging es mir mit Calico nur dass es mir von keinem Spielekumpel vorgeschlagen wurde, sondern mich vom heimischen Rezensionsexemplarstapel solange schief anstarrte, bis ich unter dem Druck schließlich eingeknickt bin und Calico dann doch einmal aufgebaut habe, zum Glück!
Doch wie hat es das Spiel geschafft, mich trotz des Themas – und für viele ist das Thema ja eher ein weiterer Grund es zu spielen – und anfänglicher Unlust so zu überzeugen? Naja, wie oben bereits erwähnt, macht das Material bereits ziemlich viel her, und es macht richtig viel Laune, die tollen Komponenten das erste Mal zu begutachten und anzugreifen. Somit hatten Calico und ich dann schonmal einen guten Start nach dem Öffnen der Schachtel. Dort hörte es jedoch nicht auf, denn die Laune stieg noch weiter an, als ich dann nach und nach begann, die Stoffplättchen aus dem Stoffbeutel zu ziehen und geschickt auf meinem Quilt zu platzieren. Im Grunde wird man bei Calico recht schnell fürs geschickte Platzieren belohnt, da ja bereits drei farblich benachbarte und gleichfarbige Stoffplättchen für einen Knopf reichen und man am Rand zudem noch vorgedruckte Stoffplättchen vorfindet, sodass man in vielen Fällen nur zwei Stoffplättchen für den ersten Knopf benötigt. Doch parallel ist man ständig darauf bedacht, möglichst auch die Muster zu berücksichtigen, während man möglichst zu vermeiden versucht, die Auftragsplättchen frühzeitig gegen die Wand zu fahren.
Durch die obigen Ausführungen sollte aber auch klar werden, dass sich Calico nicht mal einfach so gemütlich herunterspielt, sondern schon ein gewisses Maß an Hirnleistung erfordert. Zu Beginn einer Partie gibt es noch sehr viele Farben und Muster, die einem weiterhelfen, doch gegen Ende des Spiels wird es knapper und knapper, und man muss ständig abwägen, ob man sich vom doppelten Erfüllen eines Auftragsplättchen frühzeitig verabschiedet oder doch noch auf das eine Plättchen warten möchte, dass jedoch unter Umständen nie kommen wird. Und selbst wenn das so sehnlichst herbeigehoffte Plättchen dann mit Fanfaren und einem heiligen Licht aus dem Beutel gezogen wird, bin ich vielleicht gerade gar nicht an der Reihe und muss dabei zusehen, wie mein Mitspieler mir das Plättchen der Begierde ungeniert vor der Nase wegschnappt, obwohl er oder sie es im Grunde überhaupt nicht gebrauchen kann. Und an dieser Stelle wären wir neben der Denklastigkeit bei einem zweiten Punkt, über den sich Kaufinteressierte bewusst sein sollten: Calico kann teilweise wirklich frustrieren und gemein sein, eben genau dann, wenn man Ewigkeiten auf bestimmte Plättchen wartet und sie einem dann weggeschnappt werden, wodurch auch klar sein sollte, dass der Glücksfaktor trotz geschickt-strategischer Plättchenlegekünste am Ende doch über Sieg und Niederlage entscheiden kann.
Allerdings kann man die oben genannten Punkte auch positiv betrachten, denn einerseits sorgt das Ziehglück auch für dauerhafte Spannung, da man jedes Mal mitfiebert, wenn ein Plättchen aus dem Beutel gezogen wird. Hier entstehen so oder so Emotionen, die von bitterer Enttäuschung bis zu euphorischem Triumph reichen. Und auch wenn man Calico weitestgehend solitär spielt, sollte man aufgrund der gemeinsamen sich ständig verändernden Auslage doch mal einen Blick auf die Quilts der Mitspieler werfen, ehe man sich für ein Stoffplättchen entscheidet. Zudem habe ich überhaupt nichts dagegen, dass Calico einiges an Denkarbeit einfordert, denn wir nähen die Quilts ja nicht zum Spaß! Die Katzen bauen auf uns und sehnen sich nach einem gemütlichen, kuscheligen Plätzchen mit passendem Muster, auf das sie sich zufrieden schnurrend niederlegen können.
Und am Ende des Spiels wird man so oder so mit einem Blick auf sein eigenes unheimlich hübsches Quilt belohnt, sodass man am liebsten gleich wieder von vorne beginnen möchte. Da wir unsere erste Partie jedoch am Abend eines recht anstrengenden Tages gespielt haben, mussten wir unserem Gehirn doch eine kleine Pause gönnen, sodass wir die Revanche-Partie auf den nächsten Tag verlegt haben. Seitdem kam Calico bei uns nahezu täglich auf den Tisch und wir haben nach wie vor Spaß daran.
Vor allem zu zweit kann ich Calico sehr empfehlen, da man dann doch ein wenig mehr in dem Wissen vorausplanen kann, dass mir mein Gegenüber maximal ein Plättchen wird wegschnappen können. Spielt man zu dritt oder viert hat sich die Auslage zwischen meinen Zügen in der Regel komplett verändert, sodass ich immer nur spontan entscheiden kann, was ich mir nehmen möchte. Außerdem bestimmt die Anzahl der Spieler Downtime und Spielzeit, die bei einer Duell-Partie einfach am angenehmsten sind. Dennoch macht Calico auch zu Mehreren Spaß, vorausgesetzt niemand am Spieletisch neigt dazu, konstant in eine analysis paralysis zu verfallen, die sowohl Downtime als auch Spielzeit ins Unerträgliche ausdehnen würde.
Ich denke, es ist klar geworden, dass mich Calico sehr positiv überrascht hat und ich es vor allem mit meiner Frau in den kommenden Monaten (und vielleicht sogar Jahren) noch einige Male spielen werde. Ich kann das Spiel jedenfalls allen empfehlen, die auf Puzzle- und Plättchenlegespiele stehen; sich nicht davor scheuen, das eigene kognitive Leistungsvermögen auszutesten; und nichts gegen unheimlich tolles und hübsches Material haben; und allen Katzenfreunden halt, wenn ihr euch einmal an Katzenvideos sattgesehen habt.
Als anspruchsvolleres Familienspiel ab 10 Jahren hat Calico sich seinen Platz in meinem Spielschrank redlich verdient, und auch wenn es nicht meinen persönlichen Geschmack trifft, macht die Schachtel mit doch sehr ansprechendem Cover schon etwas her im Regal. Ich wünsche euch jedenfalls viel Spaß beim Nähen eurer Quilts und verabschiede mich mit einem freundlichen Miau, Meow, Miaaw oder Nyah oder wie auch immer die Katzen machen, wo ihr gerade seid!
____________________________________________________________________
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Ravensburger)