Wikinger? Da sind sie wieder. Diese bärtigen, trinkfesten, Party-Biester haben es mittlerweile fest in die heutige Popkultur geschafft. So ist es also auch kein Wunder, dass mit Blood of the Northmen ein weiterer Kickstarter auf den Markt kommt - jetzt mit einer ersten Erweiterung - Test of Faith.
Um genau zu sein, handelt es sich bei Blood of the Northmen um bereits ein vollends finanziertes und ausgeliefertes Produkt aus dem Hause Czacha-Games, was ich Euch - angesichts der in Kürze startenden Kampagne für die Erweiterung - gerne etwas genauer vorstellen würde. Das Spiel beinhaltet dabei eigentlich alles, was thematisch Wikinger ausmachen: Kämpfen und erobern.
Die Besonderheit bei Blood of the Northmen (der Name hat es ja im übrigen auch schon verraten) ist aber, dass es sich hier nicht um wildes Ameritrash-Gewürfel handelt, sondern vielmehr um ein taktisches Ausmanövrieren mit starkem Carcassonne-Feeling. Carcassonne-Feeling? Genau. In Blood of the Northmen führen wir nämlich einen Jarl an und versuchen entweder eine gewisse Anzahl an Kämpfen zu gewinnen oder alternativ eine bestimmte Anzahl an Dörfern zu kontrollieren.
Mechanisch läuft das über Plättchen ab, mit welchen wir nicht nur die gemeinsame Spielwelt (Anleihe zu Carcassonne) aufbauen, sondern auch unsere Aktionen steuern. Beim Anlegen an die gemeinsame Welt, müssen dabei die natürlichen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Straße an Straße, Wald an Wald, Wasser an Wasser etc. Mein Zug besteht also zunächst nicht nur aus dem Anlegen der neuen Plättchen, sondern viel wichtiger danach auch aus dem Ausführen der Aktionen. Je nach Geländetyp, schaltet das soeben angelegte Plättchen nämlich auch Aktionen frei. Ist darauf nämlich ein Berg, kann ich einen Kampf starten. Ist darauf ein Wald, kann ich neue Armeen platzieren etc.
Das verleiht dem Spiel einen kniffligen strategischen Charakter. Nicht nur muss ich taktisch berücksichtigen, wie ich die gemeinsame Landschaft zu meinem Vorteil forme (siegpunktbringende Dörfer in meine Ecken der Welt platzieren), sondern ich muss auch darauf achten, wie ich durch die Plättchen auch möglichst effizient meine Pläne ausführen kann. Ist ein Kampf sinnvoll, muss ich eben ein Plättchen anlegen, was einen Berg hat.
Apropos Kampf. Der bringt noch eine weitere schöne Komponente ins Spiel. Hier wird nicht nur der Angreifer bevorzugt, sondern auch hier kommen die Plättchen wieder „ins Spiel“ (höhö, was ein Wortspiel). Diese werden nämlich zu Beginn blind vom Nachziehstapel aufgedeckt, dann aber durch ein Handplättchen ergänzt. Ein Berg = Ein Stärkepunkt. So macht es also auch Sinn diverse Plättchen auf der Hand zurück zu halten. Nur für den Fall der Fälle natürlich. Okay, zugegeben, ein bisschen Glück ist im Nachziehelement schon, aber es ist durchaus positiv, dass auch hier die einzige Ressource des Spiels (Plättchen) wiederverwendet wurde.
Achso: Taktischer Kniff. Als Sieger des Kampfes bekomme ich nicht nur neue Truppen aufs Feld, festige meine Position und dezimiere den Gegenüber, nein ich kann auch eine Truppe meiner Reserve auf die Siegpunktleiste stellen. Bei 6 habe ich gewonnen. Das hat den schicken Nebeneffekt, dass ich zwar dem Ziel etwas näher bin, aber dafür in der - ohnehin bereits knappen Reserve - noch weniger zur freien Verfügung habe.
Blood of the Northmen besticht durch sein durchgetaktetes Prinzip. Ich finde es durchaus elegant, dass das Spiel schlussendlich mit einer einzigen Ressource zurecht kommt und es wirkt dadurch angenehm reduziert. Der Spielfluss ist dadurch stets schnell und einher Revanche steht nichts im Wege. Zudem liefert das Spiel noch diverse extra Regeln, die bei Bedarf hinzugefügt werden können, wie Festungen oder Sonderfähigkeiten.
Einziger Wermutstropfen ist für mich persönlich, dass die Miniaturen der einzelnen Clans sich nur anhand der Pose unterscheiden. Hier hätte eine Farbcodierung Wunder gewirkt und ich frage mich, was wohl der Grund dafür war, dies zu korrigieren, denn in diversen Prototypfotos waren diese noch in der Farbe unterschiedlich. So erschwert dies unnötig etwas die Übersicht. Alles in allem aber ein Spiel, was durchaus seinen Reiz hat und sowohl in 2er-Runden, aber auch in größten Partien gefällt. Daumen hoch!
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Blood of the Northmen von Carl Chudyk
Erschienen bei Czacha Games
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 45 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Czacha Games)