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07.06.2021

Monopoly für schlechte Verlierer


Habt ihr schon mal eine Partie Monopoly gespielt und hattet irgendwann ein frustriertes Kind neben Euch sitzen, dass sich ständig darüber ärgert, dass es Miete zahlen muss oder man grade eine Straße kauft, die ihm zur Komplettierung der Farbreihe fehlt? Nein? Glaub ich nicht. Ok, zugegeben, die Einschränkung auf Kinder ist ziemlich unfair, denn es gibt auch viele Erwachsene, die sich bei Monopoly (oder so ziemlich jedem anderen Brettspiel) so verhalten. Sei’s drum: Hasbro kommt nun mit einer eigentlich schlichten Idee und dem Slogan „Nicht heulen, heimzahlen!“ daher, um dieses Gequengel ein für alle Mal zu beenden. 

Wer nun aber glaubt, das Ziel des Spiels wäre auf den Kopf gestellt und man müsste schlicht all sein Geld verlieren….dem kann ich nur das gute alte „Mad“ ans Herz legen, denn bei Monopoly für schlechte Verlierer geht es weiterhin darum, der reichste Immobilienmogul am Tisch zu werden. Wenn auch ein wenig anders als sonst, aber doch – Achtung „Spoiler“ mit dem gleichen Ergebnis: Wer zahlen muss oder zu wenig Geld hat, quengelt trotzdem und hat – wie wir gleich noch sehen werden – nun sogar noch mehr Gründe zum Heulen (aber eben auch zum Heimzahlen. Aber eins nach dem anderen und mal ganz von vorne:


Wer Monopoly grundsätzlich nicht kennt: Aaalso, jeder Spieler startet mit einer Handvoll Geld, bestehend aus 2 x 500….nein, sorry. Ich hoffe, mir nimmt es niemand übel, dass ich hier mal ganz schnell vorspule und einfach mal unterstelle, dass die Regeln von Monopoly mittlerweile ein anerkanntes Kulturgut sind und in den Kanon des Allgemeinwissens aufgenommen wurden. Und ganz ehrlich: wer das eigentliche Monopoly kennt, sollte vielleicht lieber nicht mit dieser Variante hier anfangen. Denn sie ist etwas…speziell. Und das ist nicht negativ gemeint. Ups, wieder ein Spoiler…

Ich beginne einfach mal schnell mit den Komponenten und damit einem riesigen Negativpunkt: Das Spiel besteht aus einem kompakten quadratischen Spielplan, der in einer viel zu großen Box daherkommt. „Schön, dann ist ja Platz für ein Inlay, in das man das Geld und die Straßenkarten packen kann.“ Denkste! Alles fliegt fröhlich munter in der Schachtel umher bzw. in einem Teil der Schachtel, da es zumindest ein(!) Trenneinleger aus Pappe in die Box geschafft hat. Pfff…ok, wären nicht zumindest Zipbeutel drin gewesen? Aber weiter im Text: Die Figuren sind allesamt „Verlierer-Versionen“ der eigentlichen Figuren und somit wirklich witzig-schön gestaltet (ein untergehendes Schiff oder ein Rennwagen mit Parkkralle sind schon sehr passend, aber leider teilweise so „flach“, dass man sie nicht richtig greifen kann (vor allem der Hund!) und eher über das Spielfeld schleifen muss, als mit ihnen zu laufen. Und leider sind auch die Karten von einer Qualität, die gefühlt nicht besonders viele Spielerunden überleben dürfte. Unterm Strich also ein gewichtiger Minuspunkt in der B-Note. Das geht eigentlich (deutlich) besser.


Erfreulicherweise basieren die Regeln auf dem „echten“ Monopoly und nicht auf der Junior-Variante, allerdings mit einer kleinen LKW-Ladung voller frischer Ideen: Es gibt eine übergroße Mr. Monopoly-Figur, die auf einem hohlen Sockel steht. Sobald jemandem etwas „negatives“ im Spiel widerfährt (also Miete oder Steuern zahlen muss, ins Gefängnis muss oder auf einer eigenen Straße landet), darf sich die Person eine Loser-Marke nehmen, sofern sie nicht bereits vier davon besitzt. Wer vier Loser-Marken hat, darf am Anfang seines Zuges diese gegen Mr. Monopoly eintauschen: Die eigene Figur wird dann durch diesen ersetzt, bis ein anderer Spieler ihn sich schnappt. 

Nun ist für diese Person alles anders: Landet sie auf einer eigenen Straße, bekommt sie die Miete dafür von der Bank; landet sie auf der Straße eines Gegenspielers, bekommt sie die Miete vom Besitzer, anstatt sie zahlen zu müssen; muss sie ins Gefängnis, schickt sie einen beliebigen anderen Spieler dorthin und besonders fies Nr.1: würfelt jemand im Spiel ein Pasch, darf die Person auf einer beliebigen Straße im Spiel ein Haus bauen (wirklich völlig egal, wohin, wem sie gehört, noch ob die Farbgruppe komplett ist) und besonders fies Nr.2: landet sie auf einem Feld, auf dem bereits jemand anders steht, sperrt sie die Figur ein (der Besitzer der Figur setzt also aus) und sie klaut dem Besitzer der Figur noch eine beliebige Straße. Wann man eine Loser-Marke bekommt und was man alles als Mr. Monopoly anders macht, ist auf praktischen Übersichtskärtchen zusammengefasst. Merken muss man sich das also nicht alles.


Anders als im Original gibt es keine Wasser- und Elektrizitätswerke, sondern dies sind nun Abgabenfelder und bei „Frei Parken“ darf man anderen eine Loser-Marke klauen. Der Rest ist wie immer, außer das Spielende, denn glücklicherweise kommt hier ein für Monopoly-Verhältnisse recht frischer Ansatz zum Tragen: Sobald das letzte Grundstück verkauft wurde, wird das Spielende eingeleitet. Wer nun auf „Los“ kommt, bleibt dort stehen und wartet darauf, dass auch der Rest der Spielerschaft eintrudelt. Sind alle da, bekommt jeder nochmal Miete für alle Grundstücke von der Bank und dann wird gezählt: Wer das meiste Geld (in Scheinen, nicht in Grundstücken!) hat, gewinnt. Und das Spielende lässt sich nicht hinauszögern: Möchte oder kann jemand ein Grundstück nicht kaufen, wird dieses sofort versteigert.


Mr. Monopoly mischt die mittlerweile unter meterhohem Staub liegenden Regeln des Originals mächtig auf und bringt so jede Menge frischen Wind ins Spiel. Denn plötzlich ist es gar nicht mehr so wichtig, möglichst viele Straßen zu haben, um reich zu werden. Und viel wichtiger: jeder Kauf will sehr gut überlegt werden: Wer die Bad- und Turmstraße hat, „verschenkt“ quasi laufend Loser-Marken, da die Miete dort ein Witz ist. Aber letztlich muss jedes Grundstück unter den Hammer. Im Herzen bleibt es natürlich Monopoly und das Spielgefühl insgesamt ist weiterhin so, wie es seit bald 90 Jahren ist, aber trotzdem ist es anders und speziell. Im Kern dürften sich also alle Monopoly-Fans, die sich mehr Abwechslung wünschen, genauso gut von Mr. Monopoly unterhalten lassen, wie Monopoly-Hasser, denen das Original zu gradlinig und langweilig war (selbst wenn man anschließend vermutlich immer noch lange nicht zum Monopoly-Fan geworden ist). Ein waschechtes Familienspiel also, ganz ohne Blödeleien oder unnötiger Technik. Einfach spielen und Spaß haben (und quengeln natürlich…und heulen, wenn einem die Straße mit den drei Häusern geklaut wird, auch wenn es deutliche Abzüge in der B-Note gibt.

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Monopoly für schlechte Verlierer
Erschienen bei Hasbro
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 360 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Hasbro)