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25.06.2021

Fired Up


Die Zukunft – es ist rau und düster geworden. Die Zuschauer sehnen sich nach Action und so war es nur eine Frage der Zeit bis irgendwo in den unendlichen Weiten des Universums eine Arena geschaffen wird, in der sich die Wesen des Alls bis aufs Blut bekämpfen müssen, um dem Publikum eine gute Zeit zu bescheren. Und hier bist Du nun also, bereit dazu, in diese Arenakämpfe einzusteigen. Nicht jedoch als Kämpfer – nein, das hast Du nicht nötig – sondern Du bist hier um Geld zu verdienen. Viel Geld. Doch bist Du natürlich nicht der einzige, der hier reich werden will. Sehen wir also, wer hier den meisten Einfluss auf die Kämpfer ausüben kann….


So ungefähr könnt ihr Euch das Setting von Fired Up vorstellen und wenn ihr das Spiel fertig aufgebaut habt macht das optisch wirklich einiges her. Die sechs mitgelieferten Kämpferminiaturen sind toll designed und auch farblich passt das Spiel wunderbar in die aktuelle 80er-Jahre-Retro-Welle. Sehr neonlastig, aber durchaus schick. Wie bereits im Einstiegstext angedeutet, steuern die Mitspielenden hier nicht die einzelnen Kämpfer, sondern versuchen, über das Beeinflussen der Kämpfer nach maximal vier Kampfrunden (es sei denn, es ist am Ende einer Runde nur noch ein Kämpfer übrig, dann endet das Spiel früher) die meisten Punkte zu erspielen.


Jede Runde besteht aus zwei Phasen: 1) Beeinflussen und 2) Kämpfen. Zu Beginn der Phase 1 sucht sich jeder aus seinen vier Handkarten zwei aus, mit denen er diese Runde punkten mag. Die anderen legt man vor sich ab. Anschließend würfelt man seine (sehr schicken) Beeinflussungswürfel und muss mindestens einen davon nutzen, bevor reihum alle anderen ebenfalls das gleiche machen. Diese Phase geht so lange, bis niemand mehr Würfel hat. Mittels der Würfel lassen sich diverse Punkte der Kämpfer verändern, je nachdem, was man nun gewürfelt hat – aber nur bei einem Kämpfer pro Zug. Die Würfel geben die möglichen Aktionen vor: Habe ich einen Buff erwürfelt, kann ich den Angriffs- oder Verteidigungswert eines Kämpfers verändern, mit einem Moral-Treffer die Moral, dann gibt es noch Geschwindigkeit oder das Ziel (jeder Kämpfer greift dort an, wo er hinschaut). Habe ich einen Kämpfer beeinflusst muss ich zudem seinen Beeinflussbarkeitswert nach unten setzen. Ist dieser bei 0 angekommen, darf hier niemand mehr Würfel setzen.


Alternativ kann man mit den Würfeln auch eine Sozialaktionen erwürfeln und darf damit eine von zwei Aktionen durchführen: Entweder wetten oder einen Würfel aus dem Vorrat nehmen und diesen mit einem beliebigen Würfelergebnis bei einen beliebigen Kämpfer (dessen Beeinflussbarkeitswert nicht bei 0 angekommen ist) anlegen – quasi eine Sonderbeeinflussung. Für letztere braucht man allerdings zwei passende Würfel, wobei man sich erwürfelte Sozialaktionen auch für später aufsparen kann. Vielleicht ist es Euch aufgefallen, aber dies waren nur 5 Seiten der mitgelieferten W6. Die sechste Seite zeigt schlicht und einfach ein Verdopplungssymbol. Hiermit lässt sich also ein beliebiger Würfel „klonen“. 

Sind alle Würfel verbraucht, wird bei jedem Kämpfer die Moral geprüft. Je nach Anzahl der Würfel verändert sich die Moral ins Positive oder Negative. Sinkt die Moral, sinken damit oftmals auch die Angriffs- und Verteidigungswerte. Steigt die Moral, steigen die Werte aber nicht automatisch, sondern in der nächsten Runde stehen zunächst höhere Regionen bereit – sofern dann nicht wieder direkt vor dem Kampf die Moral sinkt.


Nun beginnt der Kampf und die oben genannten Handkarten werden wichtig. Diese können vor dem Kampf, während des Kampfes oder nach dem Kampf Punkte einbringen, sofern die jeweiligen Bedingungen erfüllt sind. Die Karten werden bei Erfüllung einfach aufgedeckt und gepunktet. Die Kampfreihenfolge wird durch die Geschwindigkeit der Kämpfer bestimmt, das jeweilige Ziel durch die Figur auf dem Brett. Nun werden in Abhängigkeit der jeweiligen Werte eine bestimmte Anzahl von Angriffs- und Verteidigungswürfeln gewürfelt und gewertet. Auf jedem Würfel sind vier verschiedene Körperteile, eine Spezialattacke/-abwehr sowie ein Fehlwurf drauf. Würfelt der Angreifer mehr Symbole eines Körperteils als der Verteidiger, setzt es einen Schaden (= Ausdauerabzug); andersrum setzt es einen Gegenangriff mit Gegenschaden. Eine Spezialabwehr dient dabei immer als Wildcard während der Spezialangriff nie geblockt werden kann. Erwürfelt der Angreifer außerdem mehrmals das gleiche Körperteil und wird davon mindestens eins nicht geblockt, wird dem Verteidiger zudem eine Wunde zugefügt. Soweit die generellen Abläufe, doch Vorsicht! Jeder Kämpfer hat noch eine Spezialfähigkeit, so dass kein Kampf dem anderen ähnelt. So darf nun jeder Kämpfer einmal angreifen. Sobald ein Kämpfer am Ende seiner Ausdauer oder am Maximum seiner möglichen Wunden ankommt, scheidet er aus der Arena aus.


Und was bringt nun dieses Gekämpfe? Zum einen checkt man laufend seine beiden Handkarten, ob die jeweiligen Bedingungen zum Punkten erfüllt wurden. Zum anderen wird laufend auf dem Wettboard geschaut, ob laufende Wetten getriggert werden. Das Wettboard wird nämlich zu Beginn einer Partie mit drei möglichen Wetten bestückt – z.B. „Welcher Kämpfer schaltet als zweites einen anderen aus?“. Je früher man sich hier für einen Kämpfer entscheidend und seine Karte verdeckt auf das Board legt desto mehr Punkte winken einem in dem Moment, in dem die Wette aufgelöst wird – sofern man natürlich aufs richtige Pferd gesetzt hat. Um das Ganze spannender zu machen kann man die Wettergebnisse auch erst am Ende des Spiels enthüllen.


Auch wenn es bis hierhin recht viel Text war, spielt sich Fired Up aber angenehm locker fluffig und erstaunlich zügig. Die Beeinflussungsphase kann je nach Mitspielern ein wenig hinken, da Turbooptimierern hier einige Möglichkeiten geboten werden. Letztlich greifen die einzelnen Beeinflussungsmöglichkeiten aber toll in einander und nichts ist so schnell über den Haufen geworfen, wie der tolle Plan eines Mitbeeinflussers – sofern er einen nicht auf die falsche Fährte geführt hat. Und sei es nur, weil man mal eben schnell die Moral des Topkämpfers in Grund und Boden stampft – nachdem einige auf ihn gewettet haben, versteht sich. Das macht das Spiel auch mitunter recht komplex: Niemand kennt die Ziele der anderen und niemand will den anderen beim Erreichen ihrer Ziele helfen…jede Entscheidung für oder gegen einen Würfel wirkt sich also unmittelbar auf alle Spieler aus. Schön ist dann auch, dass man auf jeden Kämpfer nur ein einziges Mal wetten kann, dass es aber drei verschiedene Wetten pro Spiel gibt.

Das Auswürfeln der Kampfergebnisse ist dann ein notwendiges Übel, dass sicherlich auch eine App erledigen kann. Dann müsste man aber auf die tollen Würfel verzichten und das wäre schade gewesen. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass es hier keinen App-Zwang gibt und das Spiel mit viel Liebe zum Detail gestaltet wurde. 

Unterm Strich haben wir hier ein recht spaßiges Wett-Bluff-Würfelspiel mit durchaus vorhandenem Glücksfaktor, das mit relativ leichten Regeln und einer tollen Spielzeit daherkommt, bei dem man aber mit zunehmenden Spielerunden viele Taktiken entdeckt und entwickelt, an die man in der ersten Runde nicht mal im Traum gedacht hat. Bei uns ist es nicht bei einer Partie geblieben und die nächste Revange ist nur eine Frage der Zeit…

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Fired Up von Giorgos Eleftheriadis und Theofilos Koutroubis
Erschienen bei Drawlab
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten ab 12 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Drawlab)