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28.06.2021

Coalitions


Koalitionen sind in diesem Herbst in Deutschland sicher wieder ein großes Thema: rot-grün, rot-schwarz, Jamaika etc. und um uns darauf ein wenig einzustimmen, läuft derzeit ein Kickstarter von Phalanx Games mit dem passenden Titel Coalitions. Aber keine Panik, hier geht es nicht um deutsche Politik, sondern wir bewegen uns historisch in die Zeit der Napoleonischen Kriege in der es hochbrisant hergeht. Das Spiel ist für 1-6 Spieler und geht für das Genre typisch gern 3-4 Stunden, aber wie es sich sonst vom Wargame-Einheitsbrei abhebt, dass schauen wir uns nun gemeinsam an.

[THEMA & MECHANIK]

Wie eingangs erwähnt befinden wir uns mitten in den Napoleonischen Kriegen und jeder Spieler übernimmt die Führung von Großmächten. Dabei sind natürlich die Franzosen, die Briten, die Preußen, die Österreicher, die Russen und die Ottomanen. Bei weniger als sechs Spielern übernimmt ein Spieler mehrere Nationen, hier wird dann empfohlen welche Kombination geeignet ist. Passend dazu haben wir eine historische Europa-Karte und die Spieler erhalten zu Ihrem Volk Generäle in schöner Miniatur-Form (Achtung bei Kickstarter nur im Deluxe Pledge), Armeen als Token und Kampfkarten. 


Das Kernkonzept ist dann auch gleich der Einstieg einer Runde und zwar findet dann immer eine Verhandlungsrunde statt, in der man 3 Minuten Zeit hat Koalitionen zu schmieden, zu brechen oder sein eigenes Ding durchzuziehen. Hier wird geschachert und versprochen, was das Zeug hält. Jeder Spieler hat zum Abschluss dann die Wahl ob er eine Koalition mit den Franzosen oder den Briten eingehen möchte, wobei die jeweils zustimmen müssen. Man kann aber auch versuchen allein die Vorherrschaft zu erreichen oder man begibt sich ein wenig in den Hintergrund und wird neutral. 

Danach finden die eigentlichen Züge statt und zwar sechs für jeden. Um die Downtime zu minimieren finden die meisten zeitgleich statt, hierfür gibt es ein Rondell mit Rad, welches die Aktion zeigt, die die Nationen durchführen können, danach dreht sich das Rad ein Feld weiter und jede Nation darf eine andere Aktion ausführen. Solange bis zum Schluss jede Nation die Möglichkeit hatte jede Aktion durchzuführen. 


Die Aktionen sind hier relativ klar und leicht zu händeln. Man kann Einkommen generieren durch die Herrschaft von Regionen, man kann dieses Geld dann auch wieder ausgeben für neue Generäle, Armeen oder Kampfkarten oder man bewegt seine Einheiten um neue Gebiete einzunehmen. Treffen Generäle mit ihren Armeen auf feindliche Einheiten wird sofort ein Kampf ausgelöst. 

Der Kampf erinnert ein wenig an den Kampf bei Scythe, die Einheiten auf der Karte bringen jeweils Kampfstärken mit sich und können durch Kampfkarten verbessert werden, da man für jeden General im Einsatz eine Kampfkarte spielen darf, aber Achtung: diese Werte werden von der Moral abgezogen, so dass ich nicht mehr Stärke ausgeben kann, als ich Moral habe. Außerdem können nun bestehende Koalitionen mir helfen, falls sich welche in der Nachbarschaft befinden.

Generell bringen die Koalitionen natürlich Vorteile, so kann z.B. der Brite seinen Partnern Geld schenken und bekommt dafür Moral und nur Partner der Briten dürfen ebenfalls die Häfen benutzen um Handel zu treiben und somit Geld zu generieren. Die Franzosen bieten eine Menge Kampfkraft und sind somit immer ein gern gesehener Partner, wenn es um den Kampf geht. 


Aber all das will gut überlegt sein, da auch die Bewegung der Einheiten von den bestehenden Koalitionen abhängt. Möchte ich meine Einheiten bewegen, muss ich zunächst eine Nation fragen, die sich NICHT mit mir in einer Koalition befindet, ob ich eine Bewegungsaktion durchführen darf. Wird dies bejaht, bekommt diese Nation Moral. Das kann bis zu 3mal gefragt werden und somit bis zu 6 Moralpunkte bedeuten, da man mit jedem “Ja” auch mehr bekommt.

Ohne Koalition geht es auch, so erhalten neutrale Nationen z.B. doppeltes Einkommen. Und Nationen die einen eigenen Eroberungszug spielen, können alles und jeden angreifen und müssen keine Rücksicht nehmen, wenn es darum geht Regionen einzunehmen.

Worum geht es am Ende genau? Mit all diesen Aktionen, aber vor allem dem Kampf erhält man bei Erfolg Einfluss und die Nation, welche als erstes 40 Einflusspunkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Spieler, die nicht Frankreich spielen, haben noch eine weitere Möglichkeit und zwar über die Einnahme der Region “Paris”. Fällt diese einem nicht französischen Spieler in die Hände, endet das Spiel. Aber weiterhin gewinnt die Nation mit dem größten Einfluss. 


Wie ihr euch denken könnt, gibt es noch viele kleinere Regeln, aber damit will ich euch nicht erschlagen. Im Grunde geht es bei Coaltions um Area Control gepaart mit einer Menge Kommunikation wie bei einem Social Deducting Spiel, nur dass die Rollen nicht geheim sind und alles offen verhandelt wird.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG] 

Das lässt sich hier nicht final bewerten, da uns eine Preview-Copy zur Verfügung gestellt wurde, welche dem Namen auch gerecht wird. Das Material, vor allem die Miniaturen zeigen schon schöne Ansätze. Das Design ist wahrlich Geschmacksache, die Karte gefällt mir gut, aber die Kampfkarten sind nicht so mein Fall. 

Die Anleitung lässt sich ebenfalls nicht bewerten, lag diese uns nur als normale Din A4 PDF vor. Soweit konnte man den Punkten gut folgen und daher bin ich zuversichtlich, dass dabei eine ordentliche Anleitung herauskommen wird.


[FAZIT]

Coaltions hebt sich auf jeden Fall von den restlichen Histo-Wargames ab, haben diese ja doch immer einen recht trockenen Ansatz. Die Verhandlungsrunde zu Beginn hebt das ganze auf eine neue Ebene und bringt so ordentlich Stimmung. Gerade wenn man ein wenig in den jeweiligen Rollen aufgeht und viele Runden immer einer Nation Treue schwur, nur um aus dem Nichts die Seiten zu wechseln, um am Ende evtl. allein an der Spitze zu stehen. 

Hierbei können epische Momente entstehen, was dann auch in den folgenden Zügen gut weitergelebt wird. Wen frage ich um Erlaubnis meiner Bewegung? Wem erlaube ich durch meine Regionen zu marschieren? Wem gönn ich die Moral-Boni und wie stark sind meine Gegner und/oder Feinde im Kampf wirklich?! Das ist toll und bringt einfach sehr viel Spaß, trotz des doch eher trockenen Themas. Aber genau damit kann man dies uninteressierten Spielern näher bringen.


Vieles ist sonst aus anderen Spielen natürlich bekannt, wie Einheiten bewegen, Kämpfe durchführen und Hoheiten über Regionen halten, da wird das Rad nicht neu erfunden. Aber apropos “Rad”, auch dieser Mechanismus ist erfrischend neu und anders und muss im Laufe der Partie gut geplant werden. Jeder wird pro Runde einmal die gleiche Aktion durchführen können und die Reihenfolge ist fix, so dass man dies gut einplanen kann. 

Mit der richtigen Runde und Einstellung kann eine Partie Coalitions ein Riesen-Hit werden, wenn man sich vorweg nicht vom Thema und Erscheinungsbild abschrecken lässt. Aber auch Fans von diesen Spielen sollten dem Titel eine Chance geben, bringt er mit der Kommunikation ein tolle, neue Komponente hinein. 

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 4 von 5 (Thema ist gut umgesetzt)

Mechanik: 5 von 5 (Verhandlung und Aktion-Rad spielen sich erfrischend neu und funktionieren gut)

Material: keine Wertung

Regal-Präsenz: keine Wertung

Tisch-Präsenz: 4 von 5 (sieht selbst mit Prototyp-Material auf dem Tisch gut aus)

Anleitung: keine Wertung


Zielgruppe:

Kinder: 0 ein von 5 (natürlich kein Kinderspiel)

Familie: 0 von 5 (auch für den klassischen Familienspieler wird zuviel abverlangt)

Kenner: 3 von 5 (Kennerspieler, die Lust auf Thema und dieses Genre haben, könnten hier ein schönes Einsteigerspiel finden)

Experte: 5 von 5 (ein Spaß für Taktiker und Strategen, die mal Lust auf Kommunikation am Tisch haben)



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Coalition von Andrew Rourke
Erscheint bei Phalanx Games
Für 1 bis 6 Spieler in ca. 180 Minuten ab 14 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Phalanx Games)