http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; Carrera Crazy Driver - BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen <BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen></BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen> ~ BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

18.06.2021

Carrera Crazy Driver


Ich bin ein großer Fan von Rennspielen. Titel wie Downforce und Formula D gehören für mich zu den Schlüsselspielen um auch Nicht- und Wenig-Spieler an den Tisch zu bringen. Carrera Crazy Driver von Rudy Games versucht nun mit Hilfe von App und einer Lizenz die jüngere Generation an den Tisch zu bekommen und für Rennspiele zu begeistern. Das Spiel ist für 2-4 Spieler ab 8 Jahren und eine Partie dauert 30-60 Minuten. Und ob das Spiel dazu taugt auch Kinder von Renn-Brettspielen zu überzeugen, wollen wir uns mal genauer ansehen.


[THEMA & MECHANIK]

Nachdem wir uns mit Hilfe der App einen Rennkurs aufgebaut haben, kann die wilde Hatz auch schon losgehen. Jeder Spieler hat hierbei einen eigenen Rennfahrer mit Spezialfähigkeit, sowie Eigenschaften, die von Vor- und Nachteil beim Ausführen von bestimmten Aktionen sein können. 

Aus dem Spiel Formula D hat man sich der Gangschaltungs-Mechanik bedient und so muss ich zu Beginn meines Zugs entscheiden, ob ich den Gang wechsel oder nicht. Jeder Gang gibt unterschiedliche Werte, die ich zu meinem, nun folgenden, Würfelwurf hinzu addieren darf. Vor oder nach der Bewegung der entsprechenden Zahl, kann ich eine Sonderaktion ausführen und zwar Schalten, Top-Speed, Driften und Drängen. Die Begriffe sind fast selbst erklärend. Schalten lässt mich einen Gang mehr hoch- oder runterschalten, Top-Speed gibt mir noch ein Feld mehr auf einer gerade Strecke und Driften in einer Kurve. Drängen kann ich verwenden, wenn ich auf einem Feld mit einem Mitspieler lande oder diesen überhole, bei Erfolg bekommt dieser dann einen Schaden. 


Bei Erfolg? Genau! Diese Aktionen sind quasi Fähigkeitsproben, wie man sie auch aus anderen Spielen kennt. Jeder Spieler hat, wie bereits erwähnt, einen Charakter mit unterschiedlichen Werten für diese vier Aktionen. Um erfolgreich zu sein, muss ich einen zehnseitigen Würfel werfen und einen gleichen oder kleineren Wert erzielen.

Manche Kurven geben ein Speed-Limit vor, welches geprüft wird, sobald man das erste Feld einer Kurve erreicht. Der aktuelle Bewegungswert darf das Speed-Limit nicht überschreiten, andernfalls gibt es für jede Zahl darüber einen Schaden. Jeder Wagen verkraftet bis zu fünf Schäden. Sind diese erreicht, muss ich eine Runde aussetzen und in einem Mini-Spiel in der App, so schnell wie möglich Autoteile an ihren richtigen Platz ziehen. Je nach Geschwindigkeit erhalte ich dann Schadenspunkte zurück und kann im nächsten Zug weiterfahren. 


Zu guter Letzt gibt es auf jeder Strecke Sonderfelder mit Papp-Standees, die dazu führen, dass in der App ein Mini-Spiel ausgeführt wird. Diese Spiele sind kleine Reaktions- oder Geschicklichkeitsspiele und bringen einem je nach Erfolg Extra-Felder. 

Es kann im Laufe des Rennens auch immer Zufallsereignisse geben, die von der App ausgerufen werden, das sind dann ebenfalls kleine Reaktionsspiele. Und es gibt noch Bonuskarten, die man sich verdienen kann und als Vorteil im Spiel verwendet werden.

Gewonnen hat derjenige der mit seinem Auto als erstes ins Ziel fährt.

[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Das Material ist wirklich klasse. Tolle 3D-Miniatur-Autos, die Straßenteile sind aus wirklich dicker Pappe, sowie alles restliche aus Pappe auch. Auch die Würfel sind von sehr guter Qualität und die Spielerboards sind Double-Layer. Hinzu kommt, dass alles in einem wirklich guten Inlay im Karton verstaut wird. Chapeaux an Rudy Games! 


Ein Minus muss ich aber dann doch geben und zwar dauert der Aufbau wirklich eine Ewigkeit, denn jedes Straßenteil wird mit einem kleinen Pappteil verbunden. Das ist ziemlich fummelig . Auch muss man erstmal die richtigen Teile finden. Mal eben 2-3 Strecken spielen, kann sich dadurch ganz schön in die Länge ziehen. So toll die Varianz durch die Straßenteile auch ist, ist dieser Zeitaufwand wirklich schade. Zur Fairness: Rallyman GT leidet an dem gleichen Problem.

Das Design ist ebenfalls ansprechend und für die Zielgruppe genau richtig. Autos und Tiere sind stimmig.

Eine Kurzanleitung liegt zwar bei, aber hier geht alles auch über die App. Das Tutorial dort funktioniert einwandfrei, auch der Aufbau der Strecke ist schön erklärt. Alles in allem ist das in Ordnung. 

[FAZIT]

Carrera Crazy Driver hinterlässt bei mir wirklich einen zwiespältigen Eindruck. Ich bin, wie gesagt, ein großer Fan von Brettspielen mit Rennen und der analoge Part dieses Spiels ist wirklich gut gelungen. Die Mischung aus bekannten Renn-Mechaniken funktioniert gut und kann wirklich unterhalten. Auch Kinder kommen gut damit zu Recht und haben Ihren Spaß, gerade bei erfolgreichen Fähigkeitsproben. Ja, aber dann kommt das Markenzeichen von Rudy Games hinzu. Die App. Regeln und Aufbau via App sind gelungen, aber für mich sind die Mini-Spiele ein Bestandteil, den man getrost weglassen kann.


Nein, ich bin kein App-Hasser oder will ausschließlich analog spielen, aber wenn schon eine App dabei ist, dann muss diese auch einen Mehrwert für das Spiel mit sich bringen und das tun diese Mini-Spiele in der App nicht. Im Gegenteil, sie reißen einen aus dem Spielfluss auf dem Tisch heraus. Auf einmal starrt jemand auf das Handy oder Tablet und nimmt nicht mehr am Rest des Geschehens teil. Selbst wenn das nicht stört, dann sind die Mini-Spiele eher uninspiriert und passen auch nicht wirklich zum Renn-Charakter. Man hat versucht es ein wenig wie Mario Kart wirken zu lassen, aber ehrlich gesagt geht das nicht auf. Manche der Spiele hätte man auch gut mit Token und anderen analogen Dingen lösen können und so hätte es besser funktioniert, dass es nicht wie ein Fremdkörper wirkt. 

Die Fähigkeitsproben sind schön thematisch, aber dann muss ich auf einmal Baumstämme zersägen oder mich mit einer Gummi-Zwille nach vorne katapultieren lassen. Kinder mögen das sicherlich spaßig finden, aber da kommt dann doch der Erwachsene in mir durch, der sich nach dem Sinn des Ganzen fragt. Und ehrlich gesagt, wenn ich schon geschafft habe mein Kind an den Spieletisch zu bringen, dann bin ich eigentlich auch froh, wenn das Handy mal keine Rolle spielt. 


Rudy Games machen sich mit ihrem Markenzeichen die wirklich gelungene Renn-Mechanik kaputt, aber wer möchte, kann das Rennen auch ganz ohne Handy spielen, dann wird es auf dauer sicher ein wenig langweilig, da weniger Interaktion auf kommt. Schlussendlich würde ich mich wohl eher für andere Rennspiele entscheiden, die sich selbst mehr treu bleiben.

[FAKTEN-CHECK]

Thema: 3 von 5 (Abzüge gibt es für die unthematischen Mini-Spiele)

Mechanik: 4 von 5 (im Kern ein gelungenes Rennspiel mit bekannten Elementen)

Material: 5 von 5 (tolle Arbeit in diesem Bereich)

Regal-Präsenz: 4 von 5 (Kinder sollen angesprochen werden und das werden sie auch)

Tisch-Präsenz: 4 von 5 (sieht auf dem Tisch aufgebaut wirklich schick aus und lädt zum Spielen ein)

Anleitung: 5 von 5 (überwiegend digital was gut funktioniert, zum nachschauen liegt eine Kurzanleitung bei)

Zielgruppe:

Kinder: 4 von 5 (sicherlich ein spaßiges Spielchen für die Kinder, die sich nicht an der App stören, auch wenn die Mini-Spiele auf Dauer etwas repetitiv sind)

Familie: 4 von 5 (auch Familienspieler werden ihren Spaß haben, aber evtl. keine Freude mit der App. Alternative: Downforce von Iello!)

Kenner: 2 von 5 (die bekannten Renn-Mechaniken sind hier gut verwendet und bringen Spaß, wer mehr möchte sollte aber zu Formula D ode Rallyman GT greifen!)

Experte: 0 von 5 (kein Experten-Spiele, ganz klar ;-))


_________________________________________________________________________________




Carrera Crazy Driver
Erschienen bei Rudy Games
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 40 Minuten ab 8 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Rudy Games)