Ligretto ist weithin bekannt als ein Klassiker des Gleichzeitig-Karten-auf-den-Tisch-Klatschens. Jeder kennt ihn, viele lieben ihn, viele hassen ihn. Unzählige Spin-Offs wurden veröffentlicht, aber erst jetzt gibt es das offizielle Brettspiel. Wartet hier ein neuer Klassiker auf uns?
Gleich vorweg: Das Brettspiel hat nichts mit dem Kartenspiel gemein, außer, dass auch hier Karten (bzw. in diesem Fall Plättchen) gleichzeitig auf ein gemeinsames Spielbrett abgelegt werden müssen. Wer damit als Erster fertig ist, gewinnt die Runde.
Es werden Plättchen abgelegt, die wie Dominosteine aussehen und zwei unterschiedliche Farben, aber keine Zahlen (wie im Kartenspiel) aufweisen. Diese müssen nun farblich passend auf das (modular aufgebaute) Spielbrett abgelegt werden, das aus lauter bunten Quadraten besteht. Naja, nicht ganz: Ihr dürft nur dort ablegen, wo das Plättchen einen der vier schwarzen Ligretto-Steine auf dem Spielbrett berührt. Nach Ablage des Plättchens verschiebt ihr den Ligretto-Stein darauf, woraus sich neue Möglichkeiten zum Anlegen ergeben.
Jedem Spieler stehen in jeder Runde zwei Joker zur Verfügung, die je ein Feld zwischen Ligretto-Stein und eurem Plättchen überbrücken können, sodass ihr es trotzdem anlegen könnt.
Wer alle Plättchen ablegen konnte, erhält die meisten Punkte, alle anderen dürfen je nach Spielerzahl Plättchen aus ihrem Vorrat entfernen, sodass sie in der nächsten Runde weniger ablegen müssen, um zu gewinnen.
Aus diesem Regelwerk ergibt sich eine nur mäßig unterhaltsame Spielerfahrung. Die Stimmung und der Flow einer klassischen Ligretto-Partie werden hier gar nicht eingefangen. Oft ist es ja so, dass es anfangs sehr schwierig ist, die Karten loszuwerden, da die Auslage noch sehr klein ist. Je größer sie wird, umso hektischer wird das Spielgeschehen. Hier fühlt es sich so an, als wären die Gegebenheiten immer dieselben: Es sind immer genau vier Steine, um die herum man anlegen kann. Man fühlt sich im Vergleich zum Kartenspiel intellektuell unterfordert, man muss keine größer werdende Auslage, nicht die eigenen zur Wahl stehenden Karten oder die der Gegner im Blick behalten. Nein, man hat einfach nur ein Plättchen in der Hand, das passt oder eben nicht. Dann legt man es ab und zieht ein neues und sondiert wieder entspannt, ob es passen könnte oder nicht.
Das ist spielerisch öde und auch visuell gewinnt das Spiel keinen Blumentopf. Alles ist zweckmäßig und „basic“. An Stil und Material ist nichts Besonderes. Ligretto-Neulingen wie auch Fans ist daher unbedingt zu raten, beim Kartenspiel zu bleiben.
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Libretto: Das Brettspiel von Rudi Biber
Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in 20 Minuten ab 8 Jahren
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Schmidt Spiele)