Was haben Dagobert Duck und Johann Van Der Smut (Austin Powers – Goldständer) gemein? Richtig, sie lieben Gold! Doch es gibt noch ein weiteres Wesen, welches von Gold und Schätzen wie ein Magnet angezogen wird. Die Rede ist natürlich von Jeff Bez… ich meine Smaug, aus der Welt des kleinen Hobbits. Smaug ist ein riesiger Drache, der den ganzen Tag nichts lieber tun würde, als auf seinem riesigen Schatz zu liegen und jeden, der es auch nur wagen würde, in die Nähe zu kommen, sofort zu rösten. Und in Dragons spielen wir solch einen geflügelten Wurm mit einem Fetisch für allerlei Glänzendem.
Bis zu vier Spieler schnappen sich einen Drachen aus Pappe und stellen ihn vor sich auf. Ziel ist es nun, nach bewährter „Set-Collection“ Manier bestimmte Karten zu sammeln und so zu punkten. Die Karten bilden dabei allerlei Schätze ab, angefangen von Einzelteilen einer glänzenden Ritterrüstung über Edelsteine und Schmuck bis hin zu dem einzig wahren Ring, ihr wisst schon welchen. Je nach Anzahl und Konstellation der gesammelten Karten, variiert die Punktevergabe jedoch. Um beispielsweise mit den Edelsteinen zu punkten, muss ich auch die meisten Edelsteinkarten besitzen. Um die Ritterrüstung zu werten, muss ich zunächst ein ganzes Set, also Helm, Brust, Schild und Schwert in meiner Sammlung haben. Und habe ich mehr als den „einen wahren Ring“, bekomme ich dafür gar keine Punkte, denn wenn es zwei davon gibt, kann es doch nicht „der Eine“ sein.
Nun, da wir wissen, wie die Wertung funktioniert, kommen wir zum Herzstück des Spiels und das ist die Art, wie ich an diese Karten überhaupt gelange. Alle Karten werden vor Spielbeginn gemischt und in vier Stapel aufgeteilt. Dann wird der erste Stapel in die Tischmitte gelegt, der Startspieler legt so viele Karten aus, wie Spieler teilnehmen und das Spiel geht los. In meiner Runde darf ich genau eine Aktion ausführen, entweder ziehe ich eine Karte vom Hauptstapel und lege sie auf einen der ausgelegten Stapel, oder ich nehme meinen Drachen und beanspruche einen der ausliegenden Stapel für mich. Das Beanspruchen bedeutet, dass alle Karten dieses Stapels nun mir gehören, sprich vor mir ausgelegt werden und ich aus der laufenden Runde ausscheide. Die restlichen Spieler machen dann so lange weiter, bis der vorletzte Stapel beansprucht wurde. Der Spieler, der nun als Letzter übrig bleibt, bekommt nicht nur den letzten ausliegenden Stapel, sondern auch alle Karten aus dem Nachziehstapel. Dann beginnt eine neue Runde mit dem zweiten der vier Stapel, bis alle Schätze beansprucht wurden und die Endwertung beginnt. Bei der Endwertung gibt es jedoch noch einen Clou. Sollte ein Spieler nicht genug Schafe und Kühe -ja es gibt neben den Schätzen auch Fresschen- gesammelt haben, scheidet dieser aus der Wertung aus und verliert automatisch. Der Spieler mit den meisten Punkten wird zum Sieger erklärt und darf sich an seinem Schatz erfreuen.
Zunächst möchte ich zu Dragons sagen, dass mir die Drachen Standees sehr ans Herz gewachsen sind. Jeder Drache ist wunderschön illustriert und vermittelt einen eigenen Charme. Dabei wären diese Standees für das Spielprinzip gar nicht nötig gewesen. So jedoch tragen sie einiges zum Thema bei und verleihen einem Spiel, das sonst relativ abstrakt geworden wäre, einen Charakter, vor allem, da die Kartenrückseite einen Goldschatz darstellt, und so sitzt der eigene Drache dann tatsächlich auf dem Schatz. Das Spielprinzip von Dragons ist dabei so einfach wie raffiniert. Zug für Zug stehen die Spieler vor der Wahl, welchen Stapel sie aufbauen sollten, in der Hoffnung, das richtige Timing zu erwischen und den besten für sich zu beanspruchen. Ab und an müssen aber auch wertvolle Karten in andere Stapel gelegt werden, um die Mitspieler vom Stapel der Begierde abzulenken. Was aber wenn man zu spät kommt und all die guten Stapel bereits weg sind, auch dafür muss man seine grauen Hirnzellen anstrengen und einen Notfallplan entwickeln. Wirklich lustig ist es dabei zuzusehen, dass alle Spieler all dies im Hinterkopf haben und so amüsiert man sich still und leise über den ein oder anderen Spielzug der verfeindeten Drachen, da diese dann doch oft offensichtlich sind. Dragons ist schnell aufgebaut und genauso schnell gespielt. Die Entscheidungen, die man Runde für Runde trifft, mögen zwar für sich genommen marginal und offensichtlich sein, bilden in Summe aber eine strategische Tiefe, die ich bei einem Spiel dieser Größe und Art nicht erwartet hätte. Dragons ist ein wirklich gelungener Filler.
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Dragons von Bruno Faidutti
Erschienen bei BoardgameBox
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 35 Minuten ab 8 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier BoardgameBox)