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01.05.2021

Cairn


Wer sich meine Rezensionen durchliest, wird ab und zu feststellen, dass ich immer mal wieder von Spielen schwärme, die leicht zu erlernen aber schwer zu meistern sind. Meist sind dies Zweispieler Spiele, die an der Oberfläche seicht ausschauen, lässt man sich darauf ein, dann aber einen in die Tiefe reißen. Deswegen ist Go auch mein Lieblingsspiel und deswegen ziehen mich Spiele wie Onitama, Hanamikoji oder das leider verschollene Smuggles ‘n Snuggles magisch an. Daher ist es kein großes Geheimnis, dass Cairn bei mir genau den Hot Spot trifft und ich jedem, der dieselben Tendenzen wie ich hat, dieses Spiel bereits jetzt ans Herz legen möchte. Aber alles der Reihe nach.

Cairn ist ein Zweispieler Spiel, das man gerne mit Onitama vergleichen kann. Beide Spieler haben 5 Figuren, die sie über ein 5x5 großes Spielfeld bewegen können und beide Spieler dürfen sich nur so bewegen, wie die ausliegenden Karten oder in diesem Fall Plättchen es ihnen erlauben. So startet jeder mit 3 Figuren auf dem Feld und zwei Figuren in der Reserve. Die drei Plättchen, die meine möglichen Züge bestimmen, beschreiben auf beiden Seiten, eine mögliche Aktion, die ich oder mein gegenüber in seinem Zug ausführen darf. Damit hat das Spiel insgesamt nur 6 mögliche Aktionen. Benutze ich das Plättchen, welches es mir erlaubt mich orthogonal zu bewegen, drehe ich es um und erlaube so meinem Gegner sich diagonal zu bewegen. Hat er sich diagonal bewegt, dreht es wieder auf die orthogonale Seite um usw. 


Ein weiteres Plättchen erlaubt es mir, je nach Seite, über meine eigenen oder über gegnerische Figuren zu springen. Das letzte Plättchen lässt mich Figuren aus meiner Reserve aufs Feld bringen, je nach aufgedeckter Seite auf einem weißen oder auf einem schwarzen Beschwörungsfeld. Ziel des Spiels ist es gegnerische Figuren zu verbannen oder die gegnerische Reservebank mit der eigenen Figur zu erreichen. Verbannen, was hier so viel bedeutet, wie auf die Reservebank zu schicken, kann ich die gegnerischen Figuren nur, wenn ich die Konstellation aus den eigenen und feindlichen Miniaturen so nachstelle wie das Verbannungsplättchen vorgibt. Auch dieses wird nach erfolgreicher Verbannung umgedreht und stellt eine neue Konstellationsanforderung. 

Für sich genommen, wäre all dies für sich interessant, aber doch recht überschaubar, gäbe es da nicht das !Achtung Wortwitz! Cairn-Stück des Spiels, nämlich die Megalithen. Zu Spielbeginn und auch nach jeder erfolgreichen Verbannung oder jedem Überqueren der gegnerischen Linie, darf ich einen sogenannten Megalith errichten. Das bedeutet nichts anderes, als dass ich ein weiteres Plättchen auf dem Spielfeld platziere, das beim Betreten dieses, ein ganz besonderes Ereignis auslöst. So können manche Megalithen, Figuren teleportieren, bewegen oder gar verbannen und noch viel mehr. Gegen Spielende liegen auf dem Feld so viele Megalithen, dass jede Bewegung, jeder Zug, ganz genau geplant sein muss, da die Verkettung aller Ausgangsstellungen, Aktionen und Fähigkeiten genauestens berücksichtigt werden muss. So findet man sich Runde für Runde vor einem Puzzle wieder, welches so unscheinbar und doch so komplex sein kann. Eine falsche Bewegung und das Spiel ist aus. Wer es nämlich zuerst schafft, 3 Megalithen zu errichten, gewinnt das Spiel.


Wie in der Einleitung bereits erwähnt, ist Cairn ein Spiel ganz nach meinem Geschmack. Die Komplexität entsteht im Verlauf des Spiels und die Spieler selber entscheiden über diese, indem sie die Wahl und die Position der Megalithen treffen. Manchmal entstehen aber auch zufällige Verkettungen, die auch der erfahrenste Spieler nicht vorhergesehen hat, was dann besonders spaßig ist, da man sich hier vom Spiel überraschen lässt. Cairn ist, wie bereits vermutet, extrem kompetitiv und ein erfahrener Spieler wird jeden Neuling im Nu besiegt haben. Daher kann ich verstehen, dass Cairn damit sofort für den ein oder anderen ausscheidet, da es im Grunde einen Schach-Charakter besitzt. Dennoch möchte ich euch dazu ermutigen, dieses Spiel wenigstens auszuprobieren, da es euch vielleicht doch überraschen könnte, besonders weil der Einstieg so leicht fällt. Man mag vielleicht sagen, dass die Miniaturen und das Thema nicht nötig wären, und Cairn sich auf ein abstraktes Spiel aus Formen und Zahlen reduzieren lässt. Für mich ist es aber perfekt, so wie es ist. Die Aufmachung, die Minis und das Artwork ergeben ein fluffiges Zusammenspiel aus Tabletop und Strategie, das sich mehr als sehen lässt. Wer Onitama mag, wird Cairn lieben! Mein bisheriges Highlight 2021!
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Cairn von Christian Martinez
Erschienen bei BoardgameBox
Für 2 Spieler in ca. 25 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier BoardgameBox)