http-equiv = "content-language" content = "en" lang = de; lang=de; Oracle - BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen <BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen></BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen> ~ BoardgameMonkeys_Brettspielrezensionen

03.04.2021

Oracle


Ich schaue in meine Karten. Langsam geht mein Blick nach links, dann nach rechts. Meine Mitspieler lassen sich nichts anmerken. Nun wieder ein Blick in meine Orakelkarten. Werde ich es schaffen 2 Hydra-Karten durchzubringen? Oder keinen einzigen Phönix? Ich werde nervös, spiele etwas mit den Karten und mit einem finalen Ruck wähle ich die zwei Orakel, die es nun zu erfüllen gilt. Lasst das Spiel beginnen. Mögen die Götter mit mir sein!

Ein weiteres Stichspiel! Dieses Mal allerdings von Skellig Games aus der Feder von Stefan Dorra und illustriert von Christian Opperer. 3-5 Spieler sollen mindestens 10 Jahre alt sein und werden für eine Partie ca. 30 Minuten benötigen. Und ob es ein weiteres Stichspiel wirklich gebraucht hat, werden wir uns mal nun genauer ansehen!


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Die Qualität ist leider nur guter Durchschnitt. Bei Stichspielen ist aber eine gute Kartenqualität, gerade wenn der Preis die 10-12 € übersteigt, absolut essentiell. Oracle ist okay, aber leider ohne Linen-Finish, welches ich mich hier schon gewünscht hätte. Schön ist, dass ein Wertungsblock dabei ist und die für Stichspiele ungewöhnliche Komponente der “Holzscheiben” ist ebenfalls in Ordnung. Schade, dass diese nur mit Aufkleber versehen werden, eine Gravur oder zumindest ein Druck wäre ansprechender gewesen.

Das Design der Karten finde ich ansprechend, allerdings sehr abwechslungsarm. Es gibt nur drei Motive in fünf verschiedenen Farben, aber dazwischen keine Abwechslung. Auch die Orakelkarten sind eher pragmatisch denn hübsch. Es fehlt generell ein wenig an der Tischpräsenz. 
Die Anleitung ist gelungen und erklärt alles gut verständlich. Mir gefällt auch die relativ kleine Größe, da sie so auf dem Tisch liegen bleiben kann, falls man etwas nachschlagen möchte.


[THEMA & MECHANIK]

Ich vermute mal, dass die Grundmechanik eines Stichspiels bekannt ist. Eine Karte mit Zahl und Farbe wird gespielt und die Farbe muss bedient werden, nur wenn das nicht möglich ist, darf eine andere Karte gespielt werden. Das ist bei Oracle nicht anders. Was ich schon eher ungewöhnlich finde ist, dass derjenige Spieler den Stich gewinnt, welcher den höchsten Wert hat, egal ob die Farbe passt oder nicht. Auch besonders: die 1 schlägt immer die 12, was im Spiel die höchste Karte ist.

Neben Farben und Zahlen, finde ich bei Oracle aber auch Figuren der griechischen Mythologie: die Hydra (Zahlenwerte 1 bis 5), den Pegasus (6 bis 9) und den Phönix (10 bis 12). Jedes Set von 1 bis 12 gibt es fünfmal. 


Aber nun wollen wir bei Oracle natürlich auch orakeln, ansonsten würde der Titel wohl nur wenig Sinn machen. Aber wie, ohne ein Abklatsch von Wizard oder Skull King zu werden? Orakelkarten! Das ist die Lösung. Es gibt einen wirklich dicken Stapel Orakelkarten, wovon jeder Spieler 8 oder 10 (je nach Spieleranzahl) erhält und daraus 2 wählt. Diese Orakelkarten geben jedem Spieler Ziele für die kommende Runde vor. Sehr häufig z.B. eine gewisse Anzahl von Chips mit einer mythologischen Figur, denn für jeden gewonnenen Stich erhält der Spieler einen Chip mit der Figur, mit der man gewonnen hat. 

Ein Problem dabei: es gibt von jeder Figur nur ein begrenzte Anzahl an Chips und wenn diese komplett verteilt wurden und ich nun ein Stich mit dieser Figur gewinne, erhalte ich den Loser-Chip dieser Figur. Normalerweise bringt jeder Chip am Rundenende Punkte, hab ich aber den Loser-Chip einer Figur, gibt es für die anderen Chips dieser Figur keine Punkte mehr. Aber es gibt auch Orakelkarten, die mir Punkte bringen, wenn man am Ende Loser-Chips hat. 


Am Rundenende gibt es also Punkte für die Chips und dann noch für die erfüllten Orakelkarten. Insgesamt werden 3 Runden gespielt und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel und ist das beste Orakel. 

[FAZIT]

Die Frage, die sich stellt, ist, ob man Oracle benötigt, wenn man bereits Ansage-Stichspiele besitzt, wie Wizard oder Skull King. Die Frage ist keine leichte und hängt zum Teil auch von der jeweiligen Person ab. Für mich ist Oracle auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung, wenn man Wizard und Co. mag, denn die Mechanik mit den Loser-Chips bringt nochmal einen neuen Kniff hinein. 

Stiehlt oder schenkt man bei Wizard den Gegenspielern Stiche gegen deren Willen, so kommt hier mit dem Loser-Chip noch ein wenig mehr Dynamik hinein. Es kann zum Ende einer Runde ein ordentliches hin und her geben, wo der Chip am Ende landet. Und das bringt mir auf jeden Fall Spaß. 


Wermutstropfen sind für mich die Orakelkarten. Der Inhalt dieser ist in Ordnung und bringt ordentlich Abwechslung, aber die Auswahl von 2 Karten aus 8 oder 10, kann sich ganz schön ziehen. Da wäre es mir schon lieber gewesen, entweder weniger Karten (3-5) oder gar keine Auswahl zu geben und einfach mit dem zu leben, was man bekommen hat. Ich weiß, weniger planbar, aber kann aus meiner Sicht dennoch Spaß machen. Kann man natürlich auch so hausregeln. 

Für den Thron der Stichspiele, reicht es aber dennoch nicht. Dafür bietet Oracle zu wenig bei der Optik. Auch der Preis ist im Endeffekt etwas zu hoch und bietet schlussendlich zu wenig Innovation, um sich noch deutlicher von Spielen wie Wizard, Skull King und Crew (die alle günstiger sind!) abzuheben. Was sie aber mehr oder weniger gleich haben: schwache Themen. Einzig The Crew hebt sich da ein wenig ab. Man merkt halt das Stichspiele eher abstrakt und mechanisch sind. Schade, aber lindert den Spaß nicht wirklich. Auch bei Oracle fühlt man sich nicht wirklich wie ein Orakel oder dergleichen.


Es bleibt also ein gutes (wenn nicht sogar sehr gutes) Spiel, was leider etwas in den kleinen B-Noten scheitert. Fans von Stichspielen sollten dennoch einen Blick riskieren!

[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 2 von 5 (mit Kindern, die lesen können kein Problem, jüngere werden bei den Orakelkarten Hilfe benötigen, was man beim Spielen selbst als älterer Mitspieler berücksichtigen sollte)

Familie: 5 von 5 (für meine Begriffe die Zielgruppe. Die Orakelkarten machen es zwar anspruchsvoller und so manche Karte muss man vielleicht zweimal lesen, aber im Großen und Ganz gut machbar)

Kenner: 3 von 5 (dank der Orakelkarten hebt sich das Niveau, so dass auch Kennerspieler etwas Freude haben sollten bzw. wer kooperativ mit The Crew angefüttert wurde, kann hier nun kompetitiv weitermachen)

Experte: 1 von 5 (gibt es Expertenspieler, die Stichspiele mögen?)


_________________________________________________________________________________




Oracle von Stefan Dorra
Erschienen bei Skellig Games
Für 3 bis 5 Spieler in ca. 45 Minuten ab 8 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Skellig Games)