Western, Wundertränke und Würfelglück, das ist grob gefasst das, worum es in Dice Town geht. Das bereits 2009 erschienene Spiel heimste damals einiges an Preisen und Lob ein. 11 Jahre später dürfen wir uns auch an einer deutschen Version erfreuen und möchten wissen, ob es auch heute noch ein gutes Spiel ist und mit der Konkurrenz mithalten kann.
Das ins Westernthema gehüllte Dice Town könnte man als Art Pokerspiel mit Würfeln bezeichnen. Dabei gewinnt jedoch nicht nur der, der das beste Blatt hat, sondern alle, die es schaffen in einer bestimmten Farbe die Mehrheit zu erzielen.
Das Spielbrett ist in sieben Segmente aufgeteilt, die den Symbolen auf unseren Würfeln zugeordnet werden können. Das erste Segment ist die Goldmine, hier darf der Spieler, der in der Würfelphase die meisten Neunen gewürfelt hat, sich dementsprechend viele Goldnuggets nehmen. Diese sind am Ende des Spiels je einen Siegpunkt wert. Die nächste Station ist die Bank, diese darf der Spieler ausrauben, der, ihr habt es bereits vermutet, die meisten 10er in seinem Würfelpool aufweist. Er nimmt sich das ganze Geld aus der Bank und bekommt für zwei Scheine einen Siegpunkt.
Das nächste Segment ist dem Buben zugewiesen und erlaubt es dem Spieler, sich eine Karte zu ergattern, die ihm einen einzigartigen Bonus bringt. Ratet mal, wem der benachbarte Bereich gehört? Richtig, der Dame! Der Spieler mit den meisten Damen, darf einem beliebigen Spieler, eine der Handkarten klauen, die er dank dem Buben erhalten hat. Wer die meisten Könige erwürfelt, wird der neue Sheriff. Dieser hat die Macht, ein Unentschieden in einem Segment zu entscheiden und ist daher auch bestechlich.
Aber nicht nur das. Wer nach der letzten Runde, die Position des Sheriffs innehat, bekommt weitere 5 Siegpunkte. Als Nächstes und letztes kämen dann noch die Asse. Diese sind aber nur insofern von Bedeutung, als das sie mir für das beste Blatt einen Bonus gewähren. Habe ich beispielsweise ein Full House und alle meine Mitspieler nur Pärchen, nehme ich mir die unterste Karte aus dem aktuellen Segment. Diese stellt ein Landgut dar und bringt mir Siegpunkte.
Nun aber der Clou: Für jedes Ass, dass ich in meine Top-Wertung reinnehme, bekomme ich eine weitere Landgut-Karte. So kann ich mir bis zu 3 Karten sichern, die mir viele Punkte einbringen. Jetzt fragt sich der ein oder andere aufmerksame Leser zurecht, wie es ein siebtes Segment geben kann, wenn ein Würfel doch nur sechs Seiten hat. Dieses Segment gehört Dr. Badluck. Wie der Name schon verrät, darf hier ein Spieler eine der beiden Karten nehmen, der in keinem anderen Segment die Mehrheit hatte. Dr. Badluck, der alte Quacksalber, schenkt diesem Spieler einen besonders starken Trank, mit dem er so ziemlich alles im Spiel manipulieren kann. So geht das Spiel immer weiter bis entweder die Goldnuggets alle sind oder es keine Landgut Karten mehr gibt. Und, na ihr wisst schon, der mit den meisten Punkten gewinnt natürlich.
Wo kann ich Dice Town nun zuordnen? Es ist definitiv zu lang für ein Filler Game. Gleichzeitig hat man aber zu wenige Mechanismen um es als vollwertiges Spiel zu bezeichnen. Am ehesten lässt es sich mit Las Vegas, dem Würfelspiel, vergleichen. Besser gesagt, ist Dice Town Las Vegas auf Steroiden. Ihr könnt damit einen ganzen Abend füllen, wenn ihr mit der Familie Spielt, aber definitiv keinen Vielspieler beeindrucken. Auch wenn ich den Einsatz der Goldnuggets in Form von kleinen, goldenen Plastiksteinchen und den Scharlatan Dr. Badluck sehr zu schätzen weiß, ist das Thema doch kaum präsent. Das liegt hauptsächlich daran, dass ich ausschließlich nichts anderes tue als zu würfeln und nur auf das Ergebnis zu schauen. Ich habe keine Figur, die den Saloon betritt und auch keine weiteren Gimmicks, die eine Brücke zum Thema schlagen. Das ist wirklich schaden, denn die Aufmachung von Dice Town ist allererste Sahne. Von den Illustrationen bis hin zu den Würfelbechern ist alles stimmig und verspricht ein Western Feeling, das aber, wie bereits erwähnt, leider nicht aufkommt.
Dennoch ist Dice Town ein schönes Spiel und das vor allem dank seiner Einfachheit. Es ist schnell aufgebaut und erklärt, auch wenn viele der Effekt-Karten manchmal gründlich durchgelesen werden müssen und der Text etwas zu klein geraten ist. Für den Einstieg ins Hobby kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen. Auch um größere Kinder, dem Hobby näherzubringen eignet es sich wirklich gut. Wer sich hier aber ein zeitgemäßes Highlight der Brettspielwelt verspricht, den muss ich enttäuschen.
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Dice Town von Bruno Cathala und Ludovic Maublanc
Erschienen bei BoardgameBox
Für 2 bis 5 Spieler in ca. 45 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier BoardgameBox)