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16.04.2021

Artischocken


Es ist schon unfassbar: Als das gute alte Dominion 2008 auf den Markt kam, konnte niemand wirklich ahnen, welchen Hype (und wie viele Erweiterungen!) das Spiel nach sich ziehen würde. Erst recht nicht, dass sich hieraus ein ganzes Genre an Kartenspielen begründen wird und Deck-Building aus der Spielelandschaft nicht mehr wegzudenken sein wird. Was haben wir uns damals die Karten in Dominion und Thunderstone (bis heute eines meiner Lieblingsspiele) um die Ohren gepfeffert und wie oft wünschte ich mir heute, ich hätte mir einen der beiden Titel für meine Sammlung zugelegt (was ich leider nie tat und heutzutage gut erhaltene Fassungen samt aller Erweiterungen ja leider ein Vermögen kosten…). 

Nun denn, Schluss mit der Nostalgie. Schließlich steht ja nicht Dominion oder Thunderstone zum Testen an, sondern ich habe Artischocken vor mir liegen. Nein, nicht die zum Essen, sondern das neue Kartenspiel aus dem Hause Amigo, mit dem passenden Untertitel „Ein ‘herzloses‘ Kartenspiel“. „Aha“, mag man sich nun denken und ja, der Titel dürfte jetzt nicht grade die Hardcore-Brettspieler begeistern, aber ein Spiel namens „Brennofen“ (Furnace) oder „Wasserkraft“ klingt ja nun auch nicht wirklich toll, warum dann also nicht auch „Artischocken“?


Aber Titeldiskussion bei Seite, worum geht es denn bei dem Gemüse überhaupt? Ganz einfach: Artischocke ist ein – Vorsicht Spoiler – wirklich gut gemachter Deckbuilder, der in einem ganz kompakten Format daherkommt, somit keine große (aber trotzdem ausreichende) Auswahl an unterschiedlichen Karten bietet, schnell gelernt und schnell gespielt ist, toll gebalanced ist, sich perfekt für Neueinsteiger ins Thema Deckbuilding eignet und auch „alten Hasen“ einfach Spaß bringt. Ihr merkt...mein Herz schlägt für Artischocken (was bisher eigentlich nur als Belag auf einer Pizza galt.

Aber nun der Reihe nach: Jeder Mitspieler bekommt ein „Tableau“ (aus Papier) mit gekennzeichneten Felder für Vorrat und Ablage und außerdem 10 der namensgebenden Artischocken-Karten in seinen Vorrat. Schönes Detail am Rande: Nicht alle Artischocken sehen gleich aus und entlockten uns so einige Schmunzler. Das Design der Karten ist wirklich witzig gelungen und trägt toll zum Spielgefühl bei. Aber ich schweife wieder in Schwelgereien ab. Nun werden die Gemüsekarten gemischt und fünf davon werden in der Tischmitte ausgelegt (die „Gemüsekisten“). Nun zieht jeder Spieler fünf Karten aus seinem Vorrat auf die Hand (richtig, alles Artischocken) und das Spiel beginnt:

Wer an der Reihe ist führt nach einander 5 Aktionen aus: Gemüsekisten auffüllen, genau eine Gemüsekarte aus der Auslage auf die Hand nehmen, beliebig viele Gemüsekarten von der Hand spielen, alle Handkarten ablegen, fünf Karten nachziehen. Kommt Euch bekannt vor? Ganz ehrlich, das Spielgefühl ist das gleiche, wie beim Urvater der Deckbuilder, nur ohne den „Einkaufsladen“ und das Geld und Siegpunkte, sondern mit einem völlig anderen Ziel: Es gewinnt, wer beim Aufziehen von 5 neuen Karten keine einzige Artischocke auf der Hand hat. Es gilt also, die eigenen Artischocken mit Hilfe der Gemüsekarten loszuwerden („kompostieren“). 


Was am Anfang noch ganz leicht und schnell geht (z.B. mit einer Karotte, die direkt zwei Artischocken kompostiert), spielt sich mit zunehmender Spieldauer immer schwieriger, weil man dann eben nicht mehr die zwei oder drei benötigten Artischocken auf der Hand oder als oberste Karte im Vorrat liegen hat. Doch wie es sich für einen ordentlichen Deckbuilder gehört gibt es Karten, mit denen (kleinere) Kombos möglich sind, die dann eben doch die für die Kartoffel benötigte Artischocke in den Vorrat zaubert. Klingt schräg? 

Ja, zugegeben, ein Gemüsespiel wirkt leicht merkwürdig, aber das Spiel nimmt sich eben nicht ernst, ist dabei aber durchaus ein ernstzunehmender Deckbuilder für zwischendurch. Denn die Spielzeit ist angenehm knackig und die Kartenlogiken sind auf einem recht niedrigen Niveau, so dass das Spiel absolut als Familienspiel zu empfehlen ist. Aber eben auch als kleiner netter Happen zwischen zwei „richtigen“ Spielen für die Profirunde oder auch für so ziemlich alle anderen Runden. Die Empfehlung ab 10 kommt hier schlicht daher, dass man die Kartentexte schon verstehen können sollte. Ansonsten hat man hier rund 20 Minuten wirklich Spaß, wozu die toll gestalteten Karten ihr Übriges beitragen. So finden auch die Kids Gemüse toll.

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Artischocken von Emma Larkins
Erschienen bei Amigo Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 20 Minuten ab 10 Jahren

sämtliche Bilder sind von www.boardgamegeek oder dem jeweiligen Verlag (hier Amigo Spiele)