Über die Entstehung der Arten heißt das berühmte Werk des Naturforschers Charles Darwin, das als grundlegendes Werk der Evolutionsbiologie gilt. Seine Theorie entwickelte er zwischen 1831 und 1836, als er mit der HMS Beagle die Küsten Nordamerikas entdeckte. Dort studierte er die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt und erkannte Ähnlichkeiten zu den Arten in Südamerika.
Er stellte fest, dass sich Pflanzen- und Tiere durch natürliche Selektion im Laufe langer Zeiträume verändern und dass alle heute existierenden Lebewesen von gemeinsamen Vorfahren abstammen.
In dem Spiel Über die Entstehung der Arten von Gerard Ascensi und Ferran Renalias, das bei Spielefaible erschienen ist, begleiten wir Charles Darwin auf seiner Erkundung des amerikanischen Festlandes und der Galapagosinseln.
Reihum setzen wir Beobachtungswürfel ein um die Galapagosinseln zu erforschen oder neue Tierarten zu entdecken. Bei der Erforschung legen wir die Beobachtungswürfel auf Artenplättchen, die bereits auf dem Spielfeld ausliegen bzw. auf die Startplättchen.
Bei der Entdeckung nehmen wir die eigenen Beobachtungswürfel wieder von den Artenplättchen herunter und nutzen, die darauf abgebildeten Lebensraum-Beobachtungen (Blatt, Qualle oder Feder) um ein Artenplättchen aus der Auslage, auf den Galapagosinseln platzieren zu können.
Neue Artenplättchen können auf leere Felder oder auf Artenplättchen mit niedrigerem Level gelegt werden. Im zweiten Fall erhält der Spieler das unten liegende Artenplättchen, das ihm später Siegpunkte einbringt.
Für das Entdecken neuer Arten erhält man zudem Siegpunkte und evtl. eine bestimmte Anzahl an Lebensraum-Wissenskarten (hier sind u.a. Notizbücher versteckt), sowie Beaglekarten (geben best. Vorteile im Spiel) und wir rücken die Beagle um 1-2 Felder vorwärts.
Sobald die Beagle auf ein Ankersymbol trifft, wir die entsprechende Etappe, der 3 ausliegenden Etappenkarten gewertet.
Erreicht die Beagle das Zielfeld endet das Spiel. Jeder Spieler erhält noch die Artenplättchen auf dem Spielfeld, auf denen er die meisten Beobachtungswürfel hat. Zuletzt werden die Notizbücher gezählt und mit Ihnen die Zielkarte ausgewertet. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten gewinnt das Spiel.
Fazit:
Ein Brettspiel das den gleichen Titel wie Charles Darwins Werk, Über die Entstehung der Arten trägt - ich war gespannt! Was werde ich über die Tiere der Galapagosinseln erfahren? Werden wir vielleicht Vergleiche zwischen den südamerikanischen und nordamerikanischen Tieren machen? Werde ich die natürliche Selektion erleben? ... Diese fragenden Gedanken und Neugierde löste der Titel von Über die Entstehung der Arten bei mir aus.
Nach den ersten Spielrunden war ich jedoch etwas enttäuscht. Wir entdecken zwar die Tiere der Galapagosinseln und lernen diese mithilfe naturgetreuer Bilder und lateinischer Namen kennen, jedoch ziehen wir keine Schlüsse Über die Entstehung der Arten.
Vielmehr begleiten wir die Besatzung der Beagle bei ihren Entdeckungen der Galapagosinseln. Die Erkenntnisse, die wir dabei machen sind lediglich mit Darwins Notizbüchern dargestellt. Diese können wir als Belohnung erhalten, wenn wir eine neue Art entdecken.
Ich finde den Titel des Spiels unpassend gewählt. Mit einem Titel wie Darwins Journey (ein anderes Brettspiel, das auf Kickstarter lief) oder die Reise der Beagle, hätte ich suggeriert das wir mit der Beagle umherschiffen und Entdeckungen machen, uns jedoch nicht genauer mit Darwins Theorie beschäftigen.
Tatsächlich nimmt die Beagle einen großen Raum in Über die Entstehung der Arten ein. Im Spiel erscheint sie als niedliche Holzfigur, die, die Dauer des Spiels und die Etappen anzeigt. Die Spieldauer entspricht somit exakt der Zeitspanne, die die Beagle benötigt, um die Galapagosinseln zu erkunden. Schön finde ich, die genaue zeitliche Dokumentation dieser Reise durch die Beaglefelder. Jedes dieser Felder, ist mit dem Zeitpunkt markiert, in dem die Beagle an der jeweiligen Inseln anlegte. Die zeitliche Reise der Beagle kann somit sehr gut nachempfunden werden.
In Über die Entstehung der Arten sind wir Teil der Besatzung und lernen viele Mitglieder an Board der Beagle kennen. Die Besatzungsmitglieder wurden dabei geschickt in den Spielablauf eingebaut. Sie können in den Beaglekarten vorkommen und ermöglichen uns einzigartige Fähigkeiten, die uns beim Erforschen Vorteile geben können. Beispielsweise ermöglicht es der Kapitän, Robert FitzRoy einen Beobachtungswürfel zu verschieben und er rückt die Beagle eins nach vorne. Die Ausrüstungsgegenstände der Beaglekarten ermöglichen uns wiederum, Vorteile beim Entdecken. So kann man mit dem Boot, alle gesetzten Beobachtungswürfel nutzen und kann nicht nur die, von angrenzenden Artenplättchen verwenden.
Wenn der Mitspieler also glaubt, dass wir ihm das beste Artenplättchen nicht wegschnappen können, weil wir keine passenden Ressourcen mit den Beobachtungswürfeln bilden können, zücken wir das Boot und belehren ihn des Besseren! Die Beagle Karten bringen machen uns somit flexibler und unberechenbarer und bringen mehr Würze ins Spiel.
Ein netter Zusatz sind die Informationstexte über die Besatzungsmitglieder im Regelwerk. Interessierte können sich hier eingehender belesen.
Spielerisch gefiel uns das Entdecken neuer Artenplättchen ganz gut. Da nur Beobachtungswürfel von angrenzenden Artenplättchen verwendet werden dürfen, muss gut taktiert werden. Die Möglichkeit Artenplättchen mit höherer Wertung, auf Artenplättchen niedriger Wertung zu legen, sorgt dafür dass der Spielplan nie zu sehr reduziert wird. Besonders im Kennerspielmodus ist diese Art der Entdeckung wichtig, denn hier bringen nur bestimmte Artenplättchen Siegpunkte. Das bringt eine größere Konkurrenz zwischen Spielern, die in unseren Spielrunden gern gesehen war.
Was uns jedoch nicht gut gefallen hat, sind die Notizbücher. Diese werden während des Spielverlaufs gesammelt. Es gibt 3 verschiedene Farben von Notizbücher, die je nach Zielkarte unterschiedlich viele Punkte einbringen. Es gibt sehr einfache Zielkarten, bei denen beispielsweise jedes Set aus 3 verschiedenen Büchern Siegpunkte einbringt oder es gibt komplexere Aufgaben, bei denen am Ende nur die farbigen Notizbücher Siegpunkte einbringen, deren farblich passendes Symbol auf den Artenplättchen am Ende auf dem Spielfeld überwiegt oder am wenigsten enthalten ist. Im ersten Fall kann man problemlos darauf hinarbeiten die passenden Notizbücher zu sammeln. Im zweiten Beispiel, entscheidet sich jedoch alles in den letzten Runden. Welche Artenplättchen am Ende übrig bleiben können wir beeinflussen, weil wir die Artenplättchen mit den meisten Beobachtungswürfeln unserer Farbe am Ende erhalten. Hier muss also nochmal gut aufgepasst werden. Während wir im ersten Fall kaum spürbar Siegpunkte hinzubekommen, kann ein Spieler mit etwas Glück und guter Taktik beim zweiten Beispiel nur durch die Notizbücher hochhaus gewinnen!
Diese unterschiedliche Gewichtung der Zielkarten zerstreut das Spielgefühl und hinterlässt im 2 Fall, den Eindruck alle Mühe und Planung umsonst unternommen zu haben.
Über die Entstehung der Arten konnte uns nur bedingt überzeugen. Da mir die Aufmachung jedoch gut gefällt und ich mich für die Reise der Beagle interessiere, wird Über die Entstehung der Arten in abgewandelter Form wieder in See stechen.
Für wen ist Über die Entstehung der Arten geeignet?
Für Familien und Erwachsene, die sich für die Reise der Beagle interessieren
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Über die Entstehung der Arten von Gerard Ascensi und Ferran Renalias
Erschienen bei Spielefaible
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 9 Jahren
Boardgamegeek-Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Spielefaible)