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21.02.2021

Wutaki


Worker-Placement-Spiele versprühen meistens nur wenig Konfliktpotential, außer dem Wegnehmen von Einsatzfeldern. Generell geht es bei Euro-Game-Spielen eher weniger um direkte Attacke, als mehr um das Ausklügeln der besseren Strategie. Dieser Aspekt schreckt bisher manche Spieler eher ab. Hodari Spiele, bekannt durch sein erfolgreiches “Schnapp die Möpse”, versucht sich nun daran, dies ein wenig zu ändern und möchte uns bald Wutaki auf den Tisch bringen. Dafür gibt es nun ab dem 23.02. eine Kickstarter-Kampagne. Autor ist David Rimbach und das Spiel ist für 2-4 Spieler ab 10 Jahren geeignet. Als Spiellänge kann man 60-90 Minuten veranschlagen. 


[MATERIAL, DESIGN & ANLEITUNG]

Die Version, welche wir testen konnten, ist ein wirklich liebevoll erstellter Prototyp mit viel Handarbeit, Liebe und 3D-Drucker-Meeplen, die schlichtweg bezaubernd sind. Daher keine weiteren Worte zum Material, ich kann ja nicht Papier bewerten. 
Die grafische Gestaltung ist 100% Handarbeit von David Rimbach selbst und er hat hier eine bezaubernde Welt geschaffen. Sie ist bunt, skurril und erfrischend. Wirklich eine gelungene Abwechslung auf dem Spieltisch. Es wird sicherlich nicht den Geschmack jeder Person treffen, aber aus meiner Sicht ergibt alles ein stimmiges Gesamtbild.
Die Anleitung war ebenfalls noch im Prototypenstatus, aber sie war schon verständlich und gut strukturiert. Sehr gut.


[THEMA & MECHANIK]

Das Dorf Wutaki hat Angst, denn seit Anbeginn der Zeit schlummert eine Monster-Gottheit unter dem nahen Vulkan, welcher nun auszubrechen droht! Eine Bestrafungsaktion des Gottes? Oder ist es schlichtweg ein Ungeheuer welches dort sein Unwesen treibt? Die Meinung unter den Wutakianern geht auseinander, aber eins ist sicher, man muss das Wesen besänftigen. Die Oberhäupter der vier Stämme entsenden Ihre Arbeiter um Opfergaben zu sammeln und diese abzugeben. Aber wer wird am Ende als oberster Stamm in Wutaki stehen? 

Die Kern-Mechanik ist, wie in der Einleitung erwähnt, Worker-Placement, durch welches wir Auftragskarten (sogenannte Pakte) erfüllen. Oder um im Thema zu bleiben, wir sammeln Opfergaben, um diese dann dem Gott-Monster zu geben. Der Kniff dabei ist aber, dass jeder Wutaki-Stamm einem Element zugewandt ist und zu jedem dieser Elemente gibt es ein Anti-Element, diese Information ist allerdings geheim. Die Auftragskarten sind nun diesen Elementen zugeordnet. Erfülle ich Aufträge meines Elements, dann erhalte ich am Spielende Bonuspunkte, erfülle ich allerdings Aufträge meines Anti-Elements, bringt das Minuspunkte und das nicht zu knapp. Auch nicht erledigte Pakte bringen am Spielende ordentlich Minuspunkte.


Jeder Spieler erhält zu Beginn auch ein Masterboard, diese können je nach Spiel-Variante unterschiedlich oder gleich sein. Auf diesen befinden sich meistens Leisten auf denen ich durch Erfüllen von Pakten voran komme oder Worker-Placement Felder allein für den Spieler. Dies bringt mir im Laufe des Spiels dann Boni. 
Ich kann auch die Anzahl meiner Worker erhöhen. Jeder startet mit einer Grundanzahl, kann sich dann bis zu vier dazu holen und einen letzten speziellen Worker, der beim Einsetzen die doppelte Beute einbringt. So weit, so Worker Placement würde ich sagen.

ABER nun kommt die Würze in Spiel. Der Autor meinte zwar zu mir, die sei ja freiwillig, aber am Ende ist und bleibt es doch das Herzstück von Wutaki  die DIREKTE Konfrontation. Ich kann hier nicht nur den anderen Einsatz-Plätze wegnehmen, nein, ich kann z.B. auch für den Mitspieler eine Pakt-Karte auswählen, die dieser nun erfüllen muss. Und wenn man etwas aufpasst, wird man schon beobachtet haben, welches Element der Mitspieler eher meidet. Ich kann auch die zusätzlichen Worker anderer Spieler gefangen nehmen, so dass der Mitspieler, diese neu einstellen muss. 


Zum Spiel gehören auch Omen- und Rache-Karten, welche wir uns holen können. Die Omen-Karten sind einmalige (und manche auch dauerhafte) Effekte, die ich verwenden kann. Rache Karten hingegen bringen mir für gewissen Dinge am Ende Minuspunkte, so gibt es z.B. die Vorgabe am Spielende maximal zwei Rohstoffe im Vorrat zu haben oder ähnliches. Diese Rache Karten kann ich auch meinen Mitspieler zu schustern oder ich bekomm diese häufig als Bestrafung, wenn ich anderen schade. Z.b. bei der oben genannten Aktion dem Mitspieler eine Pakt-Karte zu geben. 

Ihr seht es gibt ordentlich Möglichkeiten den Mitspielern ein Bein zu stellen, aber alles frei nach dem Motto “Alles kann, nichts muss!”. 
Es gibt auch die Aktion die geopferten Ressourcen einzusammeln und in den eigenen Vorrat zu legen, doch das bringt mir ebenfalls eine Rachekarte, kann aber immens stark sein wenn die Mitspieler ordentlich Pakte erfüllt haben und somit der Ablageplatz bestens gefüllt ist.


Ich will das ganze nicht ausschweifen lassen, aber erwähnen möchte ich noch Rundenkarten, die es gibt und für die jeweilige Runde eine Änderung mit sich bringt, sowie geheime Pakt-Karten, die am Spielende gewertet werden.
Apropos Spiel-Ende: es gibt zwei Wege das Spiel zu beenden, entweder ein Spieler erreicht 100 Punkte auf der Siegpunktleiste ODER ein Spieler erreicht das Ende der Pyramide der Verdammnis. 

Diese habe ich noch nicht erwähnt und geht einher mit der Aktion “Aufwerten”. Ich kann bei Wutaki mehrere Dinge aufwerten, zum einen meinen Spieler-Turm (Board) wodurch ich ein Bonu für ein weiteres Element erhalte oder zukünftige Erträge eines Rohstoffs erhöhen kann. Ich kann auch die Aktionsfelder für Ressourcen aufwerten, so dass jeder Spieler nun mehr Ertrag dort erhält UND ich kann mit dieser Aktion eine Ebene in der Pyramide nach oben wandern. Diese besteht aus 4 Ebenen, die jeweils höhere Punkte bringen und ordentlich Ressourcen abverlangen. Wer die oberste Ebene erreicht, beendet das Spiel. Damit beschwört man mehr oder weniger einen Meteoriten herbei, der großen Schaden zufügt und das Monster zerstören soll, so versteh ich das zumindest in der Thematik. 


[FAZIT]

Wutaki bringt ordentlich frischen Wind, in ein mittlerweile doch eher verstaubten Mechanismus. Ich möchte hier kurz auf unsere Podcast “MonkeyTalk” hinweisen, im speziellen Folge 3, wo es um Themen in Brettspielen geht und ich die These aufgestellt habe, auf die Mechanik “Worker Placement” lasse sich fast jedes Thema legen und das es mittlerweile ziemlich ausgelutscht sei. Auch Wutaki könnte dafür als Beispiel dienen. Aber durch die Ärger-Möglichkeiten und dieser dabei eher niedlichen Aufmachung, tun sich hier neue Möglichkeiten auf und bringen einem das thematisch noch näher. Wie sehr sich diese kleinen Wutaki-Stämme hassen müssen, dass man sich so ärgert, obwohl man doch eigentlich ein gemeinsames Ziel hat: den Gott besänftigen. 

David Rimbach hat in seinem “Schnapp die Möpse” Kartenspiel schon ordentlich Chaos hineingebracht und tut dies nun in Wutaki wieder. Wenn man will, kann man seinen Mitspielern ordentlich eins auf die Mütze geben, muss dann aber mit den jeweiligen Konsequenzen klar kommen. Das bringt natürlich den klassischen Euro-Gamer ins Schwitzen, wenn seine ausgeklügelte Strategie von bösen Rache-Karten oder falschen Pakt-Karten zerschmettert wird. Oder die eben erworbenen Arbeiter, den Dienst wieder einstellen müssen und gefangen genommen werden. 


Das muss jedem Spieler absolut klar sein, bevor er Wutaki spielt. Es steckt quasi schon im Namen: “WUT”. Die kann in solch einer Art Spiel schnell am Tisch vorkommen. Wir alle kennen glaub ich Spieler, bei denen wir genau wissen, dass Spiele wie Wutaki eher weniger Spaß bringen. Habe ich aber eine Gruppe, die Lust hat sich ordentlich zu ärgern und das ganze mal in einem Euro-Game-Gewand, dann ist Wutaki ein Must-Have-Titel! Und ja, am Ende, muss jeder selbst wissen inwiefern er oder sie die bösen Möglichkeiten nutzt, aber es schwebt stets diese Spannung in der Luft, dass es immer möglich ist. 

Der Worker-Placement Anteil gewinnt sicherlich kein Innovations-Preis, aber das traue ich fast keinem zukünftigen Titel mehr zu, viel mehr möchte ich lobend die Pakte mit den Elementen und Anti-Elementen hervorheben. Das Spiel mit der Ungewissheit, was die Spieler für ein Element haben. Kommt es mir nur so vor oder sammelt der Mitspieler irgendwie ständig Feuer Karten? Drück ich ihm nun Wasser-Karten aufs Auge? Oder lieber nicht? 


Für mich bringt der Ärger-Faktor richtig, richtig Spaß! Zum Glück kann es meine Gruppe aber auch verkraften und ist nicht gleich beleidigt. Und so kann man stets damit spielen, eine fiese Aktion anzudrohen, wenn jemand etwas wegnehmen will, was man selbst gern haben wollte. Wer also auf Trash-Talk am Tisch steht, kann hier ebenfalls ordentlich loslegen. 

Wir wünschen Hodari Spiele und im speziellen David Rimbach eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne. Gibt dieser quasi One-Man-Show eine Chance und gönnt euch Wutaki, wenn ihr mal Lust auf “Party”-Worker-Placement habt!

[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 1 von 5 (thematisch kann man Kinder schon ins Boot holen, aber mechanisch sind viele Dinge zu beachten, was Kinder überfordern wird)

Familie: 3 von 5 (auch wenn viel los auf dem Brett ist, mit all den Karten, Meeplen usw. sollten auch Familienspieler sich recht schnell zurecht finden. Und endlich könnt ihr der Oma mal ne Rachekarte drücken ;-))

Kenner: 4 von 5 (Es gibt einige Dinge zu beachten und auszuklügeln, so dass auch Kennerspieler Ihren Spaß finden sollten, wenn sie denn Frusttolerant sind!)

Experte: 1 von 5 (der geneigte Expertenspieler findet hier zu viele Unwegsamkeiten vor, die nicht vorhersehbar sind. Zu viel Chaos wenn man es darauf ankommen lässt.)




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Wutaki von David Rimbach
Erscheint bei Hodari Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Hodari Spiele)