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24.02.2021

Fantastische Reiche


Eher selten nimmt die Beliebtheit eines Karten- oder Brettspiels so einen komischen Verlauf wie Fantasy Realms von Bruce Glassco, ursprünglich erschienen bei WizKids. Es hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel und immer wieder konnte man es in Toplisten aufblitzen sehen, doch leider gab es keine deutsche Version und die wenigen Importe waren stets schnell vergriffen. Nun aber hat sich endlich jemand ein Herz gefasst und uns die deutsche Version beschwert: Fantastische Reiche bei Strohmann Games ist nun endlich im Handel und wir wollen mal schauen was es mit diesem Hype so auf sich hat.
Das Spiel ist für 2-6 Spieler ab 10 Jahren und eine Partie dauert so ca. 15-30 Minuten. 


[MATERIAL & ANLEITUNG]

Das Material würde ich in erster Linie überschaubar nennen. Wir finden 53 Karten, ein Block und eine Anleitung in der Schachtel. Da mag der aufgerufene UVP von 20€ schon etwas viel wirken, wenn man ähnliche Ausstattungen eher zum Preis von 8-12 € gewohnt ist. Zumal die Kartenqualität dann auch nicht wirklich die beste ist. Da gibt es im Preis-Leistungs-Segment auf jeden Fall noch Luft nach oben, man muss aber auch bedenken, dass ein kleiner Verlag wie Strohmann sicherlich in anderen Auflagenhöhen arbeitet als ein Amigo.


Die optische Aufmachung ist in einem erwachsenem Comic-Look, der mich generell überzeugt aber auch nicht vom Hocker reißt. Den Block hingegen find ich unnötig. Zunächst ist er relativ kompliziert aufgebaut und erleichtert kaum das Punktezählen am Ende. Ich würde wirklich JEDEM dazu raten, die Punkte mit Hilfe der WizKids-App auszurechnen, hier gibt es inzwischen auch eine deutsche Version.

Die Anleitung ist gelungen und vermittelt einem alles was wichtig ist. Da gibt es nichts auszusetzen.

[THEMA & MECHANIK]

Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Herrschers, der am Ende der Partie mit den 7 Handkarten das wertvollste bzw. punkteträchtigste Reich aufbauen will. Dabei kommt alles zum Einsatz was die Fantasy-Welt so hergibt. Ork-Armen, Zauberer, Artefakte und so weiter und so weiter. 


Kurz gesagt handelt es sich bei Fantastische Reiche um ein Handkarten-Management-Spiel und in gewisser Weise auch Set-Collection.

In einer Partie ab 3 Personen erhält jeder Spieler 7 Handkarten. Die Karten sind generell eingeteilt in verschiedene Gruppen, wie z.B. Anführer, Armeen oder Artefakte. Die meisten Karten bringen einen gewissen Basispunktwert mit sich und geben dazu noch Möglichkeiten den Wert zu erhöhen, wenn man die dargestellten Bedingungen einhält. So bringt z.B. eine Kerze 2 Punkte in der Basis, wenn man aber dann noch ein bestimmtes Buch, den Glockenturm und ein Magier hat, kommen noch 100 Punkte dazu! Es gibt auch Negativ-Bedingungen, so gibt es eine Sumpf-Karte, die in der Basis 18 Punkte bringt, aber mit jeder Armee und Flamme verliert man jeweils 3 Punkte.


Die Kombinationsmöglichkeiten sind hier schier unendlich. 

Eine Runde läuft nun so ab, dass der Spieler entweder eine Karte vom Nachziehstapel zieht oder eine der offen ausliegenden Karten nimmt (sofern vorhanden). Danach MUSS er eine Karte offen in die Auslage legen. So geht es reihum weiter bis insgesamt 10 Karten offen ausliegen, dann endet das Spiel SOFORT. Nun wertet jeder die 7 Handkarten die er noch hat und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt. Aufgrund der vielen Bedingungen und Schlagworte, ist das Auswerten mit der App wirklich ein Segen. Es geht sicherlich auch analog, aber tendenziell wird man da mal schnell etwas übersehen.

Bei 2 Spielern gibt es eine Änderung. Hier startet man ohne Karten auf der Hand und zieht zu Beginn immer zwei Karten vom Nachziehstapel und legt eine Karte ab. Oder man nimmt eine Karte aus der Auslage. Sobald jeder 7 Handkarten hat, geht das Spiel normal weiter, also nur noch eine Karte vom Nachziehstapel. Das Ende wird erreicht sobald 12 Karten ausliegen. So wie ich es vernommen habe, ist diese Variante ohne Handkarten zu starten bei manchen Spieler sehr beliebt und wird auch bei größeren Gruppen angewandt. Das ist sicherlich möglich, hab ich aber nicht probiert. Wollte es aber dennoch erwähnen. 


[FAZIT]

Fantastische Reiche kann aus meiner Sicht dem Hype standhalten, WENN man sich darauf einlässt, dass es ein leicht zu lernendes und schnell gespieltes Kartenspiel ist. Nicht mehr. Ich vermute aufgrund der Aufmachung und des Themas erwarten manche Spieler mehr. Aber genau in dieser Leichtigkeit liegt die Stärke des Spiels. 

Ja, ich gebe zu, die ersten Runden verlaufen etwas träge, denn jeder liest zunächst sämtliche Bedingungen auf den Karten und überlegt daraufhin auf welche er sich konzentrieren wird. Dank der intelligenten Farbgebung und Schriftgestaltung geht das mit jeder Partie aber immer besser und schneller. So sind die Zusammenhänge schnell erkennbar. 


Die Mechanik selbst ist natürlich sehr simpel. Ich nehme eine Karte und lege eine wieder ab. That’s it. Aber genau das hat man in fünf Minuten erzählt, man verweist dann noch auf eine oder andere Bedingung und schon kann es losgehen. Und mit jeder Partie wird man sicherer und schneller und dadurch dass es so schnell geht, spielt man schnell natürlich mehrere Partien. Schnell kommt ein “ich will eine Revanche!” Für mich sicherlich nicht abendfüllend, aber ein herausragender Opener für den Spieleabend. 

Leider ist der Preis für diese Art von Spiel zu hoch, auch wenn ich nachvollziehen kann wodurch das zustande kommt. Es ändert aber nichts an der Enttäuschung 20€ auszugeben und man öffnet die Schachtel für ein kleines Päckchen Karten und einem Block, den man eigentlich nicht braucht. 

Zum Abschluss aber doch ein Lob. Erstmal für den Mut von Strohmann Games, dieses Spiel doch ins Deutsche zu bringen und ich denke der Mut wurde belohnt. Zweitens an den Autor. Es ist kaum zu glauben wie gut diese 53 Karten aufeinander abgestimmt sind und somit eine Balance entwickelt, die man erstmal nicht für möglich hält. Chapeau. 


[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 1 von 5 (die vielen Bedingungen und Wörter überfordern selbst Erwachsene. Aber mit ein wenig Hilfe kann man sie zumindest mitmachen lassen)

Familie: 4 von 5 (laut Verlag die Kerngruppe, von der Mechanik auf jeden Fall richtig, aber die Komplexität wird doch so manchen Famillienspieler überfordern zu Beginn)

Kenner: 3 von 5 (die Grundmechanik ist eigentlich zu einfach, aber aufgrund des tollen Zusammenspiels der Karten und diese zu erkunden, auch was für Kenner)

Experte: 1 von 5 (da fehlt es etwas an Fleisch am Knochen und das ganze Spiel ist zu wenig planbar, ich weiß schlussendlich nicht, wann welche Karte kommt bzw. ob sie überhaupt kommt)




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Fantastische Reiche von Bruce Glassko
Erschienen bei Strohmann Games
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 20 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Strohmann Games)