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22.01.2021

Troyes Dice


Roll `n Write Spiele und ich haben eine etwas komische Beziehung. Drücken wir es so aus: Wir haben uns weitestgehend gemieden. Während in den letzten Jahren Spiel um Spiel rauskam und alle Welt wie verrückt gewürfelt und gekreuzelt hat, habe ich mich anderweitig in Brettspiele vertieft. Erfahrung habe ich dann beispielsweise beim Kartographen oder bei der Roll `n Write-Umsetzung von Imperial Settlers gesammelt. Diese haben mir Freude gemacht, versteht mich nicht falsch. Letzterem habe ich hier auf diesem Blog [https://www.boardgamemonkeys.com/2019/11/imperial-settlers-roll-write.html] sogar eine ziemlich gute Bewertung erteilt. Jedoch so richtig krass gefangen hat mich keins. Bei keinem war dieses Yeah-Bum-genau-so-am-Besten-gleich-nochmal-Gefühl da, was ein Spiel für mich so richtig gut macht. (IS R&W ist beispielweise schon wieder aus meiner Sammlung raus.) Um es vorweg zu nehmen: Troyes Dice kommt da schon relativ nah dran. Warum? Darüber handelt der folgende Text.

Box auf – Material und Regeln

Das was auf Kickstarterseiten groß als UV-Coating angepriesen wird, entdeckt das wachsame Auge auch direkt auf dieser Schachtel: Der Schriftzug glänzt im Gegenlicht. Umrahmt wird alles mit einer zum Thema passenden Grafik. Vielen gefällt diese, ich persönlich finde sie eher so mäh – klar, sieht sehr mittelalterlich aus, aber vielleicht habe ich aufgrund meines Geschichtsstudiums auch eine kleine Aversion für solche Darstellungen. 


In der Box gibt es dann Würfel und einen dicken Block, was man von einem Roll `n Write so erwartet. Zudem gibt es noch kleine Runde Pappscheiben und ein Rad, was zusammen ein raffinierten Auswahl-mechanismus bilden wird. Was mir beim Zusammenbauen direkt ins Auge fiel: Nicht nur, dass die Stanzbögen wunderbar verarbeitet waren, sondern dass auf der Rückseite der Drehscheibe eine Vertiefung für das Verbindungsstück ist. Damit liegt die Drehscheibe nach dem Zusammensetzen eben auf dem Tisch – eine kleine Feinheit, die in meinen Augen jedoch sehr bemerkenswert ist!

Spielerisch kommt man schnell rein: Würfel wählen, alles abtragen, eventuelle Zusätze nicht vergessen und schon geht’s in die nächste Runde. Das ganze Spiel besteht dabei aus acht Tagen, wobei jeder Tag nochmal zwei Runden, einen Vor- und einen Nachmittag mit sich bringt. (Helle und dunkle Seite auf dem Rad.) Die vier Würfel werden aufsteigend auf die vier Plätze verteilt. Der schwarze Würfel blockiert stets ein Feld und die transparenten Würfel nehmen nun die Farbe ihres Platzes an, werden also zu einem roten, gelben oder weißen Würfel. Wenn man sich nun einen Würfel auswählt, kann man damit drei mögliche Aktionen durchführen: 

Ressourcen sammeln: Die jeweilige Farbe steht immer auch für eine Ressource. Rot für Flaggen, Gelb für Taler und Weiß für Bücher. Diese benötigt man nicht nur um vom Rad Würfel zu kaufen, sondern auch um die Würfel zu manipulieren. Mit Flaggen kann man den Wert und mit Büchern sogar die Farbe verändern – sehr interessante Mechanik!


Prestigegebäude bauen: Diese Gebäude sind relativ mächtig. Rote Gebäude schützen bei späteren Angriffen durch den schwarzen Würfel, gelbe Gebäude können bei passender Auslage viele Gefolgsleute oder Ressourcen bringen und weiße Gebäude letztlich sind Punktemultiplikatoren für die Endwertung. 

Nutzgebäude bauen: Diese bringen Gefolgsleute in der entsprechenden Farbe. 

Bei einigen Feldern gibt es außerdem Boni, wenn man ebenfalls ein angrenzendes Feld ausgefüllt hat. Ebenfalls gibt es Boni über die Gefolgsleute. In gewissen Abständen kann man durch Gefolgsleute nicht nur Ressourcen bekommen, sondern auch kostenlose Gebäude. 

Belohnung in Kaskaden – Meine Einschätzung

Und nun – ist es gut? Meiner Meinung nach spielt man Troyes Dice für diese zwei oder drei Momente, in denen man sich nach dem absoluten Ober-Boss fühlt. Das geschieht immer dann, wenn man vor allem durch Gefolgsleute eine Sache nach der anderen Bauen kann und am Ende mit einer Aktion drei Felder ausfüllt. Diese Momente sind pures Brettspielglück und ein Grund es unbedingt mal mit Troyes Dice zu versuchen. 

Dem entgegen steht auch das Entstehen dieser Rezension. Aus derzeitigem Mangel an Mitspielern und auch, weil ich schlicht Lust darauf hatte, habe ich Troyes Dice nur solo getestet. Das bringt dem Spiel überhaupt keinen Abbruch, denn es gibt keine Spielerinteraktion. Ihr habt mich richtig gehört: Keine. Im Mehrspielerspiel wählt jeder seinen Würfel und man wartet, bis alle ihr Zeug notiert haben, dann geht es weiter. Der Mehrwert besteht dann aus einem Punktevergleich am Ende. Dies mag für einige komisch sein, aber es gibt auch viele SpielerInnen, die es schätzen, sich mal nicht die ganze Zeit Dinge wegzunehmen, sondern für das eigene Vorankommen nur selbst verantwortlich zu sein. Dass Troyes Dice  jedoch in diese solitäre Richtung von Spielen fällt, sollte man beim Kauf beachten. 


Zum Bezug zum großen Vorbild kann ich leider nicht viel sagen, da ich dies noch nie gespielt habe. Einem kurzen Vergleich nach hat es sich aber zumindest bei der Optik bedient. Positiv zu erwähnen ist auch noch, dass das Spiel direkt mit einer kleinen Minierweiterung kommt: Bankette und Überfälle. Diese fügt drei Plätzen zu beginn an kleine Plättchen hinzu, was dazu führt, dass es dort solange einen Bonus gibt, bis der schwarze Würfel das erste Mal darauf gelandet ist. Danach entsteht auf den Feldern ein dauerhafter Malus. Dies ist eine interessante kleine Erweiterung, welche man nach zwei bis drei Partien Grundspiel gerne mit dazu nehmen kann. 

Jetzt habe ich schon wieder viel geschrieben über so ein kleines Spiel, doch es gefällt mir. Gerade in Zeiten des Solo-Spielens ist Troyes Dice eine Bereicherung für jeden Schrank. Zudem ist es unglaublich variabel durch zufällige Platzauslage zum Beginn des Spieles. Außerdem können die Zahlenverteilungen auf dem Block auch jedes Mal neu bestimmt oder aber ausgewürfelt werden. Allein durch diese zwei Faktoren entsteht ein recht großer Wiederspielwert. Ich glaube, ich gebe mir direkt noch eine Solorunde, wenn ich diese Rezension beendet habe.

Zielgruppenspezifizierung

Kinder 0/5 (Zu viele Symbole, zu viele Regeln.)

Familie 4/5 (Einstieg könnte etwas schwerer fallen aufgrund der vielen Verknüpfungen auf dem Spielplan.)

Kenner 2,5/5 (Schöner Absacker, schönes Ding für zwischendurch)

Experten 0,5/5 (Naja, ist halt ein Roll `n Write.)


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Troyes Dice von Sebastian Dujardin, Xavier Georges und Alain Orban
Erschienen bei Pearl Games
Für 1 bis 10 Spieler in ca. 25 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Pearl Games)