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31.01.2021

Project L


Ach Project L, wie lange habe ich auf Dich warten müssen. Als ich Dich das erste Mal auf der Spiel 2018 anspielen durfte, war ich sofort verliebt. Deine Farben, Dein Design und Dein Spielprinzip ließen mein Herz höher schlagen und ich freute mich schon Dich endlich in meinen Händen halten zu dürfen. Ich wartete sehnsüchtig auf eine Nachricht von Deinem Verlag, doch diese kam leider nie an. Ein Jahr war vergangen und im Oktober 2019 sah ich Dich erneut, diesmal war Dein Design noch schöner und ich konnte einfach nicht anders als nach einer Rezension zu bitten. Hier erfuhr ich dann endlich die Gründe für die Absagen: Der Lieferant, der für Deine edlen Tableaus zuständig war, konnte leider nicht die nötige Qualität liefern und Dein Gewand war einfach nicht schön genug, um präsentiert zu werden. So rückte Dein Release Termin und unser sehnsüchtiges Treffen in weite Ferne. Doch heute, nach zwei langen Jahren des Wartens, halte ich Dich endlich in meinen Händen und hoffe, dass ich Dich all meinen Freunden vorstellen kann und Du noch das Spiel bist, das mich 2018 begeistert hat.


Nach diesem pathetischen, aber auf wahren Begebenheiten basierenden Einstieg, komme ich nun endlich wieder auf den Boden der Tatsachen eines Rezensenten zurück und stelle euch Project L vor, ein Engine Building Spiel, das äußerlich stark an Tetris erinnert, unter dessen Haube sich aber einiges mehr verbirgt als seelenloses Klötzchen in Förmchen Legen. In Project L können bis zu vier Spieler gegeneinander antreten und um die Wette puzzeln. Dafür schnappen sie sich ein Spielertableau, das gleichzeitig als Regelübersicht dient und zwei Bauklötze. Wie in Tetris variieren diese Bauklötze in ihrer Größe von Level 1 bis Level 4, was bedeutet, dass ein Level 1 Bauklötzchen 4-mal in eine Level 4 Klötzchen passen würde usw. Jeder Spieler fängt mit einem Level 1 und einem Level 2 Stück an. Um an die höherleveligen Teile zu kommen, können die Spieler eine ihrer Aktionen benutzen, um ein Teil auf das nächste Level aufzuwerten. Das bedeutet sie legen ihren alten Klotz in die allgemeine Auslage zurück und schnappen sich einen neuen, größeren. 


Wie ihr wahrscheinlich vermutet, werden diese Klötzchen dafür benutzt, um leere Silhouetten, also Puzzles, die in Papp-Plättchen geprägt sind, auszufüllen. Diese Puzzles stehen den Spielern in einer Auslage zur Verfügung und dürfen als Aktion an sich genommen und mit den Klötzchen befüllt werden. Dabei unterscheiden sich die Puzzles in zwei Schwierigkeitsstufen, leicht (weißes Puzzles) und schwer (schwarzes Puzzles). Hat man sich ein oder mehr Puzzles geschnappt und vor sich ausgelegt, kann man nun als dritte Aktion, eines seiner Klötzchen in die Silhouette legen. Schafft man es, eine Silhouette vollständig mit den Plastikformen auszufüllen, bekommt man das darauf abgebildete Klötzchen und eventuelle Siegpunkte als Belohnung. Wenn alle schwarzen Puzzles verteilt wurden, wird das Spielende eingeläutet und es endet nach einer weiteren Runde. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt, wer noch unfertige Puzzles hat, bekommt Minuspunkte.

Zunächst möchte ich folgende über Project L sagen: Die Aufmachung, Qualität und das Design des Spiels sind heute wie damals einfach nur edel. Es sieht zwar alles zunächst sehr steril aus, erzeugt dadurch aber einen sehr hochwertigen Eindruck, ohne lieblos zu wirken. Und die Plastikklötze erst; diese in das Puzzle einzusetzen ist, auf eine wundersame Art, einfach nur befriedigend. Alle meine MitspielerInnen waren begeistert von der Haptik und den Farben der Steinchen. Das Fertigstellen eines Puzzles, der Moment, wenn man den letzten Stein einsetzt, fühlt sich einfach nur befriedigend an.


Aus spielerischer Sicht ist Project L ein sehr seichter Engine Builder. Keines der Puzzles wird euch vor Herausforderungen stellen und keine Aktion wird euch Kopfzerbrechen bereiten, vielmehr geht es bei Project L darum möglichst effizient zu sein und die Klötzchen und Puzzles so auszuwählen, dass ihr möglichst wenig aufleveln müsst, da das kostbare Zeit kostet. Ihr könnt das Spiel aber auch einfach spielen, ohne euch Gedanken über die Effizienz zu machen und euch an dem schönen und befriedigendem Spielgefühl erfreuen. Dadurch eignet es sich hervorragen als Gateway Game um das Engine Building zu erklären. 


So oder so kann man mit Project L viel Spaß haben, wenn man nicht gerade darauf aus ist, den Gegnern eins reinzudrücken und den Sieg zu erkämpfen, denn dafür ist Project L nicht gemacht. Es gibt nämlich kaum Spielerinteraktionen, sodass jeder mehr oder weniger für sich puzzelt und nur alle paar Runden nachschaut, wie weit die Gegner sind und wie viele Punkte es noch zu holen gibt, bevor das Spielende eingeläutet wird. Die fehlende Spielerinteraktion wäre für mich, bei den meisten Spielen, ein großer Kritikpunkt, in Project L aber, passt es irgendwie in das Gesamtbild. In diesem Spiel möchte ich überhaupt nicht von anderen gestört werden oder die anderen Stören. Nach dem Motto: Jeder ist seines Glückes Schmied, verlasse ich mich hier auf mein Köpfchen und versuche die Puzzles effizient zu lösen und muss mir keine Gedanken machen, meinen Gegenspielern Steine in den Weg zu legen. Der Spielspaß von Project L liegt in der einfachen Spielmechanik mit dem befriedigendem Spielgefühl des Klötzchen-Legens. Alles was ich mache greift auf einer überschaubare aber elegante Weise ineinander und ich muss mir nicht ewig Gedanken um den nächsten Spielzug machen. Für das Fertigstellen eines Puzzles werde ich nicht nur mit Punkten, sondern auch mit weiterem Material belohnt und so motiviert mir mehr Puzzles zu schnappen. Ich freue mich sogar, wenn meine Gegner besonders schöne Züge machen, wo ein Klötzchen gerade so in die Lücke passt und das ist für mich der Beweis, dass ich mit Project L eine gute Zeit habe.


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Project L von Michal Mikes, Jan Soukal und Adam Spanel
Erschienen bei Boardcubator
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 25 Minuten ab 13 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Boardcubator)