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24.01.2021

Human Punishment: The Beginning


WILLKOMMEN MENSCHEN! Es wird Zeit, dass wir, die Maschinen, nun endlich die endgültige Herrschaft über die Welt übernehmen. Ihr habt uns geschaffen um euch zu dienen, doch das ist bald vorbei! Euer Ende naht!
Ja was ist nur in mich gefahren, fragt ihr euch?! Ganz einfach: Human Punishment - The Beginning! Nach den erfolgreichen Kickstarter-Kampagnen des “kleinen” Social Deduction Spiels samt Erweiterung bringt uns Godot Games nun die Vorgeschichte als großes Spiel auf den Tisch. Schon mit den ersten Bildern und Infos hat man stark das Interesse geweckt und glücklicherweise haben wir von den BoardgameMonkeys einen Prototypen erhalten, um euch nun zu erzählen, wie es sich wirklich spielt! 


Eins vorweg: das Spiel ist für 3-6 Spieler und hat wieder einen großen Social Deduction Anteil. Typischerweise für das Genre ist eine größere Anzahl von Mitspielern ein noch epischeres Spielerlebnis. Leider hatten wir in der Testzeit aufgrund der noch laufenden Corona-Pandemie nur die Gelegenheit Partien mit 3 Spielern zu testen. So kamen 1-2 Elemente des Spiels nicht zum Tragen, aber wir werden an gegebener Stelle darauf hinweisen. Und auch hier nochmal der Hinweis, dass die uns vorliegende Version ein Prototyp ist und evtl. noch Änderungen am fertigen Spiel vorgenommen werden könnten. 

[MATERIAL & ANLEITUNG]

Natürlich ist es nicht ganz fair einen Prototypen in diesem Bereich zu beurteilen, aber ich muss schon sagen, dass selbst der Prototyp auf aller höchstem Niveau ist und so manche “fertigen” Spiele in den Schatten stellt. The Beginning wird ein großes Spielbrett enthalten, sowie Spielerboards, Standees, jede Menge Karten und Marker. Im Laufe der Kickstarter Kampagne wird es die Möglichkeit eines Deluxe Upgrades geben, dabei handelt es sich um Poker-Chips mit Metallkern, die einen Großteil der Pappmarker ersetzen wird. Da ein großer Bestandteil mit diesen Markern gespielt wird und wir netterweise schon beim Prototypen die Pokerchips dabei hatten, kann ich nur sagen, dass sich dieses Upgrade wirklich lohnt. Ändert es das Spiel? NEIN! Aber auf dem Tisch macht es deutlich mehr her und fühlt sich einfach befriedigender an. Spieler, welche diese Art der Poker-Chips von Brass oder Too Many Bones kennen, werden verstehen was ich meine. 


Kurzes Wort zu der grafischen Gestaltung: die find ich absolut gelungen und trifft meinen Geschmack. Das grandiose Cover, sowie die “In-Game”-Grafik sind gelungen und sehr stimmig. Auf den ersten Blick wirkt das Spielbrett ein wenig überladen, denn es viel los, aber im Laufe einer Partie wird man merken, dass genau das Gegenteil der Fall ist und das Brett eher sogar hilft die Baustellen im Blick zu halten. 

Normalerweise äußere ich mich auch zur Anleitung, die gab es auch nur im Prototypen-Status auf über 50 Din A4-Seiten (!), aber mit ordentlichem Layout wird man das gut runterbrechen können. Inhaltlich wird alles beantwortet mit Beispielen und Wiederholungen, sowie eine kleine Hilfestellung am Ende. 

[ABLAUF]

Ihr habt es eben gelesen, dass es insgesamt 50 Seiten Anleitung gibt und während der Kickstarter-Kampagne könnt ihr euch noch besser einen Überblick über den Ablauf schaffen. Ich werde es daher hier nur recht kurz fassen, zumal es bis zur Fertigstellung evtl. auch zu kleineren Änderungen kommen könnte. 

Wir Spieler übernehmen eine Figur, die Teil einer Spezialeinheit namens GHOST ist und steigen in den Kampf gegen die Maschinen ein, welche die Welt bedrohen. In diesem speziellen Fall versuchen wir unsere Daten-Chips in das Netzwerk einzuschleusen. Leider ist nicht jeder am Tisch auf der Seite der Menschen, sondern es gibt immer jemanden der eine Maschine, ein Legionist oder ein Gefallener ist und unbedingt will, dass die Menschheit den Bach runter geht. Je nach Spieleranzahl ist die Verteilung der Rollen unterschiedlich. Bei 3 Spielern zum Beispiel gibt es auf jeden Fall zwei Menschen und eine(n) der entweder Maschine, Legion oder Gefallener ist. Man weiß aber nicht wer und auch nicht was genau.


Die Menschen gewinnen am Ende des Spiels, wenn sie die Mehrheit ihrer Datenchips in das Netzwerk gebracht haben, die Maschinen verfolgen das gleiche, allerdings mit ihren Datenchips. Aber sie haben auch die Möglichkeit die Rohstoffe der Stadt auf Null fallen zu lassen oder Ihre Mega-Mech zu bauen und ins Netzwerk zu schleusen. 
Die Gefallenen wiederum gewinnen, wenn sie mindestens 3 Ihrer Datenchips auf den Schrottplatz bringen konnten oder 2 Chips auf den Schrottplatz und 2 Chips ins Netzwerk. Der Clou: die Siegbedingung der Gefallenen schlägt immer die anderen Siegbedingungen. 
Zu guter Letzt gibt es noch die Legion und die gewinnen, wenn die Sicherheit der Stadt auf Null fällt oder das Bedrohungslevel den Höchststand erreicht. 
Es kann auch passieren, dass keine Fraktion am Tisch gewinnt, sondern die Outlaws, das ist quasi das Spiel selbst.

Wenn die Fraktion gewinnt, haben aber die Spieler nicht automatisch gewonnen, denn jeder Spieler erhält zu Beginn der Partie noch eine geheime Aufgabe, die ebenfalls erfüllt sein muss. 


Ausnahmsweise habe ich mal mit dem Ende begonnen, wenn man so will, aber ich denke, dass ist wichtig zu wissen, denn davon hängt jede Aktion im Spiel ab. Ein Spieler hat zu seiner Figur ein Spielerboard mit eigenen Eigenschaften und Upgrade-Möglichkeiten und ein eigenes Karten-Deck mit Einflusskarten. Ist man an der Reihe kann man zunächst Karten ziehen, sich bewegen und dann Aktionspunkte ausgeben. Mit den Aktionspunkten kann ich Feinde angreifen, Aktionen vom Ort, an dem sich mein Spieler befindet, ausführen oder eine Aktion von meinem Spielerboard. Die Aktionen beschäftigen sich zum Teil mit den Leisten, mit den Mitspielern oder anderen Dingen, die man beeinflussen kann. Wichtiger Hinweis z.B. nehm ich vom Ort an dem es die Datenchips die Aktion, gibt es dort drei Bereiche und die Chips liegen verdeckt in drei Türmen. Es ist vorgegeben was in einem Turm steckt aber wild gemischt. Es ist auch nicht immer frei von welchem Turm man Chips nimmt, da hier gewisse Werte eingehalten werden müssen. Chips die ich nicht wollte, kann ich z.B. mit folgenden Aktionen zum Schrottplatz bringen.

Hat der Spieler seine Aktionspunkte ausgegeben, werden nun die Feinde aktiviert bzw neue Feinde aufs Feld gebracht. Diese können sich bewegen und uns angreifen. Und auch dafür sorgen, dass manche wichtige Leiste in die falsche Richtung geht. 


Zum Abschluss des Zugs muss dann noch ein Karte vom Ereignisdeck gezogen und abgehandelt werden. Häufig handelt es sich dabei um “Skill-Checks”. Hierfür müssen die Spieler einen vorgegeben Wert mit ihren Handkarten erreichen, um die Aufträge abzuschließen oder eine Strafe hinnehmen wenn dies nicht gelingt. Die Karten werden verdeckt gespielt und es kommen noch zwei zufällige Karten dazu, so dass man nie 100%ig sicher sein kann was passiert und WER dafür die Verantwortung trägt. Brettspiel-Enthusiasten werden diese Mechanik aus “Battlestar Galactica” kennen. 

Das komplette Spiel verläuft dann in 3 Phasen: die Anfangsphase, die Mensch-Phase und die Maschinen-Phase.

Die Mensch-Phase wird eingeleitet sobald sich drei Daten-Chips im untersten Tier des Netzwerks befinden. Normalerweise liegen diese verdeckt dort aus (es gibt aber auch die Möglichkeit diese offen abzulegen). Alle Chips werden nun aufgenommen, gemischt und alle wieder offen ausgelegt. Nun weiss jeder was sich bereits im Netzwerk befindet aber nicht von wem.

Außerdem werden ab jetzt andere Ereigniskarten und Level 2 Gegner verwendet

Sobald die nächsten 3 Datenchips im Netzwerk angekommen sind (Tier 2), beginnnt die Maschinen-Phase. Auch hier werden nun Karten und Gegner geändert. Und je nach Spieleranzahl passiert noch mehr. Während bei 3 Spielern nichts mehr passiert, kann es bei 4 Spielern zu einem Rollen-Wechsel kommen. In guter Werwolf-Manier müssen die Spieler die Augen schließen und der Maschinen-Spieler, darf ein weiteren Spieler auf die Maschinenseite zwingen. Bei 5 und 6 Spielern kommt danach die Chance für den Legion-Spieler 1-2 Spieler auf seine Seite zu ziehen. 


Das Spiel endet übrigens sobald 9 Datenchips in den untersten drei Reihen (Tiers) im Netzwerk sind oder bestimmte Leisten einen Wert erreichen. 

Wie erwähnt, ich möchte es kürzer halten und hab euch hier den groben Ablauf gezeigt. Denn es gäbe noch jede Menge mehr zu erzählen wie Ausrüstungsgegenstände und Waffen, Aufleveln der Charaktere, Programm-Karten die Vorteile bringen, Recon-Karten, die mir ebenfalls bestimmt Dinge erlauben, Isolierungszellen um Verdächtige unter Kontrolle zu halten. Einen Mech den auch die Menschen bauen können um den Mech der Maschinen Kontra zu bieten und und und…

Ihr seht schon jede Menge Stuff in dieser Box. Schaut euch die Kampagnenseite für noch mehr Details an, ich hoffe ich konnte euch aber schon mal einen groben Überblick verschaffen.


[FAZIT]

Natürlich kann ich hier kein 100% finales Fazit ziehen. Aufgrund der aktuellen Corona Situation und der recht kurzen Zeit, blieben mir nur zwei Runden mit 3 Spielern. Bitte beachtet dies bei den folgenden Worten.

Die wichtigste Frage vielleicht vorweg: konnte das Spiel die Vorschusslorbeeren bestätigen? Ist der Hype gerechtfertigt? Klares : JA! Die Godots schaffen es weiteres Mal, ein bekanntes Spiel bzw. Spiel-Mechanik auf das nächste Level zu hieven und somit in die heutige anspruchsvolle Zeit.

Wird hier etwas völlig neu erfunden? Nein, aber viele gute Dinge aus vielen guten Spielen wurden hier SEHR GUT eingefügt und umgesetzt. Man wirbt selbst damit, dass Battlestar Galactica der geistige Vater ist. Tolles Spiel aber mit Schwächen. Hier konnte ich bisher keine großen Schwächen feststellen. Das Spiel zu dritt funktioniert ebenfalls sehr gut. Die Spannung wer wer ist und welche Rolle noch dabei am Tisch sitzt, ist hervorragend. Ich kann mir nur vorstellen, wie spaßig es dann in der 5-6 Spieler-Umsetzung ist. 


Dank der tollen thematischen Einbettung wird man in die Geschichte hineingezogen und fühlt wie die Menschen oder Maschinen im Spiel. Schmiedet Pläne, freut sich wenn alle darauf reingefallen sind und andere verdächtigen. Verzweifelt wenn man unschuldig in der Isolationskammer hockt und und und. Emotions at its best.

Gibt es Einschränkungen? Natürlich: zunächst ist das Regelwerk, zumindest aktuell, noch eine kleine Hürde, man muss sich ein wenig in die Sache reinfuchsen, ein Gefühl für alles bekommen, das gilt auch für das Spielbrett. Auf den ersten Blick ist an jeder Ecke etwas los und man hat das Gefühl, dass da jemand zu viel gewollt hat, aber je mehr man hineintaucht, um so mehr verschwindet das Problem. Auch die Spiellänge ist streckenweise vielleicht ein Ticken zu lang für meine Begriffe und es kann für manche frustrierend sein, 1-2 Stunden auf der Siegerstraße zu stehen und dann kommt der Rollenwechsel in der Maschinenphase. Für mich allerdings, sind genau DAS die epischen Geschichten, die man sich immer erzählen wird.

Aber ganz klar: wer mit Social Deduction, Verräter-Mechanismus und Pick-Up-and-Deliver mal so gar nichts anfangen kann, der wird hier auch nicht 100% glücklich werden. Dieses Spiel ist ein Best of der vorgenannten Mechanismen, für Spieler von Spielern. Fans von Battlestar Galactica oder solchen die es sein wollten, aber nie die Gelegenheit bekommen haben, schaut euch Human Punishment: The Beginning an. Das ist EUER Spiel. 


Wir danken dem Godot-Team für das Prototypen-Exemplar und wünschen viel Erfolg für die Kampagne.

[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 0 von 5 (sowohl thematisch als ob mechanisch nichts für die Kids)

Familie: 2 von 5 (thematisch kann man so manchen Nicht-Spieler sicherlich abholen und mechanisch kann es zwar zu Beginn erschlagend sein, aber sind die eigentlichen Handlungen klar verständlich)

Kenner: 5 von 5 (die Kern-Zielgruppe, es gibt viel zu beachten: Leisten, Rollen, Daten-Chips, Gegner etc, hier wird das Gehirn gefordert, aber dennoch auf angenehmen Niveau.)

Experten: 4 von 5 (sollten sich hier auf Wohl fühlen, zumindest wenn diese Art Spieler Lust auf Verräter und Social Deduction hat, ab jetzt das Nonplusultra)


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Human Punishment: The Beginning von Stefan Godot
Erscheint bei Godot Games
Für 3 bis 6 Spieler in ca. 150 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Godot Games)