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20.12.2020

Little Wizards


"Papa, Papa wir haben sie besiegt. Die haben grünes Pulver reingemacht. Alle waren komisch!", erzählt mein Sohn (4) voller stolz, nach der ersten Runde Little Wizards. Mein Mann versteht nur Bahnhof und schaut uns mit fragendem Gesicht an. Unser Großer (8) erklärt ihm, dass wir ein Rollenspiel gespielt haben und wir herausgefunden haben was mit den Bewohnern der Münzwelt passiert ist. "Ich habe einen mächtigen Zauber eingesetzt um mehrere Kopien meines Wolfes erscheinen zu lassen. Das war so cool!" , ergänzt er noch. Jetzt ist mein Mann neugierig! Seit ihr es auch? 

Little Wizards von Antoine Bauza ist ein kooperatives Rollenspiel für Kinder, das aktuell von Green Gorilla auf Deutsch umgesetzt wird. Auf https://www.gameontabletop.com/cf443/little-wizards.html kann das Projekt bis 30.12.2020 unterstützt werden.
Jeder von uns spielt einen kleinen Zauberer oder eine kleine Hexe, die entweder mit Magie geboren wurde oder Magie in der Schule erlernt hat und sich auf spannende und rätselhafte Abenteuer in der Münzwelt begibt. Ein Erzähler leitet die Geschichte an. Alle Spieler gestalten den Verlauf der Geschichte mit.


Das Rollenspiel vorbereiten:

1. Der Erzähler:
Vor dem ersten Spiel sollte sich ein älteres Kind oder ein Erwachsener bereit erklären die Rolle des Erzählers zu übernehmen. Der Erzähler hat die wichtige Aufgabe, die Geschichte anzuleiten und voranzubringen. Er kennt die wichtigsten Orte und Charaktere und weiß wie die Spieler ans Ziel kommen können. Zudem unterteilt er die Aktionen der Spieler nach Schwierigkeit und entscheidet welche Augenzahl gewürfelt werden muss, um diese zu bewältigen. Er gibt Tipps, regt zum Rollenspiel an und kann zur Belohnung Aktionspunkte verteilen, mit denen die Spieler ihre Charaktere verbessern können.
Der Erzähler hat die Aufgabe das Handbuch gründlich zu studieren, die Geschichten vorzubereiten und mit den Spielern die Charaktere zu erstellen.

2. Erstellen der Charaktere
Alle Spieler denken sich einen fiktiven Charakter, eine kleine Hexe oder einen kleinen Zauberer aus. Sie überlegen sich das Erscheinungsbild ihres Charakters, seinen Hintergrund, seine Charaktereigenschaften, seine Motivation, einige Gegenstände und die Werte der Attribute. Zudem hat jeder kleine Zauberer und jede kleine Hexe eine Zauberausrüstung und magische Kräfte. 
Im erweiterten Spiel werden noch Fertigkeiten ergänzt und nach jedem Spiel Abenteuerpunkte verteilt. 
Es gibt auch die Möglichkeit sich einen zufälligen Charakter aus vorgegebenen Charaktervorschlägen zusammen zu würfeln. 


3. Das Material
Die Spieler benötigen im Rollenspiel zwei sechsseitige Zahlenwürfel, einen Stift, sowie ihre Charakterbögen. Der Erzähler sollte zudem das Handbuch und seine Notizen zur Hand haben. 

Das Abenteuer beginnt! An dieser Stelle gibt es keinen festen Ablauf. Dem Erzähler ist es selbst überlassen wie er das Abenteuer einleitet. Bei den Anfangsgeschichten gibt es Beispieltexte zum Vorlesen. Er kann jeden Mitspieler seine Charaktere vorstellen lassen oder die Charaktere lernen sich erst im Spielablauf näher kennen. Er kann etwas über die Münzwelt erzählen, den Ort oder die Charaktere des Abenteuers beschreiben oder von einem Ereignis berichten. Die Spieler bringen ihre Ideen und Aktionen ein. So entsteht ein lebhaftes Miteinander. Der Erzähler lenkt die Spieler dabei in die zielbringende Richtung


Fazit:

Als Little Wizards bei mir ankam, war ich sehr gespannt. Ich hatte zuvor noch sehr wenig Erfahrung mit Rollenspielen, gerade mal eine Partie So nicht Schurke lag hinter mir.

Zunächst war ich etwas baff, dass Little Wizards  im Gegensatz zu So nicht, Schurke!, ganz ohne große Spielverpackung und Material daher kommt. Es erscheint in einem kompakten Buchformat, gefüllt mit Informationen, Tipps und frechen Farbbildern, die neugierig auf die Münzwelt machen. Stifte und Würfel müssen selbst ergänzt werden. Aber so viel sei vorneweg schon mal erwähnt, viel mehr braucht es auch nicht um Spaß zu machen!

Doch bevor es ins Abenteuer geht heißt es erstmal lesen, lesen, lesen. Zugegeben zunächst wirkt so ein prall gefülltes Handbuch doch sehr abschreckend. Das muss ich alles lesen?! Und vor allem muss ich mir das alles merken können?! 
Tatsächlich empfiehlt es sich als Erzähler das Handbuch gründlich durchzulesen! Denn hier gibt es wertvolle Tipps und jede Menge Beschreibungen Rund um die Münzwelt. Alle anderen Mitspieler können sich jedoch zurücklehnen und dem Leser lauschen, sich aus der Münzwelt erzählen lassen oder steigen erst zur Erstellung der Charaktere mit ein.


Dem Rollenspiel Neuling kann ich jedoch dahingehend beruhigend, dass sich das Handbuch zu Little Wizards nicht wie ein Regelwerk liest, sondern viel mehr eine Beschreibung von Orten, Charakteren und Möglichkeiten darstellt. Der kleinste Teil des Buches beschäftigt sich mit Regeln! Vielmehr taucht man hier in eine zauberhafte Fantasiewelt ein, die man den Kindern anschließend vorstellt und mit Ihnen gemeinsam ausbaut und erlebt. Ich vergleiche es gerne mit dem Lesen einer Kurzgeschichte, die mit Hinweisen und Charakterbeschreibungen versehen ist und die man dann in ganz eigener, kreativer Form Jemand anderen vorträgt. 
Das Handbuch gibt den Rahmen vor, es ist aber nie die Rede von einem "muss". Das bedeutet im Klartext, wenn man sich zu Beginn nicht alles merken kann und die Geschichte anders erzählt als beschrieben, ist das völlig in Ordnung und wenn man gar noch andere Charaktere dazu erfindet ist das sogar Klasse. 
Traut euch es auszuprobieren!


Das Handbuch beginnt mit einer Einleitung und einer groben Beschreibung der Münzwelt. Dieses Kapitel habe ich genutzt, um meine Kinder miteinzubeziehen und Sie auf die Münzwelt neugierig zu machen. Anschließend wird die Charaktererstellung ausführlich beschrieben. Diesem Teil sind ganze 19 Seiten gewidmet! Jeder Bereich auf dem Charakterbogen wird weitreichend erklärt und mit zahlreichen Beispielen unterstützt. Im Gegensatz zu So nicht Schurke, wo es zum Einstieg vorgefertigte Charaktere gibt, kann man in Little Wizards seine Charaktereigenschaften zufällig zusammen würfeln. In beiden Spielen kann man sich natürlich auch ganz eigene Charaktere erstellen.

Der Charakterbogen von Little Wizards ist dabei sehr tiefgründig gestaltet. Neben generellen Merkmalen wie Aussehen und Charakter, wird hier sogar auf Vorlieben, Motivation und den Hintergrund des Charakters eingegangen. Sowohl die Zauberausrüstung wird genauer beschrieben, als auch bis zu drei eigene, individuelle Gegenstände und ein Begleiter. Zuletzt werden noch die Skills festgelegt: Attribute, sowie spezielle magische Kräfte.
Insgesamt ist der Charakterbogen hier um einiges ausführlicher, als das bei So nicht Schurke der Fall ist. Leider fällt der Charakterbogen hierfür viel zu klein aus und bietet zu wenig Platz um hinein zu schreiben. 
In der Crowdfundingkampagne gibt es jedoch erweiterte Charakterbögen, sowie extra Charakterbögen für den Begleiter, so dass dieser Kritikpunkt unter Umständen hinfällig ist. (Ich habe diese erweiterten Charakterbögen nicht gesehen.)


Ich muss aber ganz klar sagen, dass der Charakterbogen von So nicht Schurke, übersichtlicher und kindhafter gestaltet ist und zudem eine Anpassung an das Alter bietet. Gerade auf die sehr jungen Kinder (4-6 Jahre) wirkt dieser Charakterbogen ansprechender.

Dazu bietet So nicht Schurke noch die Option von vorgedruckte Charakterkarten, die einfach auf den Charakterbogen gelegt werden können, ohne ein Bild zeichnen zu müssen. Kleinen Kindern wird hier sehr vieles einfacher gemacht. Unser 4 Jähriger war hier total begeistert.

Little Wizards bietet diese Hilfen nicht. Das braucht es aber nicht unbedingt. Denn, in meinen Augen, ist die Zielgruppe von Little Wizards  etwas ältere Kinder, ab Grundschule aufwärts. Mein achtjähriger Sohn hatte viel mehr Spaß daran sich einen eigenen Charakter bei LittleWizards zu erstellen, der mit vielen Details beschrieben war. Für ihn waren die bunten Charakterbögen und vorgedruckten Charaktere bei So nicht Schurke wenig interessant. Tatsächlich hatte ich auch das Gefühl, dass die Charaktere bei Little Wizards etwas Eigenes waren und wir diese lebhafter ausgestalten haben, als bei So nicht Schurke. Obwohl das natürlich auch bei So nicht Schurke möglich ist. 
Der ausführliche Charakterbogen bei Little Wizards kann auch vom Erzähler genutzt werden, um die Charaktere sinngebender in die Geschichte einzubauen. 

Nimmt euch auf jedenfalls genug Zeit für die Charaktererstellung. Diese kann bei vielen Details locker 20-30 min pro Spieler einnehmen . Große Kinder können das alleine erledigen, jüngere Kinder benötigen Hilfe. Ich habe mir für jedes Kind einzeln Zeit genommen, um den Charakter zu erstellen. 


Und jetzt zur großen Frage, wie uns die Abenteuer gefallen haben? Little Wizards hat uns sehr gut gefallen. Die Münzwelt ist sehr mystisch und eine Welt der Möglichkeiten. Wer immer schon zaubern wollte oder sich in Tiere verwandeln mochte, wird es hier erlernen können. Die Orte und Charaktere der Abenteuer sind voller Leben, mit eigenen Wünschen, Zielen und Verrücktheiten. Der eine oder andere Charakter ist uns dabei ans Herz gewachsen. 
Die Abenteuer unterscheiden sich dabei von denen von So nicht Schurke. In So nicht Schurke gibt es viele Begegnungen mit Monstern und Kreaturen, die bekämpft werden können. Hierzu gibt es sogar ein Kampfsystem. In Little Wizards gibt es kein Kampfsystem, hier werden viele Probleme mit Magie gelöst. Die Kreaturen, die uns begegnet sind, waren niemals böse! Sie waren frech und meistens mysteriös oder irgendwie verrückt. Hier empfand ich, So nicht Schurke, an manchen Stellen zu bedrohlich dargestellt, für kleinere Kinder. 
Aber denkt daran, letztendlich entscheidet der Erzähler wie bedrohlich er eine Kreatur erscheinen lässt und die Spieler entscheiden ob sie eine Kreatur bekämpfen möchten oder sie anderweitig austricksen. Ihr gestaltet die Geschichte mit!

Und das werden wir jetzt auch tun! Wir haben alle drei vorgegebenen Geschichten zu Little Wizards ausprobiert und haben (trotz meiner mittelmäßigen Erzählerkunst :-/) unseren Spaß an der Welt von Little Wizards entdeckt. Nun möchte ich mir das erste eigene Abenteuer in der Münzwelt ausdenken! 
Vielleicht wirst auch du ein kleiner Zauberer oder eine kleine Hexe und wir treffen uns mal in der Münzwelt!

Für wen ist das Spiel geeignet?

Kinder: 4 von 5 (der Erzähler sollte ein älteres Kind oder ein Erwachsener sein, die meisten Kinder lieben das Rollenspiel)

Familie: 5 von 5 (wenn alle Spaß am Rollenspiel haben, wird es ein fantastisches Abenteuer!)

Kenner: ? von 5 (Gibt es ein Kenner-Rollenspiel für Erwachsene?)


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Little Wizards von Antoine Bauza
Erscheint bei Green Gorilla
Für 2 bis 6 Spieler in ca. 75 Minuten ab 6 Jahren

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Green Gorilla)