Habt ihr schon einmal etwas von „Klarträumen“ gehört? Dabei handelt es sich um eine Form des Träumens, bei der man die Ereignisse im Traum beeinflussen kann. Wenn ich fliegen oder Blitze aus den Händen schießen möchte, dann kann ich das im Klartraum ganz bewusst tun. Und wenn ich mal ganz crazy drauf bin, kann ich eine Landschaft aufbauen, mich auf den höchsten Berg meiner erbauten Kulisse stellen und den Grizzlybären beim Wasser trinken zusehen. Letzteres ist das Thema von Dreamscape, einem Spiel, das ich kategorisch noch nicht ganz einzuordnen weiß, spielerisch aber, hier, meine Meinung mitteilen möchte.
Dreamscape ist ein Mix aus Puzzlespiel und Ressourcenmanagement für bis zu 4 Spieler, in dem es darum geht, vorgegebene Gebilde aus runden Bauklötzchen, sogenannten Traumsplittern, nachzubauen. Diese Traumsplitter sind bunt und stellen Wasser, Erde, Wiese oder Gebirge dar. Gebaut wird die Landschaft auf einem kleinen Tableau, das vor euch ausliegt, gesammelt werden die Bausteine auf dem großen Spielfeld in der Tischmitte. Jeder Spieler bewegt zunächst seine große Spielfigur, der Reihe nach auf dem großen Spielfeld, und sammelt die benötigten Splitter ein. Hat jeder seine 4 Aktionen, die sich aus, Laufen und Sammeln zusammenstellen ausgeschöpft, gehen alle gemeinsam in die Gestaltungsphase über.
Hier dürfen alle Spieler ihre gesammelten Materialien platzieren, bewegen, entfernen und ihre kleine Figur in der Landschaft positionieren. Dies alles ist nötig, um die Vorgabe der Auftragskarte zu erfüllen. Sieht am Ende des Zuges alles, samt Position eurer kleinen Figur, so aus wie auf der Auftragskarte, wertet ihr diese und rückt auf der Punkteleiste nach vorne. Dabei haben die gesammelten Elemente, die ihr platzieren dürft, zusätzliche Funktionen; Wiese kann beispielsweise Bäume sprießen lassen, diese sind nicht nur für das Nachbauen notwendig, sondern geben auch immer wieder Punkte, wenn ihr weiter Bäume sprießen lasst. Wasser lässt euch beim Überqueren dieses, Punkte erhalten und Erde erlaubt es eurer kleinen Figur Felder zu überspringen. So kann man neben dem Erfüllen des Hauptauftrages auch gleich Sonderpunkte einheimsen, wenn man genug Hirnschmalz aufzubringen vermag. Das große Spielfeld, auf dem die Splitter gesammelt werden, wird dabei immer zufällig mit diesen nachgefüllt, wodurch man immer wieder vor der Aufgabe steht, einen möglichst effizienten Weg zum Sammeln zu finden.
Die 6 Bereiche des Spielfeldes, können dabei eine große Hilfe darstellen, da man hier, ein Mal pro Runde und kostenlos, die Spezialfähigkeit des Bereiches, in dem sich die eigene Spielfigur gerade aufhält, einsetzen kann. So dürfen beispielsweise Splitter aus 2 Bereichen vertauscht oder die Reihenfolge der ausliegenden Splitter zu seinen Gunsten geändert werden. Damit stellt nicht nur die Auftragskarte die Spieler vor Herausforderungen, sondern auch das Agieren auf den Spielfeldern an sich, ist ein weiteres kleines Puzzle das gelöst werden muss.
Wem das alles immer noch zu einfach ist, kann mit der Alptraummechanik spielen. Diese ist eine Art Minierweiterung, die das Spiel nochmals komplexer macht. Dafür nimmt man die Alptraum Figur, in Form eines Skeletts mit Hut, und platziert diese in einem Bereich. Dieser Bereich ist, bis sich die Alptraumfigur davon wegbewegt, für alle gesperrt. Außerdem werden alle Pfade zu den angrenzenden Bereichen, mit roten Alptraumsplittern besetzt, die beim Überqueren eingesammelt werden müssen. Diese Splitter müssen in eure Traumlandschaft verbaut werden und grenzen euch somit in euren Möglichkeiten ein oder durchkreuzen eure Pläne. Als wäre das nicht genug, gibt es zum Spielende auch noch Minuspunkte pro rotem Alptraumsplitter in eurer Landschaft.
Bei der Endwertung gibt es, je nachdem welches zufällige Setup gezogen wurde, auch Punkte für die meisten Splitter in der Landschaft, die größte zurückgelegte Distanz oder die meisten blauen, grünen oder grauen Splitter im Gebilde. Der Spieler, der nach 6 Runden die meisten Punkte hat, gewinnt natürlich.
Lasst euch von Dreamscapes Äußerem nicht täuschen. Das Spiel ist eine richtige Wucht in Sachen Puzzler. Ihr löst mehrere Rätsel gleichzeitig, die nicht nur voneinander abhängen, sondern auch gut durchdacht angegangen werden müssen. Jeder muss seinen Zug gründlich überdenken. Das ist sehr fesselnd sorgt leider aber auch für enorme Down-Time, besonders bei voller Besetzung. Leider fällt auch das Einsammeln der Splitter etwas unspektakulär aus und endet so schnell, dass man sich nach mehr „Spiel“ sehnt und für die gut durchdachte Runde „mehr“ belohnt werden möchte; Laufen und Splitter einsammeln ist einfach zu wenig.
Die Sonderfähigkeiten der einzelnen Gebiete bringen hingegen wichtigen Schwung ins Geschehen. Wann und wie man diese einsetzen sollte, ist wiederum ein Puzzle in sich. Leider können sich diese Fähigkeiten situationsabhängig, auch als nutzlos oder unvorteilhaft herausstellen, sodass das ganze doch wieder nur im öden Bewegen und Einsammeln mündet. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass man in Dreamscape besser werden kann je öfter man spielt. Das Spiel scheint zu keinem Zeitpunkt unfair zu sein, auch wenn man hier einen kleinen Glücksfaktor beim Ziehen der Karten oder der Splitter hat.
Besonders Laune macht Dreamscape wenn es darum geht Splitter in die Landschaft einzubauen, vor allem, wenn man aus einer in die nächste Landschaft umbauen muss. Gelingt dies in wenigen Zügen, fühlt man sich besonders clever. Manchmal sitzt man aber auch davor und weiß nicht, wohin mit seinen Hölzchen.
Das Thema bei Dreamscape ist für mich nicht wirklich durchgekommen, auch wenn das Spiel, gezwungenermaßen, die Fantasie und das räumliche Denken anregt, habe ich mich doch nie wie ein träumender Architekt gefühlt, sondern eher, naja, wie ich eben, der versucht ein Rätsel zu lösen.
Dafür besticht Dreamscape mit seiner Aufmachung. Die Holzfigürchen und auch die Farben des Spiels machen aus dem Spiel einen Hingucker. Einzig die Illustrationen auf dem großen Spielbrett wirkten, im Vergleich zum Rest, irgendwie schräg. Aber vielleicht soll das ja auch so sein, schließlich ist im Traum auch vieles schräg.
Dreamscape ist definitiv kein Spiel für Alle. Wer gerne Puzzler a lá Legenden von Andor löst, aber eher Lust auf zufallsgenerierte und teils sehr schwere Rätsel hat, sollte hier definitiv einen Blick riskieren. Wer ein familienfreundliches Spiel aufgrund der Aufmachung erwartet, sollte sich woanders umsehen.
Für mich persönlich war Dreamscape dann doch einen Tick zu fordernd aber gleichzeitig zu kurzatmig. Ich hätte mir gerne mehr Spieldynamik und vor allem Interaktion zwischen den Spielern gewünscht. So kann ich leider keine uneingeschränkte Weiterempfehlung aussprechen, bin aber sicher, dass das Spiel seine Anhängerschaft finden wird.
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Dreamscape von David Ausloss und Pierre Steenebruggen
Erschienen bei Huch!
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 10 Jahren
Für 1 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 10 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Huch!)