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29.11.2020

Trust me I´m a Doctor


Es gibt Spiele, die sind eigentlich keine Spiele, sondern ein Erlebnis. Und manchmal auch einfach nur Kunst. Mich erreichte vor kurzem nun ebenfalls ein Titel, bei dem ich mir nicht sicher bin, wo ich das ganze einordnen soll. Ist das Kunst oder kann das weg? Ist das ein Spiel? Mal sehen was eure Meinung dazu sein wird. Es geht um den Titel Trust me, I’m a Doctor von Half-Monster Games. Der Designer ist Jack Ford Morgan und das Spiel ist für 3-8 Spieler ab 12 Jahren (laut Box…).

[MATERIAL & ANLEITUNG]

In der wirklich schönen, kleinen Box befinden sich jede Menge Karten und nichts anderes. Ja wirklich! Denn selbst die “Anleitung” befindet sich auf lediglich zwei Karten. Die Qualität der Karten ist okay, aber nicht übermäßig hochwertig, da gibt es schönere Standards. Die Anleitung ist keine Anleitung im eigentlichen Sinne, sondern schlicht ein paar Stichpunkte, wie eine Runde so abläuft. Kann man so machen, irritiert hat es mich dennoch, da ich zu Beginn immer das Gefühl hatte, dass da doch was fehle.


Kommen wir nun zur Optik und die ist, wie soll man es anders sagen, speziell. Sämtliche Bilder sind mehr oder weniger historische Abbildungen, die überwiegend SEHR verstörend sein können. Daher erschließt sich mir auch nicht, wie man “ab 12” sagen kann, ich sehe das Zielpublikum erst bei 16 aufwärts! Also der Stil wird die Gemüter spalten, ich find das auf eine gewisse Art und Weise cool und stylisch, kann aber auch gut verstehen, wenn jemand diese Meinung so gar nicht teilen möchte. Schlussendlich muss man aber schon vorweg nehmen, dass das Spiel genau von dieser Optik lebt!

[ABLAUF]

Dieser Abschnitt wird relativ kurz, also bitte nicht wundern. 

Jeder Spieler erhält drei “Krankheiten”, sowie sechs “Heilmittel” auf die Hand. Wer jetzt an “Schnupfen” und “Grippostad C” denkt, liegt allerdings falsch. Hier geht es um schwere Flatulenzen oder “Analimplosionen” (JA WIRKLICH!!!), die wiederum mit “Lobotomie” oder “Feuer-Therapie” geheilt werden sollen… 


In einer Runde, stellt ein Spieler eine seiner Krankheiten vor und erklärt grob die Symptome. Dabei gibt jede Krankheit durch Symbole vor, welches Heilverfahren die Heilung bringt. Es gibt hiervon drei: Salben & Tinkturen, Chirurgische Eingriffe oder Mystische/Psychische Behandlungen. Die Mitspieler wählen nun jeweils ein Heilmittel aus ihrer Hand, bei der sie der Meinung sind, dass diese helfen kann und stellen dieses dem Patienten vor, dabei dürfen die andere Mitspieler gern diskreditiert werden, um sein Verfahren über allen anderen zu stellen.

Der Patient wählt dann am Ende ein Heilverfahren, befindet sich auf diesem ein passendes Symbol, erhält der Arzt die Karte mit der Krankheit. Der Spieler, welcher zuerst 3 Karten gesammelt hat, gewinnt das Spiel und darf sich fortan “Surgeon-General” nennen.

[FAZIT]

Für mich bleibt Trust me, I’m a Doctor kein Spiel im eigentlichen Sinne. Die Regeln zeigen deutlich, dass es hier um Spaß, ja um recht morbiden und dunklen Spaß, gehen soll. Hier geht es darum, zu reden, die anderen schlecht zu machen, den Patienten zu überzeugen und das mit allen Mitteln, die einem Recht sind und schlussendlich entscheidet dann doch einfach ein Mitspieler, wem er die Karte gönnt. Da ist mechanisch natürlich gar nichts hinter und so richtig um Sieg oder Niederlage geht es auch nicht.


Eigentlich ein altbekanntes Prinzip, welches schon häufiger Verwendung gefunden hat (z.B. Snake Oil, Start Up, Make Fake News Great Again, Cards Against Humanity) und daher hat man hier alles auf die Karte der Morbidität gesetzt. Der durch und durch dunkle Humor, mit wirklich verstörenden Krankheiten und mit noch mehr verstörenden Heilmethoden. Daran kann man Spaß haben, vielen wird es aber gerade deswegen nicht gefallen und da muss dann jeder für sich entscheiden, ob er diesem Thema und dieser Darstellung etwas abgewinnen kann. 

Mich spricht diese Optik an und daher empfinde ich es schon als kleine Perle in meinem Regal, aber mehr als Kunstobjekt, denn als Spiel bzw. Partyspiel. Zunächst muss man natürlich generell diese Art von Spielen mögen, tut man dies, dann ist Trust me, I’m a Doctor wirklich eine gelungene Ergänzung, da ich es vom Thema erfrischend genug finde. Aber es ist auf keinen Fall ein Must-Have und schon gar nicht zum Einstieg ins Hobby, es sei man kennt jemanden, der speziell auf Mittelalter-Folter-Methoden steht ^^. 

Trust me, I’m a Doctor ist eine Nische in der Nische und so sollte es auch behandelt werden.

[FÜR WEN IST DAS SPIEL?]

Kinder: 0 von 5 (auf keinen Fall was für Kinderhände, dafür sind die Bilder einfach zu verstörend)

Familie: 3 von 5 (mechanisch ist das die Zielgruppe: ein schnelles, lustiges Partyspiel, aber das Thema ist dann doch eher familienunfreundlich)

Kenner: 2 von 5 (tendenziell sehe ich keinen Kennerspieler in diesem Genre wirklich aufgehen)

Experte: 0 von 5 (der nette Experte wird vielleicht mal ne Runde mitspielen, mehr aber auch nicht)

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Trust me I´m a Doctor von Jack Ford Morgan
Erschienen bei Half Monster Games
Für 3 bis 8 Spieler in ca. 25 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek-Link

sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Half Monster Games)