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02.11.2020

Interview mit den Eintagsmeeples


Am 15. und 16. August gab es bei der Spieleoffensive Online Expo einen Wettbewerb, bei dem sich sechs Gruppen der schwierigen Aufgabe stellten, in kurzer Zeit ein Brettspiel mit vorgegebenen Elementen zu entwerfen. Wir haben das Gewinnerteam, die Eintagsmeeple, auf den B-Rex Tagen der Spieleoffensive in Merseburg getroffen und interviewt.

Guten Tag Jan, Korbi und Mel ihr seid die Eintagsmeeple und seid als Sieger des Board Game Jam´s hervorgegangen. Wie kamt ihr dazu, euch bei diesem verrückten Wettbewerb anzumelden?

Einer von uns hat über Social Media mitbekommen, dass die Spieleoffensive auf ihrer digitalen Messe (Online-Expo) einen Board Game Jam plant. Wir haben uns dann kurz ein paar Nachrichten getextet und jeder hatte direkt Lust. Unser Plan war folgender: Wir geben unser Bestes, wollten ein witziges Wochenende miteinander verbringen und sollten wir frühzeitig ausscheiden, hätten wir einfach unsere Lieblingsspiele gespielt, wenn wir eh schon mal zusammensitzen. Gesessen waren wir viel – aber ausschließlich an unserem selbst entwickelten Spiel. 

Sicherlich haben viele von uns schon mal eigene Hausregeln für Brettspiele eingeführt oder Spielregeln abgeändert. Der eine oder andere hatte vielleicht mal eine Spielidee im Kopf aber ein Brettspiel entworfen haben garantiert die wenigsten von uns.
Wie sieht es bei euch aus? Hattet ihr vor dem Board Game Jam schon Erfahrung im Entwickeln von Brettspielen? 

Bei uns ging es eigentlich nie über eine Idee im Kopf hinaus. Danach fängt nämlich die Arbeit an und die ist größer als man im ersten Moment denkt. 

Für das Erfinden von Brettspielen nehmen sich die meisten Autoren ausreichend Zeit. Sie haben eine Idee, entwickeln dazu einen Spielmechanismus und ein Thema und testen diese ausgiebig, bevor das Spiel an die Öffentlichkeit gelangt.
Ganz anders verlief die Spielentwicklung beim Board Game Jam. Ihr hattet zu Beginn des Wettkampfes zugeloste Spielkriterien erhalten und hattet die Aufgabe, auf der Grundlage dieser Kriterien, ein Spiel zu entwickeln.
Was waren das für Kriterien und welche zufälligen Begriffe hatte der „Boardgamizer“ (boardgamizer.com) für euch ausgespuckt?

Wir mussten natürlich etwas entwickeln, bei dem man in zwei Tagen verschiedene Fortschrittsstufen sehen würde. Der Boardgamizer hat als Spielthema Sonnenaufgang, als Mechanik Area-Movement und als Siegbedingung Spielerelimination ausgespuckt. 

Was ging euch durch den Kopf als ihr die Begriffe gelesen habt? Entstand sofort eine Spielidee im Kopf oder wart ihr am zweifeln und habt die Option in Betracht gezogen, die Begriffe neu auslosen zu lassen? 

Wir waren uns schnell einig, dass wir damit arbeiten können. Keiner der Begriffe war uns unbekannt und wir hatten auch keine Bedenken, dass einer der Begriffe überhaupt nicht zu den anderen passt und somit aus der Reihe tanzt. Vor allem hatten wir aber Angst vor dem Community-Vorschlag. Deswegen haben wir nicht nochmal auslosen lassen. 

Wie hätte eine Neu-Auslosung der Begriffe funktioniert?

Wir hätten alles nochmal durchgewürfelt, von Thema bis Siegbedingung. Wie vorhin bereits erwähnt, hätten die Zuschauer oder die Redaktion noch einen passenden oder sabotierenden Vorschlag machen können, der anschließend mit in das Spiel gemusst hätte.

Nachdem alle Teams ihre Spielkriterien zugeordnet bekommen hatten, ging es für euch direkt ans erfinden. Könnt ihr uns erklären wie der Wettbewerb abgelaufen ist? Wie wurdet ihr zum Siegerteam gewählt? 

Von Freitagnachmittag bis Sonntagabend gab es insgesamt vier Runden zu bestehen. In jeder Runde mussten wir unsere Ideen und den Fortschritt präsentieren. Dafür stand immer nur ein kleines Zeitfenster von 5 bis 10 Minuten zur Verfügung. Anschließend durften die Zuschauer und Zuschauerinnen ihrem Lieblingsteam eine Stimme geben. Abgestimmt wurde direkt über den Twitch-Kanal der Spiele-Offensive. Das Team, dass nach einer Abstimmung die wenigsten Stimmen hatte, ist ausgeschieden. In der letzten Runde am Sonntagnachmittag waren noch drei Teams im Rennen. Bei der letzten Abstimmung gingen wir als Sieger hervor.

Jetzt sind wir natürlich alle neugierig, was ihr aus den anfänglichen Begriffen für ein Spiel entworfen habt. Könnt ihr uns in ein paar Sätzen euer Brettspiel "Vampire Sunrise" beschreiben.

Unser Spiel ist ein Vampirspiel, bei dem jeder Spieler einen Vampir verkörpert und versucht möglichst lange am Leben zu bleiben. Dies gelingt durch geschicktes Ausspielen von Aktionskarten, Blutsaugen bei Dorfbewohnern und rechtzeitiges Unterschlupf finden, wenn der Tag beginnt. Der Spielplan ist dabei in mehrere Zonen eingeteilt, die zu unterschiedlichen Zeiten von der Sonne „beschienen“ werden. Die Sonne geht also auf einer Seite des Spielplans auf und auf der anderen Seite wieder unter. In mehreren Tag-Nacht-Zyklen versuchen die Vampire möglichst viele Dorfbewohner auszusaugen während die Dorfbewohner versuchen sich nach und nach in die im Zentrum stehende Kirche zu flüchten. Kommen Sie dort an, können Sie nicht mehr gefressen werden. Sobald Dorfbewohner in der Kirche ankommen, werden Felder auf dem Spielplan gesegnet und damit unbetretbar für die Vampire. Auf diese Weise wird das Spielfeld im Laufe des Spiels immer kleiner – man kennt diesen Mechanismus als Battle Royale aus Spielen wie beispielsweise Fortnite. Durch Eventkarten muss jede Runde auf andere Dinge geachtet werden und stets das große Ganze im Blick behalten werden. Jeder Spieler hat das gleiche Deck an Karten die unterschiedlich gut oder schlecht für die anderen Spieler sein können. Durch geschicktes Ausspielen dieser Karten werden nach und nach immer mehr Vampire von ihren Mitspielern aus der Vampirwelt befördert. Am Ende bleibt ein Vampir übrig, der das Spiel gewinnt. Unser Spiel ist für zwei bis sechs Spieler ausgelegt und dauert zwischen 20 und 45 Minuten (je nach Spieleranzahl).

Der Board Game Jam ist inzwischen zu Ende. Wie geht es weiter mit eurem Spiel "Vampire Sunrise"? Werden wir euer Spiel bald in den Brettspielregalen finden?

Wir wollen definitiv weiter machen aber wir sind alle viel beschäftigt. Wir sind der Meinung, dass ein Spiel in sich stimmig sein muss und dies gelingt nur durch zahlreiches Testspielen mit unterschiedlichen Leuten. Wir haben unser eigenes Spiel bislang schon so oft gespielt, dass wir euch gerade gar keine genau Zahl sagen können, wie oft wir es wirklich gespielt haben. Trotz all der Testspiele können wir aber immer noch sagen, dass uns das Spiel großen Spaß bereitet. Ein Spiel soll, während oder nachdem es gespielt wurde, bei jedem Spieler eine Emotion auslösen oder ausgelöst haben. Spiele die das nicht machen sind unserer Meinung nach keine guten Spiele und werden meistens kein zweites Mal gespielt. Das Feedback was wir bislang von Spielern und Spielerinnen bekommen haben war durchgehend gut. Jetzt heißt es für uns: weitere Ideen umsetzen, ins Spiel einbauen und das wichtigste: TESTEN! 

Sicherlich würdet ihr gerne etwas anderes hören aber: Es wird noch ein bisschen dauern bis unser Spiel in den Regalen steht. Aber – wir sagen euch Bescheid, wenn wir in den Startlöchern stehen.



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