Zombie Kidz Evolution ist ein schönes Beispiel dafür, dass es sich lohnt an einer guten Idee noch einmal zu schrauben und diese weiterzuentwickeln. Bereits 2013 hat Spieleautorin Annick Lobet den Vorgänger Zombie Kidz mit sehr ähnlichen Grundregeln veröffentlicht. Diesem war jedoch nur mäßiger Erfolg beschieden und auch die Kritik nahm das Spiel eher verhalten auf.
Zombie Kidz Evolution wiederum ist momentan auf Boardgamegeek als bestbewertetes Kinderspiel gelistet und mit einem Average Rating von 8,0 stößt es in einen Bereich vor, welcher für Kinderspiele auf Boardgamegeek in der Regel nicht erklimmbar ist. Folgerichtig hat das Spiel auch bereits einige Nominierungen und Preise abgeräumt, so auch die Nominierung zum Kinderspiel des Jahres 2020. Gereicht hat es dafür nicht ganz - Speedy Roll wurde der blaue Pöppel zu teil. Ich bin mir jedoch sicher, dass dies nur knapp ausgegangen sein kann. Der Ausgang und die Richtung dieser Rezension sollte damit schon deutlich bzw. bereits ein wenig vorweggenommen sein: Das Spiel ist beim Rezensenten ebenfalls sehr gut angekommen.
Damit soll es das mit Spoilern im Folgenden aber auch gewesen sein. Zombie Kidz Evolution ist wie der Name schon ahnen lässt nämlich eine Legacy-Spiel. Wir starten das Spiel mit sehr einfachen Grundregeln. In weiteren Partien verändert sich das Spiel aber und neue Elemente und Regeln kommen dazu. Dies geschieht über neues Material bzw. Regel- und Missionssticker, welche in das Zombiejägerhandbuch (Regelheft) eingeklebt werden.
Die Neugier darauf was mit der Zeit zum Spiel dazu kommt, ist somit ein ziemliches treibendes Element und macht viel des Spielreizes aus. Dementsprechend werde ich mich im vorliegenden Text aufs möglichste darauf beschränken nicht zu viel davon zu verraten.
Thematisch finden wir uns bei Zombie Kidz Evolution in einer Schule wieder. 2-4 Schüler versuchen sich im Laufe des Spiels gegen die in die Schule eindringenden Zombies zu erwehren und diese aus der Schule auszusperren. Dies gelingt, wenn alle Hoftore der Schule versiegelt werden. Man verliert wiederum, wenn ein weiterer Zombie in die Schule eindringen würde, der Vorrat aber bereits erschöpft ist.
Die Schule bzw. das Spielbrett besteht aus 5 verschiedenen Räumen (Spielfeldern) sowie 4 Hoffeldern. Allen Räumen ist je eine Farbe zugeordnet. Über den zentralen roten Raum erreicht man alle anderen Räume. Die vier äußeren Räume haben dazu jeweils zwei Ausgänge zu verschiedenen Hoffeldern.
Das Spiel startet mit allen mitspielenden Spielerfiguren im zentralen Raum. Im Spielerzug wird als erstes durch einen Würfelwurf ein Zombie ins Spiel gebracht. Der mitgelieferte Farbwürfel hat dafür je ein Feld für jeden Raum sowie eine blanke Seite. Wird diese gewürfelt, dann haben die Spieler Glück. In diesem Zug erscheint dann kein Zombie. Ansonsten taucht der Zombie im farblich passenden Raum in Form eines Zombieplättchens auf.
Als zweites ist der aktive Spieler dann am Zug und darf sich ein Feld weit bewegen, jedoch nicht in ein Feld in dem bereits 3 Zombieplättchen liegen. Ebenso muss er sich aus Feldern mit drei Zombies herausbewegen. Da ist es schlicht und einfach viel zu gefährlich.
Wenn in dem neu betretenen Raum sodann nun Zombies liegen, dann darf der Spieler diese ausschalten und zurück in den Vorrat legen. In diesem liegen zu Spielbeginn vier Zombies. Vier weitere liegen auf den vier Hoffeldern.
Immer wieder Zombies in den Vorrat zurückzubringen, ist immens wichtig. Denn ist dieser erschöpft und müsste man einen Zombie ins Spiel bringen, so wäre das Spiel verloren. Weiterhin ist es zu vermeiden, dass 3 oder mehr Zombies in einen Raum gelangen. Geschieht dies, wird es sehr schwer das Spiel noch zu gewinnen. Wir können den Raum ja nicht mehr betreten und die Zombies damit ausschalten. Gleichzeitig werden durch den blockierten Raum auch unsere Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt.
Das Ziel der jungen Zombiejäger ist es die Schultore zu schließen. Da das gegen einrückenden Zombiemassen nicht einfach ist, müssen sich dafür am Ende eines Spielerzugs mindestens zwei Spieler auf dem Feld des zu verschließenden Hoftores befinden. Dann darf ein Schlossmarker gelegt werden und zumindest ein Eingang ist schon einmal gesichert.
Soweit zu den Grundregeln, welche beim Vorgängerspiel bereits sehr ähnlich waren. Neu hinzu gekommen ist nun jedoch, dass sich die Regeln mit der Zeit verändern.
So wird das Spiel mit kleinen Stickern und Umschlägen geliefert. Auf der Rückseite des Regelheftes ist zudem eine Fortschrittsleiste dargestellt. Auf dieser lassen sich besagte Aufkleber anbringen. Für jeder gespielte Partie darf man nach der Partie einen Gehirnaufkleber anbringen. Weiterhin darf man sich bei gewonnen Partien auch eine Missionstrophäe auf die Fortschrittsleiste kleben, sofern man denn eine der im Regelheft gelisteten Missionen erfüllt. Das könnte bspw. sein: Drei Partien in Folge zu gewinnen. In Abständen von 4-6 Feldern finden sich auf der Fortschrittsleiste Briefumschlagpiktogramme. Erreicht man ebenjene Felder, so darf man den Briefumschlag mit der passenden Nummer öffnen.
Sodann verändert sich das Spiel. Regeln kommen hinzu, neues Spielmaterial wird eingeführt und neue Missionen werden verfügbar. Dererlei Umschläge gibt es dreizehn. Mit dem 13. Umschlag gewinnt man das Spiel und erhält Regeln und Herausforderungen um das Spiel auch dauerhaft weiter spielen zu können. Im Vergleich zu anderen Legacyspielen klappt dies hier wunderbar. Dies liegt daran, dass sich mit jedem Umschlag die Regeln nur marginal ändern und die Regeländerungen im Grunde einem Pfad folgen. Am Ende der Legacy-Nutzung von Zombie Kidz Evolution steht stets ein Brettspiel mit haargenau den gleichen Regeln wie bei anderen durchgespielten Exemplaren von dem Spiel. Wenn man ehrlich ist zu sich selbst ist, dann spielt man hier also kein wirkliches Legacy-Spiel bei dem sich Board, Charaktere, Story... bei jedem Exemplar unterschiedlich entwickeln (und so vielleicht auch das Balancing kippen). Im Grunde wird hier ein Brettspiel in verschiedenen Versionen oder Tutorialstufen gespielt, welches halt immer im selben Zustand sein Ende findet.
Während zum Beispiel beim Brettspiel Magic Maze zusätzliche Regeln peu à peu als Missionen im Regelheft eingeführt werden, finden sich diese hier halt nun in Umschlägen versteckt. Für Kinder erhöht das immens die Immersion.
Die Regelpassungen erfolgen dabei auch immer nur häppchenweise, so dass diese gut verdaulich und schnell begriffen sind. Weiterhin entwickelt sich das Spiel streng nach dem Muster, dass mal die Schüler stärken werden und dann halt wieder die Zombies.
Dadurch, dass jedes Spiel zumindest ein Gehirn aufgeklebt wird, kommt man auch mit Niederlagen dem nächsten Umschlag näher, welcher den Schülern vielleicht wieder ein wenig mehr Hoffnung im Kampf gegen die Zombiehorden verschafft.
Eine einzelne Partie Zombie Kidz Evolution spielt sich in etwa 15 Minuten. Meist werden es aber dann doch mehrere am Stück. Man will ja schon noch zum nächsten Umschlag gelangen und wissen was dann passiert.
Um unterschiedlichen Spielerzahlen zu begegnen ist das Spielbrett beidseitig bedruckt. Die Tagseite für Runden ab 3 Spielern hat hierbei dann weniger Durchgänge zwischen den Räumen, so dass der Vorteil der besser auf dem Brett verteilten Spielfiguren ausgeglichen wird.
Durch den Würfeleinsatz ist Zombie Kidz Evolution klar ein Spiel mit einem gewissen Glückselement. Mit ein wenig Spielerfahrung und Geduld lässt sich dem aber gut Herr werden. Das Spiel ist so tariert, dass man die Zombieschar eigentlich immer gut im Griff behalten könnte. Nur kommt man dann halt nicht mit den Toren weiter. Dementsprechend gilt es sich in Geduld zu üben und zu warten, bis man mehrere Zombies effektiv abräumen kann und vor allem auf Spielzüge zu lauern, in denen Zombies einem mit ihrem Erscheinen verschonen.
Für SpielerInnen ab 7 Jahren ergeben sich so schöne Situationen, in welchen taktisch abgewogen werden kann. Bei meiner Tochter war gut zu beobachten wie sie von Spiel zu Spiel immer besseres Verständnis dafür entwickelte wie man hier effektiv vorgeht. Gleiches gilt auch für die neuen Möglichkeiten Zombies abzuräumen, welche sich durch die später hereinkommenden Regeländerungen ergaben.
Das mitgelieferte Spielmaterial von Zombie Kidz Evolution ist funktional. Das Spiel kommt in angenehm kleiner Box. In der Box findet sich beim besten Willen keine Materialschlacht. Das Material ist größtenteils aus Pappe. Durch die gelungene graphische Gestaltung wirken aber auch die Spielfiguren aus Pappe in ihren Plastikständer sehr ansprechend.
Die Kampagne trägt dazu auch wirklich lange. Bis eine Familie durch alle Umschläge durch ist, vergehen so einige Spielnachmittage. Viel Spielwert für das Geld also.
Und für wen das ewige Spiel, nach Beendung der Kampagne keine dauerhafte Lösung ist, der darf sich auch schon auf den Nachfolger Zombie Teenz Evolution freuen, welcher alsbald erscheinen wird. Man kann gespannt sein ob Annick Lobet und der Verlag Scorpion Masque damit sogar noch eine Schippe drauflegen können.
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Zombie Kidz Evolution von Annick Lobet
Erschienen bei Asmodee
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Asmodee)