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01.10.2020

Ragusa


Wenn ein Merchandise-Zug einmal ins Rollen gekommen ist, kann man ziemlich viel hinten dran anhängen und es werden sich stets Leute finden, die sich dafür interessieren. Diese These ist vielleicht auch in Bezug auf Ragusa auf den ersten Blick etwas übertrieben, doch lasst uns genauer hinschauen: Ragusa ist der alte Name der Stadt Dubrovnik. Und Dubrovnik ist einer der Hauptdrehorte von Game of Thrones. Fans der Serie ist der Name dieser Stadt wohl durchaus ein Begriff und ich würde auch die Schnittmenge der Brettspielenden und der Game-of-Thrones-Schauenden als nicht besonders klein einschätzen. Lasst uns also erkunden, welches Spiel hier so um drei Ecken mit einer gigantischen Serie wirbt und was es zu bieten hat. Herzlich Willkommen in der mittelalterlichen Welt von Ragusa!


Auf ins Ressourcen-Gewimmel: Ein Eindruck der Regeln 

Als Stadtherren in Ragusa wollen bzw. müssen wir diese Stadt aufbauen mit allem was dazu gehört: Die Steinbrüche wollen bearbeitet, Oliven und Trauben geerntet und eine Stadtmauer errichtet werden. Zudem müssen wir über die Häfen der Stadt Handel treiben und unsere Produzierten Waren gewinnbringend am Markt verkaufen. All dies machen wir in Ragusa durch das Einsetzen eines einzigen Hauses pro Runde. Irgendwie also ein Euro par Excellence, oder? Diese Einsetzfelder haben dabei jedoch ihre kleinen Tücken. Alle Häuser kosten was und das muss man auch haben, nicht jedoch zahlen. Ein Konzept, welches uns bei Ragusa noch öfters begegnet: Es wird grundsätzlich zwischen Ressourcen und Waren unterschieden. Auf Ressourcen hat man eine Art Zugriff, wie auf eine niemals versiegende Quelle. Wenn ich also an meinem Spielertableau drei Oliven eingestellt habe, kann ich die immer nutzen. Ein Konzept, was vielen aus 7 Wonders bekannt vorkommen sollte. Der Punkt bei Ragusa ist nun, dass man mit diesen Ressourcen über bestimmte Aktionsfelder Waren produzieren, welche man dann man Markt verkaufen kann. Diese sind dann aber wirklich weg. Etwas strange, aber man gewöhnt sich dran. Was wiederum gar nicht so strange, sondern vielmehr wirklich gut ist: Die Aktionsmechanik in der Stadt selbst!


Der Spielplan von Ragusa ist ein städtisches Umland und die Stadt selbst geteilt. Das Umland bringt mir Ressourcen, die Stadt wiederum lässt mich diese Verarbeiten, Handel treiben oder an der legendären Stadtmauer bauen. (Fast) alle Aktionsfelder in der Stadt werden aber jedes Mal ausgelöst, wenn jemand daran sein Haus platziert. Setze ich also als erster mein Haus, kann ich durch dieses einzige Haus bis zu sechs Mal von dieser Aktion profitieren – genial! Hierdurch ergeben sich viele taktische Möglichkeiten und Mindgames, wer wohl wo als erstes seine Häuser platziert und ob ich durch ein Platzieren nicht einem Mitspieler mehr gebe, als ich selbst davon profitiere. Typische Euro-Überlegungen. 

Von Material und Spielgefühl – mein Fazit

Auf dem Papier klingt Ragusa nach einer wahren Euro-Perle. Was denke ich nun? Beginnen wir mit dem, was wir in der Schachtel finden: Ragusa kommt mit wirklich passablem Material! Schöne kleine Holzhäuser, Mauerteile aus Holz und dann noch diese kleinen Glasdinger, die wir schon in Viticulture lieben gelernt haben. Zudem kann man das jeweilige Spielermaterial in kleine mitgelieferte Pappboxen sortieren, hält sogar vertikal im Regal. 


Trotz dessen, dass alles so schön ineinandergreift, die Mechaniken wirklich gut sind und das Material überzeugt, habe ich so meine Schwierigkeiten mit Ragusa.  Es wirkt so simpel auf den ersten Blick, birgt jedoch einige kleinere Schwierigkeiten und sieht sich einem wirklich großen Konkurrenzmarkt von Euros gegenüber. Es hat bei mir immer ein bisschen ein unbefriedigendes Gefühl zurückgelassen. Es fühlt sich stellenweise nicht so belohnend an und auch wenn die Aktionen variieren, macht man doch bis zum Ende stets das Gleiche: Ich setze ein Haus ein. Juhu. 

Bitte versteht mich nicht falsch, Ragusa ist schön und ich erkenne seine Eleganz und Klarheit. Jedoch fasziniert es mich nicht so sehr, dass ich ein allumfängliches „Oh-mein-Gott-probiert-es-unbedingt-aus!“ aussprechen kann. Wenn man jedoch noch nicht allzu viel Euro-Erfahrung hat und ein Caverna zu groß und zu regelintensiv ist, ist Ragusa wahrscheinlich ein schöner Einstieg ins Genre. 


Ein Euro für jeden?

Kinder: 0/5 (Schlicht aufgrund des Genres)

Familie: 1/5 (Wahrscheinlich ist der Einstieg etwas schwer. Klappen könnte es jedoch)

Kenner: 3/5 (Eine solide Euro-Variante und ein schöner Einstieg. Man sollte jedoch das Genre mögen)

Experte: 2/5 (Es ist schon angenehm fordernd, doch fehlt hier definitiv ein Langspielreiz durch zu wenig Varianz)


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Ragusa von Fabio Lopiano
Erschienen bei Giant Roc
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten ab 14 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Giant Roc)