Das vorliegende Kartenspiel GOLD ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass GOLD sprichwörtlich nicht immer glänzt. Gut, bei einem Handelswert unterhalb dem einer Packung Zigaretten und weiterhin noch kleinerem Format ist das auch nicht unbedingt zu erwarten. So kommt das Spiel eher spartanisch und wenig edel daher: Eine kleine schwarze Blechdose gefüllt mit 69 kreisrunden, dünnen Kärtchen sowie der Spielregel.
Thematisch finden wir uns am Mount Goldrush ein und wollen die letzte verbliebene Goldmine erfolgreicher plündern als unsere Konkurrenten. Diesen etwa viertelstündigen Versuch unternehmen zwei bis fünf Goldsucher in einem Kartenspiel, welches weitgehend auf dem Spielprinzip von Memory beruht. Dabei werden alle Spielkarten (bis auf die Mineneingänge, welcher der Farbenzuordnung dienen) gemischt und verdeckt auf der Spielfläche verteilt.
Unter den Karten befinden sich 24 Goldkarten in den Wertern 1-4 sowie 35 Goldgräber mit den Werten 2-5. Jedem Spieler sind dabei sieben Goldgräber zugeordnet. Weiterhin gibt es noch fünf Dynamitkarten.
Das Spiel verläuft nun so, dass wir reihum jeweils zwei Karten aufdecken und abhandeln. Daraufhin folgt der nächste Spieler und das Ganze setzt sich fort bis zum Aufdecken der letzten Karte. Gewonnen hat dann der Spieler mit dem höchsten gesammelten Goldwert.
Da stellt sich folgerichtig die Frage was man dafür tun kann um ebendieser zu sein. Die Antwort: Aufpassen und sich merken wo welche Karten liegen, wenn sie wieder verdeckt werden. Aus dem Spiel gehen Karten, wenn GOLD gefunden wird, Goldgräber mit ungleichen Werten sich treffen oder mindestens eine Dynamitkarte aufgedeckt wird. Beim Goldfund muss der Goldgräber mindestens den Wert des Goldes aufweisen. Dann geht das GOLD an den Besitzer der Goldgräberkarte und der Goldgräber aus dem Spiel. Treffen zwei nicht gleichwertige Goldgräber aufeinander, so wird der schwächere Goldgräber vertrieben und geht aus dem Spiel. Der stärkere Goldgräber wird wieder verdeckt. Dynamitkarten führen zu Explosionen und nehmen beide beteiligte Karten, also auch das Dynamit, aus dem Spiel.
In allen anderen Spielsituation werden die Karten einfach wieder verdeckt und alle Spieler versuchen sich deren Lage zu merken.
Denn wenn man weiß, wo gegnerische Goldgräber liegen, dann kann man sie aus dem Spiel nehmen und so die eigene Chance erhöhen mehr GOLD zu finden.
Ganz pfiffig gelöst ist die Anpassung des Spielgeschehens an die Spielerzahl. Es sind stets alle Spielkarten im Spiel. Findet ein Goldgräber in nicht vergebener Spielerfarbe erfolgreich GOLD, so geht das GOLD einfach an den aufdeckenden Spieler. Dies funktioniert gut und so lässt sich GOLD in allen Spielerkombinationen von zwei bis fünf Spielern gleich gut spielen.
Sobald nur noch 10 Karten liegen, werden diese auch nur noch einzeln aufgedeckt. Dies verhindert, dass gegen Ende des Spiels eine wiederkehrende Vorlagengebersituation entsteht, welche den Spielverlauf noch auf den Kopf stellt.
Klar ist jedoch eh: GOLD ist ein Spiel mit enormer Glückskomponente. Damit muss man leben können. Weiterhin ist es natürlich auch nichts für Menschen, welche Spiele mit Memorykomponenten anstrengend finden.
Als Urlaubs- oder Reisespiel für die ganze Familie oder knackiger Absacker ist es jedoch ideal.
Die Regeln sind einfach und in wenigen Sätzen erklärt. Das Spiel benötigt wenig Spielfläche und lässt sich quasi in der Hosentasche transportieren. Ein Spiel also, welches man locker auf jedem Café- oder ICE-Tisch spielen kann.
Bei der graphischen Gestaltung des Spiels hat sich der Publisher Game Factory leider nicht mit Ruhm bekleckert. Grafikerin Melanie Friedli hat hier Fließbandarbeit geleistet. Alle 35 Goldgräber sind bis auf ihre Einfärbung identisch. Gleiches gilt auch für die Mineneingänge. Diese haben immerhin noch einen farbangepassten Namen erhalten - viel Zeit für die Namensfindung wurde dabei aber offensichtlich auch nicht vertan.
Lustig ist auch, dass sich auf den Goldkarten neben den Nuggets auch immer Edelsteine in verschiedenen Farben finden. Warum, das wird wohl Friedlis Geheimnis bleiben.
Vom Gesamtbild her passt das aber. GOLD ist sicher kein Hochkaräter sondern eher Katzengold bezogen auf das Werk von Autorenlegende Dr. Reiner Knizia. Eher ein Spiel, welches er mal so nebenbei aus dem Ärmel schüttelt.
Trotzdem macht es Laune. Ein Spiel für den Sommer, für die Picknickdecke oder das Freibad. Dort schmeckt Pommes Schranke ja auch hundertmal besser als jedes 5-Gängemenü. Insofern passen Preis und Aufmachung für das gebotene Spiel. Tja, und wenn es einmal mal kaputtgespielt ist, dann kauft man es statt der nächsten Packung Kippen halt einfach nochmal. In jedem Fall das bessere Investment. Wenn es jedoch mal etwas mehr sein soll, so empfehle ich das großartige Memoarrr! von Carlo Bartolini, welches ebenfalls auf dem Memoryprinzip beruht.
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GOLD von Reiner Knizia
Erschienen bei Game Factory
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Game Factory)