„Im Falle des Ablebens Ihres Aufseher – Wenn Sie das hier lesen, ist Ihr Aufseher tot. Vault-Tec bekundet Ihnen herzliches Beileid. Aber zum Trauern ist keine Zeit! Als Offiziere des Vaults obliegt es Ihnen (nach korrekter Durchführung der in §7C erläuterten Bestattungsriten), die Bewohner durch diese schweren Stunden zu begleiten.“ – Genau wie das (relativ bekannte?) Handyspiel beginnt auch das Brettspiel von Fallout Shelter. Wir haben die Verantwortung für einen ganzen Bunker in postapokalyptischen Zeiten. Na herzlichen Dank auch!
In Fallout Shelter spielen zwei bis vier Spieler um die Gunst der Bewohner. Wer am Ende der oder die Beliebteste ist, wird zum neuen Aufseher gewählt und gewinnt das Spiel. Doch lasst uns nun einen Blick in das Treiben unter der Erde werfen und was es in Fallout Shelter zu entdecken gibt.
Von soliden Regeln und simplen Mechaniken
Im Herzen ist Fallout Shelter ein solider Worker-Placer. Jeder startet mit zwei kleinen Bewohnern, welche auf die verschiedensten Felder des Vault eingesetzt werden können. Hierbei ganz klassisch: Rote Dinge müssen bezahlt werden, grüne Dinge bekommen wir gutgeschrieben. Dabei werden Ressourcen auf einem kleinen Brettchen vor uns festgehalten, was optisch doch sehr an das digitale Vorbild erinnert – gefällt mir gut. Durch Wasser, Strom und Nahrung können wir dann fancigere Dinge tun: Neue Leute anwerben oder aber unsere ganz eigene Etage weiter ausbauen. Mehr Leute bringen natürlich mehr Möglichkeiten und der Bau von Räumen garantiert nicht nur neue Beliebtheit, sondern auch Felder, auf welche im besten Fall meine Mitspieler einsetzen wollen. Machen sie das, bekommt man selbst einen Rohstoff seiner Wahl.
Zwei weitere Spielelemente sind Gefahren und Gegenstände, im Spiel Geschenke genannt. Letztere haben einen kleinen Engine-Effekt: Sie verstärken dauerhaft irgendwelche Aktionen, was durchaus nicht zu unterschätzen ist! Gefahren hingegen können am Anfang einer jeden Runde zufällig im Vault erscheinen und besetzen vorhandene Aktionsfelder. Wenn man die Gefahren bekämpft, indem man Rohstoffe ausgibt oder eine entsprechende Würfelprobe besteht, bekommt man meist noch irgendwas Schönes. Nachdem alle ihre Bewohner eingesetzt haben, oder keine mehr einsetzen wollen, werden diese zurückgerufen. Nun werden neue Gefahren gewürfelt und der Spaß beginnt von vorn, bis das Ende des Spiels entweder durch einen leeren Gefahrenstapel oder durch die Bebauung von sechs Räumen in einer Etage getriggert wird.
Das Material von Fallout Shelter ist grundsolide. Alles kommt in einer Metallbox (sowas sollte man mögen) und findet in einem Inlay seinen Platz. Hier würden sogar gesleevte Karten reinpassen! Die Bewohner sind kleine Miniaturen mit wirklich viel Liebe zum Detail. Und da auch die Grafik der digitalen Vorlage benutzt wurde, können wir eben jene auf den ganzen Karten bestaunen. Fallout Shelter ist in dieser Hinsicht richtig schön gestaltet. Letztlich muss noch erwähnt werden, dass die Ressourcen-Brettchen Vertiefungen haben, sodass die Cubes nicht wegrutschen können – wirklich genial, vor allem für die von Terraforming Mars-Gezeichneten. Sowas kann hier nicht passieren!
Das Ende der Welt. Nein, nur dieser Rezension – mein Fazit
Fallout Shelter ist solide. Erstaunlich solide, wenn man bedenkt, was manchmal schräges bei irgendwelchen Lizenzverwertungen rauskommt. Das Einsetzen der Bewohner bringt Freude, man sammelt seine Ressourcen so vor sich hin und kann auch mal geschickt die Bauplätze der Mitspieler blockieren. Hier gibt es faktisch alles, was ein kleines feines Eurogame haben sollte. Das Einzige, was mich etwas stört, ist der gefühlt fehlende Fortschritt im Spiel. Klar, mehr Arbeiter bringen mehr Aktionen und einige Geschenke machen Dinge permanent besser, aber es fühlt sich nicht so an. Man kleckert da ein wenig vor sich hin, bis ein Spieler sich den sechsten Raum erkleckert hat und dann ist es auch schon wieder vorbei.
Das soll an dieser Stelle keineswegs heißen, dass Fallout Shelter ein schlechtes Spiel ist – keineswegs! Es bietet nur vor allem für die erfahrenere Spielegemeinde nicht sonderlich viele Reize. Dahingegen ist es aber ein super einstiegsfreundliches Spiel für Menschen, welche die App kennen, in den Laden laufen und sich denken: „Boar, die App bockt voll. Und dass mal als Brettspiel? Lass es uns ausprobieren!“
Alles in allem ist Fallout Shelter ein gutes Gate-Way-Game. Es spielt sich locker flockig von der Hand, hat süße Grafiken und keine schweren Regeln.
Wer sollte den Vault bewohnen? – spezifische Empfehlungen
Kinder: 0/5 (Thematisch nicht wirklich geeignet und wahrscheinlich zu schwer)
Familie: 4/5 (Wenn man die App kennt, ist es ein tolles Geschenk)
Kenner: 2/5 (Mal ausprobieren, macht Spaß, aber wenig Langzeitreiz)
Experte: 1/5 (Siehe oben, nur stärker)
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Fallout Shelter von Andrew Fischer
Erschienen bei Asmodee
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Asmodee)