Ja es ist schon wieder ein Wikingerspiel. Kaum ein anderes Brettspiel-Thema wurde in letzter Zeit so häufig umgesetzt, wie das der bärtigen Seefahrer. Kein Wunder, denn es bietet jede Menge mythologische und stereotypische Vorlagen um eine Geschichte zu stricken oder nachzuerzählen. Eine solche Geschichte erzählt auch Die Wikinger Saga von Schmidt Spiele. Der Mix aus Deckbuilding Elementen und Storytelling, verspricht uns nämlich eine epische Reise nach Walhalla. Ob das Versprechen gehalten wird, lest ihr hier.
In Die Wikinger Saga schnappen sich bis zu vier Spieler einen der vier Kartenstapel, die einen Wikingerstamm repräsentieren. Mit diesen Startkarten müssen die Spieler nun einen Pfad beschreiten und nach und nach weitere Wikinger in ihren Stamm aufnehmen. Der zu beschreitende Pfad setzt sich dabei aus mehreren Etappen zusammen, die eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen versuchen. Diese Etappen werden in Form von doppelseitigen Karten dargestellt. Auf der einen Seite der Karte steht eine kleine Geschichte, die die Motivation und Umgebung eurer Wikinger beschreibt, während auf der anderen Seite ein Punktefeld abgebildet ist, welches auf das Spielbrett gelegt wird.
Auf diesem Punktefeld müssen eure Wikinger am Ende der Runde landen um entweder Gold, Siegpunkte oder Strafen zu erhalten und den nächsten Pfad antreten zu können. Zu Beginn einer jeden Etappe, platziert man die korrespondierende Spielfigur des Stamms auf dem ersten Feld der Wegleiste. Die Wegleiste bildet einen Bereich des Spielbrettes ab, auf dem sich die einzelnen Spielfelder befinden. Durch das zufällige Ausspielen der sog. Wegkarten, verschiebt sich diese Leiste samt eurer Wikingerfigur nach rechts in Richtung der Punktefelder. Daraufhin dürft ihr eine eurer Wikingerkarten spielen um weitere Felder nach rechts, dem Ziel entgegen, laufen zu können. So nährt ihr euch der Zielkarte, bis ihr euch schließlich dafür entscheidet, auf einem der Zielfelder eure Reise zu beenden, den darauf abgebildeten Effekt auszuführen und für diese Runde auszusetzen.
Bevor jedoch dies alles passiert, dürft ihr je nach Etappe, weitere Wikinger anheuern. Zahlt ihr den abgebildeten Preis, wird die gekaufte Karte in euer Deck gemischt und ein neuer Wikinger ist nun Teil eures Stamms. So gut wie jeder Wikinger, der nicht zu euren Startkarten gehört, hebt sich durch einen besonderen Effekt vom Rest der Truppe ab. So können manche Wikinger auch nach links laufen oder Effekte triggern, die euch Karten ziehen oder Gold erhalten lassen. Könnt ihr einmal keine Karten spielen, dürft ihr die oberste Karte vom Götterstapel aufdecken und diese so nutzen, als sei es eure. Die Götterkarten sind besonders mächtig, da sie sehr starke Effekte haben und meist eine große Distanz überwinden können. Landen alle Spieler auf dem Zielfeld oder darüber hinaus, kann die nächste Etappe begonnen werden. Bevor ihr diese jedoch beginnt, dürft ihr einen eurer ausgespielten Wikinger nach Walhalla schicken. Dazu entfernt ihr die gewünschte Karte aus eurem Deck und legt sie verdeckt unter euren Schildmarker. Zum Spielende rechnet ihr die Walhalla Wikinger zu euren Siegpunkten hinzu und könnt das Spiel unter Umständen doch noch für euch entscheiden.
Die Wikinger Saga ist ein Spiel, bei dem es an allen Ecken und Enden an Konsequenz mangelt. Angefangen beim Thema, das durch die Grafik und die versprochenen Geschichten wirklich Lust auf mehr macht, im Spielgeschehen aber überhaupt nicht präsent sind; auf der einen Seite der Zielkarte wird mir eine kleine Geschichte erzählt, auf der anderen Seite dieser Karte sehe ich abgesehen von der Illustration nichts, was auch nur ansatzweise mit dieser Geschichte zu tun, oder irgendeinen Einfluss auf meine Züge haben könnte. Die einzelnen Szenarien, die eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen versuchen, münden in einer Art „Push Your Luck“ Spiel, das viel mehr an eine Roulette Runde im Casino erinnert als an eine Wikingerreise. Egal welche Etappe wir gespielt haben, am Ende ging es doch nur darum auf dem richtigen Feld zu landen.
Die angedeutete Deckbuilding Mechanik, bleibt, samt allen anderen Spielmechaniken, sehr seicht. Die Auswahl an potentiellen Wikingern, die mir in der Kaufphase zur Verfügung stehen, ist sehr begrenzt und meist gibt es eine Karte, die deutlich mächtiger ist, als der Rest. Die schnappt sich dann einer und der wird dann aufgekauft, wenn es denn sein muss. Klar möchte man hier den Spieler belohnen, der als erster kaufen darf, dennoch fehlt hier, meiner Meinung nach, komplett der Reiz neuer Karten die man gerne in seinem Deck hätte. Außerdem glaube ich, dass ich auch nur mit den Startkarten, locker hätte mithalten können. Die Götterkarten, machen da einiges besser und geben dem Spiel etwas Pepp. Die Fähigkeiten sind sehr vielfältig und Loki und Co. Fühlen sich tatsächlich mächtig an.
Dann wäre da die, ich nenne sie mal „Dynamisches Spielfeld“ Mechanik, die, wenn es um ein Szenario geht, das auf dem Land spielt, total überflüssig ist, auf dem Meer aber das Thema aufwertet, da man hier den blöden Sandboden durch ein Drachenschiff austauscht, das man über das Meer bewegt. Wenn hier mal jemand zu weit läuft, fällt er vom Schiff, das macht deutlich mehr Sinn, als auf dem Boden.
Die Illustrationen sind, wie bereits erwähnt, trotz sehr generischen Motiven, sehr hübsch und stimmungsvoll. Die Wikinger und Götter sind weder überzeichnet, noch sind sie allzu ernst a la Blood Rage.
Trotz aller Kritik, und das ist wirklich kurios, hatten wir durchaus Spaß mit Die Wikinger Saga. Und ich kann wirklich nicht genau erklären wieso. Vielleicht war es einfach entspannend, mal nicht so viel Auswahl zu haben, einfach etwas weniger Denken zu müssen oder weil Corona uns die kleinen Dinge im Leben wieder zu schätzen gelehrt hat. Dennoch werde ich Die Wikinger Saga vermutlich nie wieder spielen, da der Spielaufbau deutlich zu lange dauert und kaum belohnt wird. Ich wünsche mir wirklich, man hätte hier viele Dinge konsequenter durchgezogen, so bleibt leider viel verschenktes Potential und gute Ideen, die sich vielleicht durch eine Erweiterung doch noch retten lassen könnten.
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Erschienen bei Schmidt Spiele
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 12 Jahren
Für 2 bis 4 Spieler in ca. 75 Minuten ab 12 Jahren
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder vom jeweiligen Pressematerial des Verlages (hier Schmidt Spiele)