In Bermuda Pirates schickt Jeppe Norsker 2-4 Spieler auf Schatzjagd ins Bermuda-Dreieck. Es gilt als erster vier Schätze zu heben und - was wesentlich schwieriger ist - auch heim zu bringen.
Besagte Schätze lagern auf der zentralen Insel mitten auf dem Spielplan. Dort gibt es vier Anlegestege. An jedem dieser Stege möchte man mit seinem Boot in Laufe des Spieles einmal anlegen, einen Schatz einsammeln und ihn dann zur Heimatinsel bringen. Diese befinden sich an den vier Ecken des Spielplans.
Hört sich gar nicht mal kompliziert an. Ist es aber sehr wohl, denn wir befinden uns im Bermuda-Dreieck. Dementsprechend ist der Weg hin zur Insel und auch wieder fort von dort beschwerlich und gefährlich. Überall lauern Strudel und lassen unser Boot nach vorne überkippen. Das wollen wir nicht, denn dann ist unsere Fahrt zu Ende und der nächste in der Runde darf sein Glück probieren.
Bermuda Pirates ist eines dieser Spiele bei dem die Spielmechanik total fasziniert. Gleichzeitig ist es vom Material her klasse umgesetzt. Die thematische Einbettung des Spiels hingegen ist eher so mittel gelungen.
In einem Spielerzug schiebt mein sein Boot (Berührung nur am Heck erlaubt) nämlich so lange über den Spielplan bis man erfolgreich einen Schatz heimgebracht hat oder das Schiff in einen Strudel gerät und nach vorne überkippt. Letzteres ist wesentlich wahrscheinlicher. Grund hierfür: Ein, an manchen Stellen, magnetischer Spielplan und Metall im Bug des Schiffes.
Faktisch führt das zu einem lustigen Trial and Error-Spielverlauf. Losfahren, Scheitern und es später nochmal probieren.
Warum vier Piraten sich alle zu einer zentralen Insel aufmachen, dabei hunderte Male scheitern und immer wiederkehren, das lässt sich nicht leicht in eine Story einbetten. Folglich verzichtet der Huch-Verlag auch weitestgehend darauf. Es passieren halt auch zu viele Dinge, welche sich nicht erklären ließen: Schätze welche beim Sinken über den halben Plan oder vom Brett fliegen, auf magische Weise wieder auf der Insel landen oder halt irgendwo im Meer wieder geborgen werden können. Manchmal landen Sie auch einfach direkt mal auf einer Heimatinsel. Dies ließe sich jetzt noch ein wenig fortführen. Im Endeffekt ist es egal.
Das Spiel selbst funktioniert und hat seinen Reiz. Man ist bestrebt einen Weg an den Strudeln vorbei zu finden und ist der Verzweiflung nahe, wenn man sich einen Strudel doch nicht gemerkt hat. Helfen können dabei jeweils drei Bojen. Diese stehen einem jeden Spieler zur Verfügung. Nach einer Bootsbewegung lassen sich diese einsetzen oder umsetzen um Stellen mit Strudeln zu markieren.
Bis man einen Weg zur Insel und wieder zurück gefunden hat, können aber viele, viele Versuche nötig sein. Huch empfiehlt das Spiel ab 7 Jahren. Vom Handling her könnten es auch schon jüngere Kinder spielen. Wahrscheinlich wichtiger wäre jedoch ein Verpackungshinweis, dass Bermuda Pirates nur für frustrationsresistente Kinder und Erwachsene geeignet ist. So kann das ewige Nachvornekippen des Bootes durchaus an den Nerven zehren. Ich habe in der Tat auch Partien erlebt, welche abgebrochen wurden.
Wem man sich aber darauf einlassen und übers Scheitern lachen kann, dann ist Bermuda Pirates ein Spiel, welches massiv gute Laune machen kann.
Grandios gelöst ist zudem das Problem möglicher Memorisierbarkeit des Spielplans. Dieser ist nämlich fünfteilig. Zum einen gibt es den sichtbaren Spielplan. Weiterhin gibt es aber noch vier Spielplanviertel, welche vor Beginn der Partie unter dem eigentlichen Spielplan befestigt werden. Diese Spielplanviertel sind magnetisiert und lassen sich frei unter dem Spielbrett anordnen und drehen. Folglich ergibt sich immer wieder ein neues Spielbrett mit neuer Herausforderung. Die Strudel befinden sich stets woanders. Dies ist mit einfachen Mittel wirklich sehr gut gelöst worden. Auch die Gestaltung des Materials kommt dem Spiel entgegen. Der Spielplan und die Spielfiguren sind nicht besonders detailreich ausgearbeitet. Das Ganze ist eher funktional und robust umgesetzt. Meiner Meinung nach eine gute Designentscheidung. Die Boote werden ja einige Wege innerhalb des Bermuda-Dreiecks nehmen müssen.
Klar ist bei diesem Spielprinzip auch, dass der Gewinner der Partie nicht zu geringen Maße vom Glück bestimmt wird. Eine gute Merkfähigkeit hilft sicherlich erfolgreich zu spielen. Wie häufig aber jemand in verschiedene Strudel gerät bis er den richtigen Weg findet oder wie glücklich oder unglücklich ein über Bord gegangenen Stein landet, das hat wenig mit spielerischen Können zu tun.
Bermuda Pirates ist ein Erlebnis bei dem es meiner Meinung wenig um das Gewinnen geht. Eher ist dabei der Weg das Ziel und in dem Fall sind das einige Segelfahrten, welche unternommen werden dürfen.
Gut spielen lässt sich Bermuda Pirates mit Kindern im Grundschulalter. Auf Grund der Einfachheit der Regeln ist es auch ein Spiel mit dem sich Kindergruppen gut alleine beschäftigen können. Die Spieldauer ist mit etwa 20 Minuten auch überschaubar. Man sollte jedoch mindestens Frustration auf dem Level "einer Partie Mädn überstehen" wegstecken können. Dann wird man auch an den Bermuda Pirates seinen Spaß haben.
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Bermuda Pirates von Jeppe Norsker
Erschienen bei Huch!
sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Huch!)
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