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05.08.2020

Parks


Langweilig! Ein weiteres euro-ähnliches Spiel, bei dem wir kleine Meeple einsetzen, irgendwas bekommen und dieses Irgendwas dann gegen Siegpunkte tauschen. Boar, und warum machen manche da so einen Hype draus??!! Und das auch noch für 50 Tacken? Echt lame! – So könnte jemand Parks beschreiben, der absolut kein Feingefühl besitzt (und vielleicht einen gewissen Hass gegen Arbeiter-Einsetz-Spiele hat). Aber ist es das? Oder ist Parks vielleicht auch viel, viel mehr? Begeben wir uns auf eine kleine Wanderung. Kommt mit!

Wegbeschreibung

Die Assoziation einer Wanderung bietet sich für Parks ganz besonders an, da es in diesem Spiel genau darum geht: Wir durchqueren die verschieden Nationalparks Nord Amerikas. Wunderschön illustriert und der Reihe fifty-nine Parks entnommen, will uns dieses Spiel die Natur der USA näherbringen. Dabei ist es für 2 bis 5 Wanderbegeisterte gedacht und lässt sich in 45-90 Minuten spielen. Wobei, es geht auch allein, aber darüber werden wir später reden. 

Um dieses Nationalparks im Spiel bereisen zu können, sammeln wir vorher auf einer nicht näher konkretisierten Wanderroute Erfahrung. Mit dieser Erfahrung können wir dann letztlich die großen Parks besuchen, und ja, auch der Grand Canyon oder der Yellow Stone National Park sind vertreten. Wir werden also wahrlichen Größen gegenüberstehen.


Anstieg

Parks läuft dabei klassisch Rundenweise ab, bietet jedoch die ein oder andere Besonderheit: Zunächst bekommt jeder 2 Wanderer und ein brennendes Lagerfeuer. Diese Wanderer werden an den Beginn oder Einstieg der Route gestellt und wenn man an der Reihe ist, darf man seinen Wanderer beliebig weit auf der vor ihm liegenden Route bewegen, niemals zurück! Landet er dann auf einem freien (! Warum das so wichtig ist, klären wir auch später, Geduld) Feld, darf er die Aktion ausführen. In den allermeisten Fällen bekommt man schlicht etwas: Wasser, Sonne, Berge oder Bäume. Manchmal auch einen Joker. Aber an sich wars das. Diese vier Ressourcen-Typen gilt es in der richtigen Kombination zu sammeln, um die großen Parks bereisen zu können. Um beispielsweise in den Grand Canyon zu gehen, braucht es halt enorm viel Berg-Erfahrung, logisch. Man will ja auch nicht abstürzen, weil man das Gelände nicht gewohnt ist. Ist man dann durch die Strecke durch und stellt seinen Wanderer auf den Ausstieg, hat man dabei die Wahl, ob man entweder Parks der Auslage reservieren, direkt welche bereisen oder Ausrüstung kaufen will.

So einfach? Naja, es gibt da noch diesen Hacken mit der Interaktion: Steht bereits ein Wanderer auf einem Feld, darf ich auch auf dieses Feld, aber nur, wenn mein Lagerfeuer noch brennt. Ich muss es dann löschen (umdrehen). Danach darf ich nicht wieder ein besetztes Feld besuchen, bis mein erster Wanderer den Wanderweg verlässt (dann aktiviert sich das Lagerfeuer wieder). Ich habe hierfür lange nach thematischen Erklärungen gesucht, vielleicht dass nur ein Feuer in einem gewissen Abschnitt brennen darf, um die Natur zu schützen. Aber wenn es dann einmal aus ist, würde das ja immer gelten? Ehrlich, ich weiß es nicht und habe diese Regel dann einfach akzeptiert. Spielerisch funktioniert sie super, auch wenn sie für mich thematisch keinen Sinn ergibt. 


Ausrüstung

Werfen wir nun einen Blick auf das, was wir mit auf die Wanderung nehmen, oder besser gesagt: Was wir in der Spieleschachtel für unser Abenteuer so finden. Zunächst: Durch das Inlay von GameTrayz ist das Material wirklich unglaublich gut und strukturiert verpackt. Ich habe noch nie ein solches, serienmäßiges Inlay gesehen. Aber gut, es ist auch von GameTrazy, meistens wissen die, was sie tun. Manko: Möchte man die Karten sleeven, hat man schlechte Karte (und `nen schlechten Wortwitz), denn alles ist wirklich auf Kante genäht und würde mit Sleeves einfach nicht passen. Davon abgesehen, ist das Material absolut großartig! Wunderbar verarbeitet, Sortiereinlagen für die verschiedenen Holzsachen, und die Joker sind sogar einzigartig! Da gibt es zum Beispiel einen kleinen Delphin oder einen Elch – einfach herzzerreißend! Von der Qualität der Karten ganz zu schweigen. Alles schön dick, griffig und wunderschön illustriert. Wie oben schon erwähnt, entstammen diese Illustrationen dem Kunstprojekt fitfy-nine Parks. Darin verarbeiten verschiedenste Künstler die Nationalparks der USA und wollen wieder Interesse für diese wecken. Daher sind die Karten nicht nur schön gestaltet, nein jede Karte für sich genommen, ist ein wahres Kunstwerk. – Verzeiht, wenn ich beim Material so enorm ins Schwärmen verfalle, aber wer eine Box Parks mal ausgepackt und wieder zusammengepackt hat, wird mich verstehen. Es ist toll, großartig, es passt alles. Und ich höre jetzt auf, vom Material zu sprechen, schließlich gibt es noch andere Highlights auf unserer Wanderung. Weiter geht’s! 


Kraftreserven mobilisieren

Das interessante an Parks:  Es gibt abseits der oben beschriebenen Regeln noch so viel mehr zu entdecken. Beispielsweise geht jeder Spieler mit einem Vorsatz ins Spiel (das sind Karten mit bestimmten Zielvorgaben) und wenn er diese erfüllt, hagelt es Extrapunke. Diese Vorsatzkarten ermöglichen es, in einem recht vielseitigen Spiel eine Strategie zu fokussieren und helfen dadurch vielleicht auch den Einsteigern im Wanderspiel. Obendrauf gibt es noch Jahreszeiten! Da man in einem Spiel Parks den oben beschriebenen Wanderweg insgesamt vier Mal durchläuft, verändert sich nicht nur dieser jedes Mal, sondern es gibt auch unterschiedliches Wetter. Bedeutet, dass Sonne bzw. Wasser Marker auf der Strecke verteilt werden und als Bonus für denjenigen dienen, welcher als erster dieses Feld besetzt. Weiterhin bietet das Spiel noch eine Ausrüstungsmechanik und Wasserflaschen, die meinen Spielstil individualisieren oder mich mit regelmäßigen Boni versorgen. Dass man auch noch Fotos knipsen kann, die Extrapunkte wert sind, habe ich ebenfalls noch nicht erwähnt. Ihr merkt: Abseits des simplen Einsetzens und Tokensammlens, wartet in einer Schachtel Parks jede Menge Abenteuer auf euch.


Aussicht genießen

Spoiler: Mir gefällts. Wer hätte es gedacht – meine Euphorie war mir wohl anzumerken. Doch warum nun genau? Parks ist mal wieder eines der Spiele, bei denen das Gesamtkonzept stimmt. Ein griffiger Spielablauf trifft hervorragende Komponenten und eine wahnsinnig schöne Spielgestaltung. Selbst wenn man nicht sonderlich gut im Spiel ist, macht es dennoch Freude, einen Nationalpark zu bereisen und sich an der wunderschönen Gestaltung zu erfreuen. Ein auf den ersten Blick simples Regelwerk wird durch viele kleine Extras erweitert und bietet dadurch auch nach mehrmaligem Spielen immer wieder Abwechslung. Zudem ist die Einstiegshürde auch für Gelegenheitsspieler nicht sonderlich hoch, sodass ich dieses Spiel im unteren Kennerbereich in Bezug auf seine Komplexität einordnen würde. Für wen ist Parks nun geeignet? Eigentlich für jeden! Gut, vielleicht nicht für die Familie mit zwei Kindern die gerade 6 Jahre geworden sind und unbedingt losspielen wollen, aber die 10+ der Schachtel kann man problemlos vertreten. Auch bietet es durch die vielen Verknüpfungen einen Reiz für Vielspieler, da man doch nicht alles beim ersten Mal spielen erlebt und es verschiedene Strategien zu entdecken gilt.

Zwei Dinge müssen abschließend noch besprochen werden: Preis und Spielerzahl. Ja, ich weiß, Parks ist `ne kleine Box und möchte UVP 50€ für sich beanspruchen. Dem sei gesagt, dass die Größe dieses Mal das Minimum ist, hier wurde absolut kein Platz verschwendet, sondern alles vollgepackt! (An dieser Stelle möchte ich kein Verlagsbashing betreiben, aber es gibt da so ein paar Favoriten, die gerne viel Box und wenig Spiel verkaufen. Und dann wollen die trotzdem 30-40€….naja.) Außerdem habe ich mich beim Verlag erkundigt, wie der Preis zustande kommt: Zunächst muss man schlicht das Material von Parks betrachten. Dieses ist verdammt wertig und auch sein Geld wert. Danach ist das mit Lizenzen immer so eine Sache. Hier liegt eine Lizenz von fifty-nine Parks drauf, wodurch auch eine ganze Menge Künstler ein paar Cent vom Betrag abbekommen. Und zu guter Letzt: Natürlich geht auch ein Teil des Erlöses direkt in die Nationalparks. Demzufolge bewirkt der Preis auch echt viel Gutes. 


Und dann ist da noch die Spielerzahl: 1-5 steht auf der Packung. Wieder so ein kleines naja. Solo klappt es tatsächlich, auch wenn ich selbst dem Solospielen nicht wirklich viel abgewinnen kann. Dieses Spiel lebt von der Interaktion mit den Mitspielern. Sich gegenseitig die Plätze wegnehmen, aktiv einen Wanderweg blockieren und sich dann freuen, dass das Gegenüber keine sinnvollen Möglichkeiten mehr hat. Sowas macht schon glücklich. Auch zu zweit funktioniert das schon echt gut. Zugegeben, zu fünft wird es etwas sehr wuselig und enorm zufällig, da so viel passiert, es man selbst wieder am Zug ist. Spielbar ist es dennoch.

Ein letzter Satz? Parks ist toll, unglaublich gut verarbeitet und bietet wuchtigen Spielspaß mit wunderschöner Grafik: Anschauen ist Pflicht!

PS: Ich selbst war sehr enttäuscht, dass es Parks nicht mal auf die Empfehlungsliste des (Kenner-) Spiels des Jahres geschafft hat. Für mich definitiv unerklärlich und ein Fehler der Jury.


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Parks von Henry Audubon
Erschienen bei Feuerland Spiele
Für 1 bis 5 Spieler in ca. 60 Minuten ab 10 Jahren
Boardgamegeek Link


sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Feuerland Spiele)