Unsere Befürchtungen wurden leider bestätigt und die Spiel in Essen 2020 wurde abgesagt. Corona sei Dank. Ob sich Agenten und Spione auch an sowas halten? Im Spiel Spyfest (ehemals Spycon) vom Verlag Hobbyworld veranstalten diese zumindest eine Convention und wie es sich für richtige Spione gehört, kommt jeder verkleidet um unerkannt zu bleiben. Dennoch möchte man aber ja eine Convention nutzen um sich auszutauschen. Wie lotse ich mein Team also zu mir, ohne das andere mich erkennen?? Finden wir es heraus! Spyfest ist ab 4 Spieler geeignet, nach oben gibt es theoretisch keine Grenze, wobei auf der Verpackung 10 angegeben wurde. Die Namensähnlichkeit zu Spyfall (im Deutschen bekannter als Mission Undercover) ist kein Zufall, Spyfest ist quasi der Nachfolger.
[MATERIAL]
In der kleinen quadratischen Box, finden wir relativ viel. Zunächst natürlich ein Haufen Karten, aber auch abwischbare Tableaus mit passenden Stiften und Papp-Standees. Die Qualität ist in Ordnung, aber nicht überragend. Schreiben und Abwischen klappt aber wunderbar.
Optisch wurde sich an Spyfall orientiert. Kein Wunder. Mir persönlich gefällt es gut, ich mag diesen Stil von Karikaturen.
[ABLAUF]
Das Spiel kann man wohl wirklich in 5 Minuten erklären. Man teilt sich in zwei Teams auf und entscheidet sich zu Beginn einer Runde, ob man historisch bekannte Personen als Verkleidung wählt oder Fantasie- bzw. Romanfiguren. Ein Spion von einem Team zieht nun eine Verkleidung und muss versuchen seinem Team zu erklären, wie er sich verkleidet hat, allerdings muss er das so tun, dass das gegnerische Team nicht darauf kommt. Möchte nämlich jemand raten, wer derjenige ist, wird IMMER zuerst das gegnerische Team gefragt und dann das eigene.
Damit das eigene Team einen kleinen Vorteil hat, zieht der verkleidete Spion eine Gegenstands-Karte, die nur er und sein Team kennen. Im Laufe der Beschreibung kann er also diesen Gegenstand verwenden, um sein Team auf die Verkleidung zu bringen. Zu Beginn der Partie wird hier aus einem A- und B-Deck von Gegenständen gewählt.
Warum jeweils diese Aufteilungen in verschiedene Decks? Weil jedes Team die erwähnten Tableaus hat, auf denen alle Verkleidungen bzw. Gegenstände aufgelistet stehen. Bei Fehlversuchen oder wenn man meint, dass kann man sofort ausschließen, können dort die Begriffe durchgestrichen werden.
Insgesamt hat man 3 Versuche zu lösen, im Normalfall bekommt man mehr Punkte je früher man es schafft. Wobei die Punkte hier Schritte auf einem “Roten Teppich” sind, je nach Platzierung auf diesem Teppich kann die nächste Raterunde leichter oder schwerer werden, durch kleine Änderungen wie z.B. dass man zwei Gegenstandskarten verwenden darf oder es nur zwei Versuche gibt. Außerdem stehen jedem Team noch Aktionskarten zur Verfügung, die man jederzeit einsetzen kann. Eine Karte erlaubt z.B. eine direkte Frage an den Spion, welche dieser mit JA oder NEIN ehrlich beantworten muss.
Das Team, welches mit seinem Standee das Ende vom Roten Teppich erreicht hat, gewinnt das Spiel.
[FAZIT]
Leider lies Corona es nicht zu, dass ich dieses Spiel in einer wirklich großen Runde testen konnte, aber zum Glück gibt es ja auch Familie, so konnte man zumindest die Mindestzahl erreichen. Spyfest bringt in der richtigen Runden auf jeden Fall Spaß und zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich wir alle denken. Aber eins sei euch gesagt, auch wenn das Spiel schnell erklärt ist, ist es wirklich nicht einfach, die richtige Umschreibung zu finden, ohne das es zu offensichtlich wird. Wenn man bei “Santa Clause” anfängt mit “Ich komme einmal im Jahr” und jeder sieht auf dem Tableau, dass es eigentlich zu keinem anderen passt, hat man schon ins Klo gegriffen. Dann versucht man es natürlich mit dem Gegenstand, aber “EIMER” und “SANTA CLAUSE” ?!? Puuuh.. ihr seht schon, da wird einiges an Kreativität abverlangt.
Klar sind Ähnlichkeiten zu Decrypto und Codenames vorhanden, es ist aber dennoch ausreichend anders, damit es eine Daseinsberechtigung hat. Gerade für Spieler, die z.B. nur Mission Undercover (bzw. Spyfall) besitzen, ist Spyfest auf jeden Fall eine gelungene Abwechslung. Mission Undercover verwendet ja den Hauptmechanismus von Fake Artist und mit beiden Spielen kann man nun eine schöne Kombination an Partyspielen auf den Tisch bringen.
Wer also seine Freude mit dieser Art Spielen hat, wird hier nicht enttäuscht. Bisher gibt es zwar leider nur eine englische Fassung, aber da es zu jedem Gegenstand und Verkleidung ein Bild gibt, sollte jedem klar sein um was es geht. Evtl. vorher einmal alle Gegenstände kurz durchgehen. Nett ist auch, dass die Macher in der Anleitung einen kurzen Text zu JEDER Verkleidung verfasst haben, falls man mal so gar keinen Schimmer haben sollte. Ansonsten schnell das Internet hinzuziehen (so wird es ebenfalls empfohlen).
Spieler die schon Codenames, Decrypto und evtl. mehr im Regal stehen haben, sollten für sich selber prüfen, ob es genug anders ist, um es in die Sammlung aufzunehmen. Ansonsten kann man es aber mit ruhigem Gewissen empfehlen, wenn man die passende Runde hat.
Für wen ist das Spiel?:
Kinder: 0 von 5 (die Erklärungen sind viel zu kompliziert und kann von Kindern nicht abverlangt werden, selbst mancher Erwachsener wird hier arg seine Probleme haben)
Familienspieler: 4 von 5 (Gelegenheits- und Partyspieler werden sich damit sicherlich wohl fühlen, aber man sollte schon eine Affinität zum Reden haben)
Kennerspieler: 3 von 5 (Es ist herausfordernd genug, denk ich, aber hier wird noch mehr entscheiden, wie weit man solche Spiele mag)
Expertenspieler: 1 von 5 (ich vermute schlichtweg, dass die meisten Expertenspieler mit dieser Art von Spiel keinen Spaß haben, Ausnahmen bestätigen die Regel)
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Spyfest von Alexandr Ushan
Erschienen bei Hobbyworld
Erschienen bei Hobbyworld
Für 4 bis 10 Spieler in ca. 45 Minuten ab 12 Jahren
Boardgamegeek-Link
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sämtliche Bilder sind von uns selbst erstellt oder aus dem Pressematerial des jeweiligen Verlages (hier Hobbyworld)